Es hätte schlimmer kommen können. Die deutschen Tischtennis-Herren müssen sich bei der Team-EM in ihrer Gruppe mit Kroatien, Spanien und Weißrussland auseinandersetzen, wie die Auslosung am Mittwoch ergab. Auch die Damen stehen vor lösbaren Aufgaben.
Die deutschen Herren haben nach zwei Finalniederlagen in Folge bei der Mannschafts-EM in Luxemburg (13. bis 17. September)etwas gutzumachen, zuletzt verloren sie 2015 in Jekaterinburg das Endspiel gegen Österreich mit 2:3. Im Team-Ranking der ITTF finden wir Deutschland direkt hinter China an Position 2, während Kroatien, das in Andrej Gacina seinen Topmann hat, 20. ist. Frane Kojic und besonders U21-Europameister Tomislav Pucar sind zwar spielstarke junge Akteure, können der DTTB-Auswahl im Normalfall aber nicht gefährlich werden. Weißrussland (ITTF Team-WRL Platz 30) hat natürlich den Weltranglisten-12. Vladimir Samsonov als überragenden Spieler in seinen Reihen, doch hinter ihm gerät der Motor ins Stocken – allenfalls Pavel Platonov sorgt gelegentlich für Überraschungen. Die Spanier mit Alvaro Robles, Neuzugang des TTC Schwalbe Bergneustadt, sowie Carlos Machado und Jesus Cantero sind vermutlich als schwächster Vorrundengegner einzustufen, auch wenn sie mit Platz 23 im Team-Ranking des Weltverbandes besser eingestuft sind als Samsonov und Co.
Han, Shan und Co., die als Titelverteidigerinnen ins Turnier gehen, treffen in der Vorrunde ebenfalls auf Kroatien sowie auf Ungarn und Schweden. Auch hier gilt, dass fast alle Teams mindestens über eine starke Spielerin verfügen, doch die DTTB-Auswahl, der ja auch noch Petrissa Solja angehört, ist wesentlich ausgeglichener besetzt. Zu beachten sind sicher die Ungarinnen, im Team-Ranking der ITTF an Position 15 zu finden. Mit Georgina Pota haben sie eine Topspielerin in ihren Reihen sowie mit Szandra Pergel und Dora Madarasz Akteurinnen, die in Potas Windschatten gelegentlich über sich hinauswachsen. Schweden (Team-WRL Platz 25) hat eine Matilda Ekholm in ihren Reihen, hinter ihr wird die Luft dünn. Kroatien (Team-WRL Platz 27) verfügt gegenwärtig nur über eine Spielerin unter den TOP 150 der Welt, nämlich Tian Yuan (WRL 130).
Richard Prause, Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes, bringt es auf den Punkt: „Die Herren haben sich natürlich viel vorgenommen. Wir wissen aber um die Stärke der Konkurrenz und werden kein Team unterschätzen. Aber wir sind in beiden Wettbewerben der Favorit und wollen zwei Titel aus Luxemburg mit nach Hause nehmen.“
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: ITTF