Serienmeister Berlin muss weiter der angespannten Personalsituation Tribut zollen. Am Sonntag kam eastside in Anröchte nämlich nicht über ein Remis hinaus und liegt nunmehr nach Minuspunkten hinter den Rivalen Bingen und Kolbermoor.
Am kommenden Sonntag können die Berlinerinnen, vermutlich verstärkt durch die Hongkong-Chinesin Tie Yana, beim Pokal Final Four in Hannover ihren ersten Titel der Saison 2017/18 unter Dach und Fach bringen. Und in der Meisterschaftsfrage bleibt alles offen, da wieder Play-offs gespielt werden, in denen eastside noch alles ausbügeln kann, zumal sich die Personalsituation bis dahin entspannt haben dürfte.
In Anröchte musste Berlin wieder das letzte Aufgebot in den Ring schicken. Neben der frischgebackenen Weltranglisten-20. Georgina Pota spielte eine gehandikapte Shan Xiaona, zudem mussten Trainerin Irina Palina und ihre Tochter Lilia ran. Die zuletzt recht starke Japanerin Shiho Matsudaira stand nicht zu Verfügung. Zwar gewannen Palina/Palina überraschend ihr Doppel gegen Wang/Henrich gewinnen – Shan/Pota punkteten gegen Shi/Golota –, doch kurz darauf stand Pota gegen Defensivkünstlerin Aimei Wang dicht vor einer Niederlage. Mit 11:6, 9:11, 9:11, 13:11 und 11:9 holte die prominente Ungarin gerade noch das Eisen aus dem Feuer. In diesem Moment stand es 3:0 für den Favoriten und keiner ahnte, dass eine Niederlage Potas auch eine Niederlage der Berlinerinnen bedeutet hätte.
Danach kam nämlich Anröchte auf, allerdings zunächst durch einen kampflosen Sieg von Shi Qi gegen Shan Xiaona, die später ihr zweites Einzel aber nicht abschenkte. Hinten war der Gastgeber überlegen – die Polin Marta Golota besiegte die junge Lilia Palina, die normalerweise in der Oberliga aufschlägt, ganz deutlich, während Yang Henrich gegen deren Mutter Irina gute Nerven brauchte (11:8, 19:17, 15:13). 3:3 – auf einmal wurde es brenzlig für den Triple-Sieger. Doch im Anschluss zeigten Shan (3:1 gegen Wang) und Pota (3:1 gegen Shi) ihre Klasse und brachten Berlin wieder in Front. Der Aufsteiger dominierte jedoch auch im zweiten Durchgang die Matches des hinteren Paarkreuzes. Golota schlug Irina Palina ungefährdet und Henrich legte gegen ihre Tochter Lilia nach (11:5, 6:11, 11:4, 11:2).
Nach exakt drei Stunden und zwölf Minuten war die faustdicke Überraschung zur Freude der meisten der 150 Zuschauer perfekt. Anröchte hatte dem ttc berlin eastside den vierten Punktverlust der Saison beigebracht und damit die rote Laterne an den SV Böblingen abgegeben. Die Berlinerinnen bleiben vorerst Spitzenreiter mit 10:4 Punkten, doch dahinter lauern Bingen/Münster-Sarmsheim und Kolbermoor (jeweils 9:3) und könnten sich bei einem Sieg in ihrer jeweils nächsten Partie am deutschen Vorzeigeklub vorbeischieben.
In einer weiteren packenden Partie trennten sich der TuS Bad Driburg und der TV Busenbach 5:5. Im letzten Match des Tages unterlag Sophia Klee im „Duell der Nesthäkchen“ ihrer Schülerinnen-Nationalmannschaftskollegin Anastasia Bondareva hauchdünn mit 2:3 (11:9, 7:11, 11:6, 9:11, 12:14). Im Entscheidungsdurchgang konnte die 14-jährige Klee drei Matchbälle nicht verwerten.
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher