Ein kurioser 10. Spieltag in der TTBL. Sämtliche Partien gingen aus Sicht der Gastgeber knapp verloren. Alle endeten nach drei Stunden und mehr mit 2:3, obwohl es überall zeitweise so ausgesehen hatte, als würde sich das Heimteam die Punkte sichern können.
Im Topspiel durchbrach Ochsenhausen auch ohne den ab Rückenproblemen laborierenden Simon Gauzy nach sechs vergeblichen Anläufen seit Ende 2015 den Pleiten-Teufelskreis gegen Fulda-Maberzell und setzte sich dank eines überragenden Hugo Calderanos in der verschneiten Rhön durch. Der Brasilianer besiegte Ruwen Filus und Jonathan Groth, Yuto Muramatsu gewann zudem das Defensiv-Duell gegen Filus. Groth und Wang Xi punkteten vor 550 Fans für die Osthessen. TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Es war das erwartet enge Spiel, bei dem Yutos Comeback gegen Filus nach dem 0:3 gegen Groth die Wende eingeleitet hat.“ Sportmanager Daniel Zwickl merkte zur unerwarteten Nominierung des zuletzt verletzt pausierenden Muramatsu als Nummer eins an: „Wir wissen, dass wir gut spielen können, egal mit wem und gegen wen, und wir glauben an alle unsere Spieler.“
Sportlich war es anerkennenswert, was zwei Bergneustädter Schwalben – Steffen Mengel war kurzfristig erkrankt und man hatte keinen Ersatzmann auftreiben können – beim 2:3 gegen Rekordmeister Düsseldorf an den Tisch brachten. Benedikt Duda und Alvaro Robles besiegten Kristian Karlsson, beide unterlagen aber Anton Källberg – Robles nur knapp im fünften Satz. Robles stellte berechtigt fest: „Zu zweit ist es gegen die momentan beste Mannschaft der Liga natürlich doppelt schwer.“ Aber: 60 Zuschauer gegen das Topteam der letzten Jahre – fünf von sechs Zweitliga-Partien des Wochenendes hatten eine deutlich bessere Kulisse – und dazu eine Heimmannschaft, die nicht einmal in der Lage ist, drei Spieler aufzubieten, obwohl die Reserve in der Regionalliga noch am Vorabend in heimischer Halle aufgeschlagen hat. Das ist nicht gut für die Liga und ihre Außenwirkung. Hier von einem Offenbarungseid zu sprechen, ist fast noch höflich untertrieben.
Düsseldorf-Schreck Bad Königshofen war vor 550 Zuschauern nicht weit vom dritten Erfolg in Serie entfernt. Darko Jorgic, definitiv die Entdeckung der Saison, und Mizuki Oikawa sorgten gegen Omar Assar beziehungsweise Bastian Steger für die 2:0-Führung des Seknrechtstarters aus Unterfranken. Doch die Hansestädter blieben cool und schlugen zurück: Hunor Szöcs (gegen Filip Zeljko), Steger (gegen Jorgic) und Assar (gegen Oikawa) konnten knappe Siege ins Ziel bringen, so dass nach drei Stunden und 45 Minuten der Erfolg des Favoriten feststand.
Ohne Ricardo Walther musste Grünwettersbach gegen den Favoriten aus Saarbrücken zurechtkommen, schlug sich vor 250 Fans jedoch tapfer und zwang die Saarländer in fünfte Match. Überragend bei den Karlsruhern präsentierte sich einmal mehr Masataka Morizono, der Patrick Franziska und Bojan Tokic schlug. Nichts ausrichten konnten dagegen Samuel Walker (0:3 gegen Tokic, 1:3 gegen Franziska) und Qiu Dang (0:3 gegen Tiago Apolonia).
Ohne Spitzenspieler Kou Lei konnte Grenzau vor ganzen 50 Zuschauern – jeder Zweitliga-Kassenwart hätte da ein langes Gesicht gemacht – die Postler aus Mühlhausen dennoch in Gefahr bringen. Kirill Gerassimenko (gegen Daniel Habesohn) und Constantin Cioti (gegen Lubomir Jancarik) brachten die Westerwälder zweimal in Front, doch Ovidiu Ionescu mit zwei Siegen und Habesohn im Schlussmatch gegen Ersatzmann Jörg Schlichter rückten die Sache noch gerade und verhinderten einen Tabellen-Absturz der grandios in die Runde gestarteten Thüringer noch in diesem Jahr. „Wir haben das Spiel wirklich ‚reingeeist‘“, räumte Gästetrainer Erik Schreyer ein. „Insgesamt hat heute jedoch der Charakter und die Einstellung gestimmt.“
In der Tabelle thront Düsseldorf mit 18:2 Zählern einsam über dem Rest der Welt. Bremen ist Zweiter mit 14:6, da man in Bad Königshofen gerade noch den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Es folgen vier Teams mit 12:8 – Mühlhausen, Ochsenhausen, Saarbrücken und Fulda-Maberzell –, die sich mit Bremen um drei vakante Play-off-Plätze streiten werden. An der Qualifikation von Boll und Co. für die Endrunde ist ohnehin nichts zu rütteln. Grünwettersbach und Bad Königshofen finden wir mit jeweils 6:14 Punkten auf den Plätzen sieben und acht, dahinter schauen sich Bergneustadt und Grenzau (jeweils 4:16) die Tabelle von unten an. Schade, dass es keine Absteiger gibt, ist man fast zu sagen geneigt – es würde nämlich einen ungemein spannenden Kampf um den Klassenverbleib geben, wenn es ihn denn geben könnte. So aber ist an den kommenden acht Spieltagen lediglich die Frage von Interesse, wer es in die Play-offs schafft.
Am 14. Januar, acht Tage nach dem Pokal Final Four in Neu-Ulm, geht es weiter mit dem 11. Spieltag. Topspiel: Düsseldorf vs. Ochsenhausen.
Der 10. TTBL-Spieltag in der Übersicht
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell – TTF Liebherr Ochsenhausen 2:3
Ruwen Filus – Hugo Calderano 1:3 (8:11, 4:11, 11:9, 8:11)
Jonathan Groth – Yuto Muramatsu 3:0 (11:4, 11:8, 11:8)
Wang Xi – Jakub Dyjas 3:1 (12:14, 11:5, 11:9, 11:7)
Ruwen Filus – Yuto Muramatsu 0:3 (11:13, 9:11, 9:11)
Jonathan Groth – Hugo Calderano 2:3 (11:6, 4:11, 6:11, 11:4, 7:11)
TTC Schwalbe Bergneustadt – Borussia Düsseldorf 2:3
Alvaro Robles – Anton Källberg 2:3 (11:6, 4:11, 8:11, 11:2, 7:11)
Benedikt Duda – Kristian Karlsson 3:0 (11:6, 11:6, 11:6)
n. a. – Stefan Fegerl 0:3 (0:11, 0:11, 0:11)
Alvaro Robles – Kristian Karlsson 3:2 (11:8, 7:11, 6:11, 11:8, 11:5)
Benedikt Duda – Anton Källberg 1:3 (11:13, 6:11, 11:5, 8:11)
TSV Bad Königshofen – SV Werder Bremen 2:3
Darko Jorgic – Omar Assar 3:1 (8:11, 11:9, 11:6, 11:9)
Mizuki Oikawa – Bastian Steger 3:2 (9:11, 11:8, 15:13, 9:11, 14:12)
Filip Zeljko – Hunor Szöcs 1:3 (9:11, 7:11, 11:6, 8:11)
Darko Jorgic – Bastian Steger 2:3 (7:11, 8:11, 11:9, 11:7, 8:11)
Mizuki Oikawa – Omar Assar 1:3 (11:5, 6:11, 9:11, 11:13)
ASV Grünwettersbach – 1. FC Saarbrücken TT 2:3
Masataka Morizono – Patrick Franziska 3:1 (11:7, 11:13, 11:1, 11:9)
Samuel Walker – Bojan Tokic 0:3 (5:11, 6:11, 10:12)
Dang Qiu – Tiago Apolonia 0:3 (7:11, 8:11, 7:11)
Masataka Morizono – Bojan Tokic 3:1 (11:6, 17:19, 11:6, 12:10)
Samuel Walker – Patrick Franziska 1:3 (12:10, 2:11, 6:11, 8:11)
TTC Zugbrücke Grenzau – Post SV Mühlhausen 2:3
Kirill Gerassimenko – Daniel Habesohn 3:2 (11:9, 11:6, 5:11, 5:11, 11:2)
Jörg Schlichter – Ovidiu Ionescu 0:3 (3:11, 7:11, 5:11)
Constantin Cioti – Lubomir Jancarik 3:2 (11:6, 11:6, 1:11, 12:14, 11:6)
Kirill Gerassimenko – Ovidiu Ionescu 1:3 (8:11, 11:9, 9:11, 6:11)
Jörg Schlichter – Daniel Habesohn 1:3 (11:13, 10:12, 12:10, 4:11)
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher