Der Überraschungs-Coup ist ausgeblieben. „Underdog“ Anröchte, als Liga-Sechster gerade so in die Play-offs hineingerutscht, konnte gegen die Startruppe aus Kolbermoor mit Kristin Lang, Sabine Winter und nun auch Liu Jia im Entscheidungsspiel nichts reißen.
Verschärfend kam hinzu, dass das Team aus der Soester Gegend auf die kurzfristig ausgefallene Wang Aimei verzichten musste, die in der zweiten Partie immerhin Kristin Lang geschlagen hatte.
Das erste Viertelfinal-Match hatte der krasse Außenseiter dank einer glänzend aufgelegten Shi Qi, klare Siegerin gegen Lang und Winter, mit 6:4 gewonnen.
Doch dann hatten die Oberbayerinnen in der „Best of Three“-Serie zurückgeschlagen. Man brachte – aufgrund der brenzligen Situation – erstmals in der Saison die prominente Österreicherin Liu Jia zum Einsatz und die dankte es mit Siegen über Shi Qi (3:1) und Wang Aimei (3:2) sowie einem Erfolg im Doppel an der Seite von Katharina Michajlova.
Zwar ist die 36-jährige frühere Europameisterin inzwischen auf Platz 42 der Weltrangliste zurückgefallen, doch auf Bundesliga-Niveau ist sie noch immer sehr schwer zu schlagen.
Da am 15.04. in Kolbermoor lediglich Wang den Punkt gegen Lang einfahren konnte, musste Anröchte ein klares 1:6 quittieren. Somit kam es zum Entscheidungsspiel fünf Tage später, in dem der Außenseiter mit drei Stammspielerinnen und Ersatzfrau Annika Kerkhoff aus der Bezirksliga-Truppe ohne echte Chance war, zumal die Ex-Weltranglisten-Neunte „Susi“ wieder mit von der Partie war. Und Liu Jia punktete erneut dreifach – diesmal in den Einzeln gegen die Polin Marta Golota (3:0) und Shi Qi (3:2).
Erstliga-Rückkehrer Anröchte verkaufte sich teuer und hatte auch ein bisschen Pech, da beide Fünf-Satz-Spiele verloren gingen. Gewinnen konnte einmal mehr Shi Qi gegen Kristin Lang (3:1) sowie diesmal überraschend auch das Doppel Shi/Henrich (3:1 gegen Lang/Winter). Für den Siegpunkt des Gastgebers sorgte Kristin Lang, die gegen Golota bei einem 0:2-Satzrückstand einen Matchball abzuwehren hatte und noch mit 3:2 gewann. 6:2 hieß es damit nach einer Gesamtspieldauer von zweieinhalb Stunden für Kolbermoor.
„Wie schon im zweiten Spiel drückt das Ergebnis nicht aus, wie eng manche Spiele und damit die ganze Begegnung war“, sagte Kolbermoors Manager Michael Fuchs nach der Partie. „Aber jetzt heißt es für uns ‚Mund abwischen‘ und auf das Halbfinale vorbereiten.“
Durch Kolbermoors Weiterkommen im „Nachsitzen“ sind nunmehr nämlich die Halbfinal-Play-offs komplett. Der Winter-Klub und Titelverteidiger ttc berlin eastside, der im Viertelfinale als Ligazweiter nicht spielen musste, treffen in einer Art vorweggenommenem Endspiel in der Vorschlussrunde aufeinander. In der Viertelfinal-Aufstellung ist das Team aus dem Landkreis Rosenheim der Topfavorit auf den Meistertitel, zumal die schwangere Shan Xiaona den Hauptstädterinnen vermutlich an allen Ecken und Enden fehlen wird.
Kolbermoor geht optimistisch in die bevorstehenden zwei oder drei Duelle um den Einzug ins Finale. „Liu Jia gibt uns trotz knapper Siege Sicherheit, Kristin kommt nach ihrer Schwangerschaft durch immer mehr Spielpraxis auch zunehmend besser in Schwung, Sabine ist an drei eine Bank, und an vier sind wir durch Katharina Michajlova und Svetlana Ganina so gut besetzt, dass wir flexibel agieren können“, so Michael Fuchs.
Den zweiten Finalisten ermitteln Hauptrunden-Sieger TTG Bingen/Münster-Sarmsheim und Ex-Meister TV Busenbach, der etwas überraschend gegen den TuS Bad Driburg (5:5 und 6:4) den Einzug in die Runde der besten Vier geschafft hatte.
Die Halbfinals finden nach der Mannschafts-WM zwischen dem 11. und 13. Mai statt – exakt terminiert sind sie noch nicht. Das Wochenende 18. bis 20. Mai ist für eventuell erforderliche Entscheidungsspiele reserviert.
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher