Fr., 28. Februar 2025
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TTBL: Langnoppen-Japaner schockt Grenzau

Kennen Sie Koudai Hiraya? Nein? Beim TTC Zugbrücke Grenzau weiß man seit Samstagabend sehr genau, wer Koudai Hiraya ist. Der japanische Defensivkünstler war nämlich maßgeblich beteiligt am 3:1-Sieg des TSV gegen die Westerwälder.

In der Weltrangliste sucht man den Asiaten – Linkshänder und reiner Abwehrspieler mit langen Außennoppen – vergebens und beim TSV ist der 27-Jährige an Position sieben der Bayernliga-Mannschaft gemeldet.

Das liegt aber nicht an der fehlenden Klasse des Japaners, der zuvor bloß in einem japanischen Betriebsklub aktiv war, sondern daran, dass er andere Ziele verfolgt – er ist Mitglied des Trainerteams der Shakehands Company, einer Start-up-Firma des TSV-Sponsors Akihiko Kotani, der Tischtennis-Lehrfilme produziert, und arbeitet an einer Karriere als hauptberuflicher Trainer.

Wie unangenehm Koudai Hiraya spielt, bekam am Samstag vor mehr als 700 staunenden Fans kein Geringerer als Grenzaus Weltranglisten-34. Kou Lei zu spüren. Kou konnte nämlich machen, was er wollte, irgendwie kamen seine Bälle immer wieder zurück, und das meist mit eher ungewöhnlicher Flugbahn. Am Ende stand es 10:12, 7:11 und 10:12 aus Sicht des verdutzten Ukrainers. Und damit war der Weg frei zum Erfolg der Unterfranken.

Der Japaner war eigentlich als etwas spezielle Notlösung – Mizuki Oikawa fehlte – aufgeboten worden und die Westerwälder planten im Kellerduell fest damit, dass Kou gegen den japanischen „Nobody“ sein Team auf die Siegerstraße bringen würde. Zuvor hatte nämlich Darko Jorgic Bad Königshofen, dem von der gestrigen Pokal-Pleite in Bremen nichts mehr anzumerken war, gegen Constantin Cioti in Führung gebracht, was durch Kirill Gerassimenkos 3:0 (3 x 11:9) gegen Kilian Ort egalisiert worden war.

Nach dem dritten Match des Abends lag aber nun der TSV vorne und konnte durch den Slowenen Darko Jorgic, mit dessen Verpflichtung der Verein ein gutes Händchen bewiesen hat, den Bundesliga-Coup in trockene Tücher packen. Und das tat der 19-Jährige denn auch. Das anfänglich sehr enge Match gegen Kirill Gerassimenko, mit Abstand bester Grenzauer in Bad Königshofen, bekam Jorgic nach seinem 1:1-Satzausgleich immer besser in Griff und besiegte den 21-jährigen Kasachen in vier Durchgängen.

Ein historischer Sieg für den Liganeuling – der erste im deutschen Oberhaus –, der gebührend gefeiert wurde. Für Grenzau sieht es als Tabellenschlusslicht mit nunmehr 0:10 Punkten düster aus, die Katastrophensaison 2016/17 scheint sich nahtlos fortzusetzen. Seit Andrej Gacina und Masaki Yoshida nicht mehr im Brexbachtal aufschlagen, ging dort alles schief, trotz eines äußerst kompetenten Trainers. Die nachfolgenden Mannschaften hatten beziehungsweise haben nicht die sportliche Qualität, um in der TTBL Akzente zu setzen. Zudem fehlt bis heute der Führungsspieler, der die anderen aufweckt und mitreißt. Absteigen kann man bekanntlich nicht, aber so hoffnungslos von Niederlage zu Niederlage zu dümpeln, ist sicher nichts, was die Herzen der immer noch zahlreichen Anhänger des Westerwälder Traditionsvereins mit Freude erfüllt.

Am 5.11. schlägt Grenzau in Fulda auf – kaum wahrscheinlich, dass ausgerechnet dort die Wende glückt. Bad Königshofens Chancen, am selben Tag etwas in Bergneustadt bei den bisher maßlos enttäuschenden Schwalben zu reißen, scheinen da schon etwas größer zu sein.

TSV Bad Königshofen – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1
Darko Jorgic – Constantin Cioti 3:1 (11:7, 6:11, 11:9, 11:3)
Kilian Ort – Kirill Gerassimenko 0:3 (9:11, 9:11, 9:11)
Koudai Hiraya – Kou Lei 3:0 (12:10, 11:7, 12:10)
Darko Jorgic – Kirill Gerassimenko 3:1 (10:12, 11:8, 11:5, 11:8)


5. Spieltag der TTBL

TSV Bad Königshofen – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1

Post SV Mühlhausen – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell

SV Werder Bremen – Borussia Düsseldorf

1.FC Saarbrücken-TT – TTF Liebherr Ochsenhausen

ASV Grünwettersbach – TTC Schwalbe Bergneustadt (alle Sonntag, 15.00 Uhr)

 

Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher

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