Mi, 4. Dezember 2024
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EM 2017: Favoritenstürze in Luxemburg

Nicht alle Viertelfinals verliefen für die Favoriten so reibungslos wie für die DTTB-Teams. Das Ausscheiden der schwedischen Herren gegen Slowenien war eine dicke Überraschung. Doch auch das Aus für Österreichs und Ungarns Damen hatten viele nicht auf dem Plan.

Die Männer aus Schweden, zu zwei Dritteln identisch mit Borussia Düsseldorf, wurden „brutalstmöglich“ auf den Boden der Realität zurückgeholt. Mit dem Halbfinale und damit einer Medaille hatten sie fest gerechnet und auch Chancen gesehen, in einem möglichen Endspiel die favorisierten Deutschen zu ärgern.

Doch das Tre Kronor-Team hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht – und der hieß Slowenien. Tokic und Kollegen hatten eben nicht rein zufällig in „Killergruppe“ B den in Bestbesetzung angetretenen Titelverteidiger Österreich ins Tal der Tränen gestürzt. Sie präsentierten sich auch im Viertelfinale bissig, angriffslustig und auf erstaunlich hohem Niveau. Was der 36-jährige Bojan Tokic, Dauerbrenner beim 1. FC Saarbrücken, zeigte, war einfach richtig gut. Zunächst punktete er gegen den bis dahin in Luxemburg so überzeugenden Anton Källberg – gerade als der 16 Jahre jüngere Skandinavier das Geschehen nach egalisiertem 0:2-Satzrückstand endlich in den Griff zu bekommen schien, setzte Tokic nochmals den Turbo in Bewegung und schnappte sich den fünften Durchgang mit 11:4.

Zwar blieb Darko Jorgic gegen Mattias Karlsson ohne Chance und Deni Kozul konnte – trotz guter Gegenwehr – das 1:2 aus slowenischer Sicht durch Kristian Karlsson nicht verhindern, doch danach stand wieder Tokic in der Box. Und der machte mit Mattias Karlsson nicht viel Federlesens (11:8, 11:5, 11:6). Das war die Steilvorlage für den 18-jährigen Darko Jorgic, mit dem TTBL-Aufsteiger TSV Bad Königshofen offensichtlich einen sehr guten Griff getan hat. Jorgic kämpfte sich als klarer Außenseiter mit Herzblut und Können in das Match gegen den für Källberg eingewechselten, routinierten Pär Gerell hinein und durfte am Ende ein 11:8, 8:11, 11:9 und 11:6 und den sensationellen Halbfinal-Einzug seiner Mannschaft bejubeln.

Natürlich dürfte es heute gegen Deutschland schwer bis unmöglich werden, einen dritten Turnierfavoriten zu düpieren, jedoch aus dieser EM mit einer Medaille herauszugehen, ist ein großer Erfolg für das slowenische Tischtennis.

Das 3:0 der „Équipe Tricolore“ gegen die Griechen mit einem weiterhin im Turnier ungeschlagenen Simon Gauzy kam nicht überraschend. Dass Gionis und Co. allerdings demontiert wurden und mit 0:9 Sätzen untergingen, ist schon der Erwähnung wert. In dieser Verfassung sind die Franzosen auch im Halbfinale gegen Portugal nicht ohne Chance.

Letzteres ließ gegen die Kroaten beim 3:1 nichts anbrennen, wenngleich Gacina und Co. gar nicht so weit von einer Überraschung entfernt waren. Marcos Freitas (3:0 gegen Tomislav Pucar, 3:2 gegen Gacina) machte den Unterschied, während Joao Monteiro einen weiteren Punkt gegen Tomislav Kolarek beisteuerte (3:1). Gacina hatte zwischenzeitlich gegen Tiago Apolonia in einem wahren Thriller für den 1:1-Ausgleich gesorgt. Im Schlüsselspiel gegen Freitas unterlag der Ex-Grenzauer mit 9:11 im fünften Satz, sonst wäre es in Sachen Halbfinale für den Titelträger von 2014 ganz eng geworden.

Starke Holländerinnen, Russinnen und Rumäninnen

Bei den Damen war auch einiges los. Dass die Rumäninnen, die Deutschland herausfordern möchten und heiß auf den Titel sind, von Portugal nicht zu bremsen sein würden, war zu erwarten. Beim 3:0 mussten allerdings Daniela Monteiro-Dodean (gegen Yu Fu) und Elizabeta Samara (gegen Shao Jieni) über die volle Distanz gehen und konnten ihre Entscheidungssätze gerade so mit 11:9 nach Hause bringen. Wären beide an Portugal gegangen, hätte die Partie eine ganz andere Richtung bekommen.

Die Russinnen – obwohl  auf dem Papier mit Mikhailova, Noskova und Vorobeva nicht wirklich überragend besetzt – haben bisher ein ganz starkes Turnier gespielt. Das mussten auch die Ungarinnen am Freitag neidlos anerkennen, denen mancher einen Weg bis ins Finale zugetraut hatte. Es ging wirklich eng zu beim 3:1 für Russland, doch den Unterschied machte eine Abwehrspielerin. Die Ex-Berlinerin Polina Mikhailova schlug zum Auftakt Dora Madarasz in fünf extrem umkämpften Sätzen knapper hatte als im vierten Match Gina Pota (3:1). Zwischenzeitlich hatte noch Yana Noskova gegen Szandra Pergel gepunktet, so dass am Ende für Ungarn nur Potas 3:2 über Olga Vorobeva auf der Habenseite stand.

Noch mehr überraschte manchen die 2:3-Niederlage der Österreicherinnen gegen die Niederlande, die sich auch ohne Li Jiao als sehr gut harmonierendes Team erwiesen haben, in dem jeder für jeden kämpft. Defensivstrategin Li Jie war gegen die Österreicherinnen richtig gut aufgelegt und punktete gegen Liu Jia (3:2) wie auch gegen Sofia Polcanova (3:0). Kim Vermaas musste Materialkünstlerin Amelie Solja zu einem 3:1-Erfolg gratulieren. Zwar konnte Ex-Bundesligaspielerin Britt Eerland gegen Polcanova noch nichts reißen (11:13, 10:12, 6:11), doch im alles entscheidenden Match gegen „Susi“ wuchs Hollands Nummer zwei über sich hinaus und kam zu einem sensationellen 3:0-Erfolg (11:5, 11:7, 12:10). Der Jubel von Oranje kannte keine Grenzen mehr.

Zur Stunde läuft bereits die Halbfinal-Partie gegen Deutschland. Man darf gespannt sein, ob es den Holländerinnen gelingt, auch den Turnierfavoriten in Verlegenheit zu bringen.


HERREN Viertelfinale

Deutschland – Ukraine 3:0
Schweden – Slowenien 2:3
Frankreich – Griechenland 3:0
Portugal – Kroatien 3:1

Samstag, Halbfinale
Frankreich – Portugal (16 Uhr)
Deutschland – Slowenien (19 Uhr)
Sonntag, Finale
17 Uhr


DAMEN Viertelfinale

Deutschland – Polen 3:0
Österreich – Niederlande 2:3
Russland – Ungarn 3:1
Rumänien – Portugal 3:0

Samstag, Halbfinale
Deutschland – Niederlande (10 Uhr)
Russland – Rumänien (13 Uhr)
Sonntag, Finale
14 Uhr

 

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Text & Archivfotos (2): Dr. Stephan Roscher

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