Das war ein aufregender 6. Spieltag. Dafür sorgte allerdings weniger Senkrechtstarter Mühlhausen, der auch Bremen mit 3:0 abfertigte, als vielmehr Düsseldorf, das gegen Saarbrücken ebenso glücklich gewann wie Bergneustadt gegen Bad Königshofen.
Die Borussia hatte das Glück desjenigen, der ganz oben steht, und einen Kristian Karlsson in Galaform in ihren Reihen, der sowohl Patrick Franziska als auch Bojan Tokic bezwang, letzteren im Schlussmatch mit 12:10 im fünften Satz. Einen weiteren Punkt steuerte Anton Källberg (3:0 gegen Tokic) bei, während für die Saarländer Tiago Apolonia (3:2 gegen Stefan Fegerl) und Patrick Franziska (3:0 gegen Källberg) punkteten. Mit 2:0 hatte der Rekordmeister, der einmal mehr gar nicht die Dienste Timo Bolls benötigte, geführt, dann hatte das Team aus dem Saarland die Schlagzahl erhöht und stand dicht vor einem Auswärtserfolg. „Das war ein echtes Spitzenspiel, das zwei Sieger verdient hätte“, so das Urteil von Düsseldorfs Manager Andreas Preuß, dem keiner widersprechen mochte. „Das ist bitter für uns“, sagte dagegen der Ex-Borusse im 1.FCS-Dress, Patrick Franziska. „Aber wir haben uns super zurückgekämpft. Darauf können wir aufbauen.“
Die Schwalben setzten sich in einem packenden 210-Minuten-Match gegen den stark spielenden Aufsteiger Bad Königshofen nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 durch. Dabei fiel die Entscheidung durch den Spanier Alvaro Robles, der im letzten Match des Tages gegen den Slowenen Darko Jorgic, der zuvor Benedikt Duda knapp geschlagen hatte, nach 0:2-Satzrückstand noch mit 12:10 im Entscheidungsdurchgang gewann. Besonders tragisch aus Sicht der Gäste: Jorgic hatte im fünften Satz bereits mit 6:0 und 7:1 geführt, später noch zwei Matchbälle gehabt und konnte dennoch nicht den ersten Königshofener Bundesliga-Auswärtssieg eintüten. Tischtennis kann eben bisweilen ziemlich brutal sein. Neben Robles punkteten Steffen Mengel (3:1 gegen Kilian Ort) und Duda (3:2 gegen Mizuki Oikawa) für die Schwalben, Oikawa neben Jorgic für die Unterfranken (3:1 gegen Robles).
Mühlhausen rockt die Liga. Die Thüringer legten einmal mehr den schnellsten Auftritt des Spieltags hin und schossen Bremens Werderaner, die nach tollem Start in die Saison nun bereits das dritte Mal in Folge eine Niederlage quittieren mussten, in 114 Minuten (inklusive Pause) gnadenlos aus der Halle am Kristanplatz. Allerdings fehlte beim Gast mit Omar Assar ein wichtiger Leistungsträger. Daniel Habesohn demontierte Hunor Szöcs (3:0), Ovidiu Ionescu kämpfte Bastian Steger nieder (3:2) und der lange Lubomir Jancarik vollendete das Werk durch ein 3:1 über Florent Lambiet. Habesohn bereiten besonders die Heimspiele großes Vergnügen: „Es macht einfach sehr, sehr viel Spaß, hier zu spielen. Deshalb sind wir zuhause sicherlich eine Klasse besser.“
Die Ochsenhausener kommen nach verpatztem Saisonstart immer besser in Tritt. Durch den wettbewerbsübergreifend sechsten Sieg in Folge glichen sie in der TTBL ihr Punktekonto aus und haben nun wieder Sichtkontakt zu den Play-off-Rängen. Das letztlich ungefährdete 3:1 gegen Grünwettersbacher, die mit Topspieler Masataka Morizono und dem zweifachen Medaillengewinner der Belgium Open, Ricardo Walther, angetreten waren, hatte einen Helden des Tages – und der hieß Simon Gauzy. Der 23-jährige Franzose rechtfertigte seinen imponierenden Weltranglistenplatz 8 mit klaren 3:0-Siegen über Walther und Morizono. TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Man merkt Simon im Augenblick an, dass er Spaß an den Spielen hat, er genießt es förmlich und macht den Sack immer dann zu, wenn es angebracht ist.“ Jakub Dyjas (3:1 gegen Samuel Walker) lieferte bei seinem TTBL-Comeback nach zehnwöchiger Verletzungspause den dritten TTF-Punkt. Lediglich Hugo Calderano ging leer aus, bei dem der Faden nach einer 2:0-Satzführung gegen Morizono riss. Der kleine Japaner wurde in der Folge immer stärker und ließ den Brasilianer nicht mehr herankommen. „Das war heute sicherlich nicht unsere beste Saisonleistung“, befand ASV-Trainer Rade Markovic. „Aber Ochsenhausen war einfach zu stark. Daher geht das Ergebnis in Ordnung.“
Die desolaten Grenzauer gingen erwartungsgemäß auch in Fulda baden, auch wenn sie sich ohne Kirill Gerassimenko, für den Ex-Bundesligaspieler Jörg Schlichter einsprang, gar nicht so schlecht verkauften. Eine reelle Siegchance besaßen sie bei den Osthessen jedoch nicht. Kou Lei sorgte mit einem knappen Sieg über den zurzeit etwas schwächelnden Wang Xi für den Ehrenpunkt der Westerwälder. Maberzells Defensivstrastege Ruwen Filus zerlegte am Ende Kou und am Anfang Schlichter nach allen Regeln der Kunst. Beide wirkten wie Statisten, Schlichter mit „all inclusive“ elf und Kou mit zwölf Punkten in jeweils drei Sätzen. Deutlich knapper ging es zu bei Jonathan Groths 3:1 über Constantin Cioti, dessen derzeitige TTBL-Bilanz von 0:6 mehr als ernüchternd ist.
