Die Niedersachsen-Tour des TSV Langstadt verlief mit klaren Siegen in Großburgwedel und Tostedt äußerst erfolgreich. Mit 12:4 Punkten rückten die Südhessinnen auf Platz drei vor und liegen nur noch einen Zähler hinter Uentrop und zwei hinter Spitzenreiter Schwabhausen.
Langstadt, das sich zu Saisonbeginn sensationell für das Pokal Final Four qualifiziert und auf dem Weg dorthin Kolbermoor und Böblingen ausgeschaltet hatte, hat sich zunächst einmal in der Spitzengruppe der Liga festgesetzt und sollte diese Position im letzten Vorrundenspiel am 17.12. gegen den Tabellenvorletzten Saarbrücken festigen können. Besonders die souveräne Art und Weise, wie man sich in der Fremde präsentierte, lässt erwarten, dass die Truppe noch länger oben mit dabei sein wird.
In beiden Partien wurde Anne Bundesmann nach ihrer langen Verletzungspause noch geschont, dafür stand das 14-jährige indische Toptalent Diya Chitale zur Verfügung, das nichts anbrennen ließ und im Einzel wie im Doppel ungeschlagen blieb. In Großburgwedel war die Messe nach gut 100 Minuten gelesen, lediglich Alena Lemmer musste gegen ihre Ex-Teamkollegin Polina Trifonova über die volle Distanz gehen – mit ihrem Punkt hatte man nicht unbedingt kalkuliert. Überzeugend auch Janina Kämmerer, die der holländischen Ex-Bundesligaspielerin Suzanne Dieker keine Chance ließ. Man gönnte dem Gastgeber insgesamt ganze vier Sätze, obwohl dieser in Bestbesetzung angetreten war.
Tags darauf beim Ex-Erstligisten Tostedt war es einen Tick anspruchsvoller – acht Sätze gingen an die Norddeutschen, die sich gut 130 Minuten wehrten. Wegweisend war, wie schon in Großgurgwedel, der souveräne Start in den Doppeln – mit Lemmer/Chitale und dem mit einer 7:0-Bilanz weiterhin ungeschlagenen Duo Pietkiewicz/Kämmerer kann man zwei bestens harmonierende Formationen vorweisen. Alena Lemmer musste gegen Tostedts starke Nummer eins, Laura Matzke, die später sogar Monika Pietkiewicz besiegte, nach 2:0-Satzführung noch eine Niederlage quittieren. Pietkiewicz (3:0 gegen Scholz), Chitale (3:1 gegen Rose), Kämmerer (3:0 gegen Sewöster) sowie Lemmer (3:0 gegen Scholz) gaben sich in der Folge jedoch keine Blöße und tüteten den zweiten Auswärtssieg des Wochenendes ein.
Team-Manager Manfred Kämmerer war hoch zufrieden: „Das war ein perfektes Wochenende für uns. Unsere starken Doppel legten jeweils den Grundstein für klare Siege. Jetzt wollen wir das letzte Spiel gegen Saarbrücken noch gewinnen und uns damit in der Tabelle oben festsetzen.“ Tochter Janina freute sich besonders über ihren klaren Erfolg über Tostedts Anne Sewöster: „Letzte Saison hatte ich noch gegen sie verloren. Sie spielt immer alles oder nichts, deshalb ist es schwer, sich irgendeine Taktik zurechtzulegen.“ Alena Lemmer, die gegen Matzke den Kürzeren zog, sagte: „Schade das ich meine 2:0-Satzführung nicht halten konnte. Sie hat sich aber auch sehr gut auf mich eingestellt.“ Mit Vivien Scholz hatte sie allerdings keine Probleme, insofern ein besonderes Match, als beide gemeinsam in einer WG in Düsseldorf wohnen. „Wir kennen uns natürlich nicht nur privat, sondern vom Tischtennis her in und auswendig“, so Lemmer.
Es scheint nicht unvorstellbar, dass Langstadt, das in den vergangenen beiden Spielzeiten noch um den Klassenverbleib in Liga 2 zu kämpfen hatte, sich in gar nicht so ferner Zukunft in Richtung Oberhaus orientieren könnte. Dort wäre man angesichts der Siebener-Operettenliga sicher froh über eine solche Bereicherung, zumal Lemmer und Co. auch ein gewisses Fanpotenzial mitbringen würden. Um die 150 Zuschauer pro Spiel bringen die schmucke Langstädter Markwaldhalle regelmäßig zum Beben, mit einem solchen Schnitt wäre man in der 1. Liga aktuell die Nummer zwei hinter Kolbermoor (216), etwa gleichauf mit Bingen/Münster-Sarmsheim (146) und weit vor Triple-Sieger Berlin (71). Und in der Beletage des deutschen Damentischtennis würden sichern noch mehr Menschen den Weg in den circa 1.550 Einwohner beherbergenden Ortsteil von Babenhausen, 25 Kilometer östlich von Darmstadt und 35 Kilometer südöstlich von Frankfurt gelegen, finden.
Sportlich gesehen könnte man auf die Talente des Hessischen Tischtennis-Verbandes bauen, die auch zurzeit bereits eine tragende Rolle im Langstädter Konzept spielen. Zudem verfügt man via HTTV-Verbandstrainer Peter Engel über einen guten Draht nach Indien, von wo man bereits Toptalente wie Diya Chitale und Archana Kamath unter Vertrag genommen hat. Mit der 34-jährigen polnischen Ex-Nationalspielerin Monika Pietkiewicz, die sicher noch in der 1. Liga bestehen könnte, hätte man zudem die ideale Führungsfigur im Team. Außerdem gehört Pietkiewicz dem HTTV-Trainerstab an und kann im Frankfurter Leistungszentrum auch mit den Langstädter Talenten arbeiten. Auch der Unterbau würde passen, um talentierte Youngster auf höhere Aufgaben vorzubereiten. Immerhin ist die 2. Mannschaft Spitzenreiter der Regionalliga West und schielt in Richtung 3. Liga. Und die „Dritte“ schlägt in der Oberliga auf.
TTK Großburgwedel – TSV Langstadt 0:6
MTV Tostedt – TSV Langstadt 2:6
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Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher