Eine spannende Saison liegt vor uns, in der die TTF Liebherr Ochsenhausen wieder auf drei Hochzeiten tanzen werden. Wir haben TTF-Sportmanager Daniel Zwickl, viele Jahre ungarischer Nationalspieler, befragt, was wir erwarten können.
Herr Zwickl, was muss getan werden, damit die „jungen Wilden“ aus Ochsenhausen diesmal noch erfolgreicher spielen als letzte Saison? Play-off-Halbfinale in der Meisterschaft und Viertelfinale in der Champions League waren ja nicht übel, aber noch nicht der große Wurf.
„Man muss einfach konstant und bewusst mit der Mannschaft weiter arbeiten. Es ist selten, dass man mit dem gleichen Team weiterspielt, und es ist uns gelungen, diese junge, talentierte und motivierte Truppe zusammenzuhalten. Selbstverständlich werden wir an den Kleinigkeiten arbeiten. Und natürlich müssen wir uns weiter verbessern, wenn wir ein Finale erreichen oder vielleicht sogar einen Titel holen wollen. Da gilt es dann auch, an solchen entscheidenden Tagen hellwach zu sein und Bestform abzurufen, was uns letzte Saison zum Beispiel im Play-off-Halbfinale noch nicht gelungen ist. Die Basis ist jedenfalls gut, die Jungs sind super und das Klima im Team ist hervorragend. Wir müssen mit Selbstbewusstsein und großem Vertrauen in die Spieler weiter arbeiten. Wenn das alles funktioniert, werden wir eine sehr gute Saison spielen.“
Die TTF haben für diese Saison ein sehr mutiges und richtig offensives Motto gewählt: „Ein Team – ein Ziel: Der Titel“. Heißt das, dass nun auf allen Ebenen angegriffen wird?
„Wir und die Spieler müssen mit dem Wort ‚Titel‘ umgehen können. Man muss darüber sprechen, man muss das Wort benutzen, es hilft bei der Motivation. Auf der anderen Seite zählen keine Worte. Es zählt nur, was man am Tisch zeigt und was wir Spieltag für Spieltag an Leistung bringen. Die Basis wird durch die tägliche Arbeit und den Glauben an unsere Stärken geschaffen. Die New Zealand All Blacks im Rugby haben ein Motto: `walking towards the pressure and embrace the expectations` – das gilt auch für uns!”
In welchem Wettbewerb sehen Sie die größten Chancen auf einen Titel?
„Klar, man spricht immer wieder von Titeln, aber es kommt mit der Zeit. Diese Saison, nächste Saison, übernächste Saison – man weiß das noch nicht. Außerdem werden wir in allen Wettbewerben unser Bestes geben und rechnen nicht, was am Ende dabei herauskommt. Wir spielen immer 100 Prozent Tischtennis. Es kann sogar sein, dass wir zunächst die Champions League gewinnen und den Pokal vielleicht erst in fünf Jahren, es ist alles möglich, es ist keine Mathematik und nicht exakt berechenbar, aber ich bin überzeugt, dass mit der Zeit Titel kommen werden.“
Was macht Sie optimistisch, dass die TTF nun den vielleicht entscheidenden Tick weiter sind als letzte Saison, um die Erfolge zu feiern, die zuletzt noch verfehlt wurden?
„Die Spieler sind besser geworden und verbessern sich immer weiter. Und sie sind wieder ein Stück reifer geworden. Sie haben mehr Erfahrung gesammelt und wissen nun auch genauer, was die Belastung über eine ganze Saison mit vielen Wettbewerben mit sich bringt. Unsere Aufgabe im Management ist es, die Umgebung, die Atmosphäre und die Möglichkeiten zu schaffen, dass die Spieler die besten Leistungen in den wichtigsten Momenten abrufen können.“
Wie beurteilen Sie die Stärke der TTBL? Bleibt alles beim Alten mit vier Vereinen, die deutlich vor den Konkurrenten anzusiedeln sind, oder sind weitere Klubs dabei, denen etwas zuzutrauen ist? Wie sieht es im Pokal aus?
„Die Bundesliga ist stärker geworden, die Topmannschaften bleiben gleich, aber es kommen weitere dazu, die besser aufgestellt sind als letzte Saison, wie Bremen zum Beispiel. Einige Teams haben sich gut verstärkt. Es wird eine interessante Saison werden, in der Tabelle könnte es sehr eng zugehen und eine knappe Entscheidung um die Play-off-Plätze ist nicht unwahrscheinlich. Danach in den Play-offs ist wie immer alles offen. Und natürlich wollen wir es diesmal ins Liebherr Pokal-Finale in Neu-Ulm schaffen. Das wäre dann für uns ein Heimspiel mit vielen Fans im Rücken. Aber wir gehen auch hier Schritt für Schritt heran und konzentrieren uns erst einmal auf das Auftaktmatch. Unser Achtelfinalgegner Grenzau ist stärker als letzte Saison, aber wir sind bereit, diese Saison auch im Pokal anzugreifen.“
Die jungen Spieler müssen immer wieder in ihren Nationalteams Verantwortung übernehmen und auf der World Tour um Weltranglistenpunkte kämpfen. Wie steuert man die Belastungen? Wie erreicht man, dass die Akkus nicht in der wichtigsten Saisonphase leer sind?
„Das ist unsere größte Herausforderung. Unsere Jungs spielen alle sehr häufig international, außerdem müssen sie bei dem neuen Weltranglistensystem noch öfter ran als früher. Je älter sie werden, desto besser werden sie das Jahr managen. Dazu braucht ein Profi nämlich auch eine gewisse Erfahrung. Unsere Verantwortung und Aufgabe liegt darin, dass wir das System mit unseren fünf Spielern so managen, dass das Team in den wichtigsten Momenten die beste Leistung bringen kann. Trainerteam und Management spielen hier eine wichtige Rolle und auch wir werden unser Bestes geben.“
Das komplette Interview mit neun Fragen an Daniel Zwickl finden Sie im Saisonmagazin 2017/18 der TTF Liebherr Ochsenhausen, das ab Mitte August erhältlich sein wird. Anfordern kann man es auf der Geschäftsstelle des Vereins.
Interview & Foto: Dr. Stephan Roscher