In der Tabelle der Tischtennis Bundesliga thront Düsseldorf weiter ohne Punktverlust ganz oben (12:0), gefolgt von der Wahnsinnstruppe aus Thüringen – der Post SV darf sich über 10:2 Zähler freuen. Es folgen Saarbrücken und Fulda (jeweils 8:4) vor den nach verkorkstem Start Morgenluft witternden Ochsenhausenern und Bremen (jeweils 6:6). Weitere zwei Punkte zurück liegt der nächste Block, bestehend aus Bergneustadt und Grünwettersbach (4:8), Neunter ist Bad Königshofen (2:10), das am Sonntag nur haarscharf an einer besseren Platzierung vorbeischrammte. Düster sieht es weiterhin bei Schlusslicht Grenzau aus, das bisher ausschließlich Niederlagen kassiert hat (0:12).
Zu den Zuschauerzahlen: 750 in Düsseldorf, 450 in Fulda, 350 in Mühlhausen und 300 in Ochsenhausen sind akzeptabel, die 110 in der Gummersbacher Schwalbe Arena dagegen wieder ernüchternd.
Nun stehen erst einmal die German Open in Magdeburg von Dienstag bis Sonntag auf dem Programm, bei denen die meisten Bundesligaspieler am Start sein werden. Folglich geht es in der Bundesliga erst am 19. November weiter mit dem 7. Spieltag. Dort kommt es unter anderem zu zwei interessanten Verfolger-Duellen von Play-off-Aspiranten. Der SV Werder empfängt Fulda-Maberzell und Saarbrücken das Sensationsteam aus Mühlhausen.
Der 6. Spieltag im Überblick
Borussia Düsseldorf – 1. FC Saarbrücken TT 3:2
Anton Källberg – Bojan Tokic 3:0 (11:8, 11:4, 11:9)
Kristian Karlsson – Patrick Franziska 3:1 (8:11, 11:9, 12:10, 11:9)
Stefan Fegerl – Tiago Apolonia 2:3 (4:11, 11:9, 7:11, 11:8, 9:11)
Anton Källberg – Patrick Franziska 0:3 (8:11, 9:11, 7:11)
Kristian Karlsson – Bojan Tokic 3:2 (6:11, 11:7, 15:13, 5:11, 12:19)
Post SV Mühlhausen – SV Werder Bremen 3:0
Daniel Habesohn – Hunor Szöcs 3:0 (11:2, 11:9, 11:2)
Ovidiu Ionescu – Bastian Steger 3:2 (11:5, 11:8, 4:11, 8:11, 11:7)
Lubomir Jancarik – Florent Lambiet 3:1 (11:6, 7:11, 11:2, 11:8)
TTF Liebherr Ochsenhausen – ASV Grünwettersbach 3:1
Simon Gauzy – Ricardo Walther 3:0 (11:9, 11:6, 11:7)
Hugo Calderano – Masataka Morizono 2:3 (11:5, 11:4, 8:11, 6:11, 4:11)
Jakub Dyjas – Samuel Walker 3:1 (11:9, 11:5, 9:11, 11:8)
Simon Gauzy – Masataka Morizono 3:0 (11:9, 11:7, 11:7)
TTC Schwalbe Bergneustadt – TSV Bad Königshofen 3:2
Benedikt Duda – Darko Jorgic 2:3 (11:8, 3:11, 11:9, 7:11, 13:15)
Alvaro Robles – Mizuki Oikawa 1:3 (8:11, 4:11, 11:3, 9:11)
Steffen Mengel – Kilian Ort 3:1 (9:11, 11:5, 11:4, 11:7)
Benedikt Duda – Mizuki Oikawa 3:2 (12:10, 8:11, 5:11, 11:4, 11:6)
Alvaro Robles – Darko Jorgic 3:2 (9:11, 11:13, 11:7, 11:7, 12:10)
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1
Ruwen Filus – Jörg Schlichter 3:0 (11:4, 11:2, 11:4)
Wang Xi – Kou Lei 2:3 (11:4, 8:11, 11:8, 7:11, 13:15)
Jonathan Groth – Constantin Cioti 3:1 (3:11, 12:10, 13:11, 11:5)
Ruwen Filus – Kou Lei 3:0 (11:6, 11:2, 11:4)
Text & Fotos Gauzy u. Filus: Dr. Stephan Roscher
Foto Karlsson: BeLa Sportfoto