Am Sonntag beginnt die Team-WM in Schweden. Der 52-jährige Jörgen Persson, Einzel-Weltmeister in Chiba 1991, sieht gute Chancen für Boll und Co., nach Gold zu greifen und die hohe Hürde China, das seit 2001 ohne Unterbrechung auf dem Thron sitzt, zu nehmen.
Persson, der immer noch erstaunlich gut spielt und körperlich topfit ist, wie er vor einigen Wochen in Merzig beim FutureNet Masters unter Beweis gestellt hat, ist Botschafter der Team-WM und zurzeit Dauergast im schwedischen TV. Schließlich ist er neben Jan-Ove Waldner der in Schweden wohl prominenteste Tischtennisspieler aller Zeiten. Zudem findet die WM gewissermaßen in seinem Wohnzimmer statt – das an der Westküste gelegene Halmstad, das aktuell circa 66.000 Einwohner zählt, ist Perssons Geburts- und Heimatstadt.
Der sympathische Skandinavier, der viele Jahre in der Bundesliga gespielt hat und das deutsche Tischtennis genau kennt, hat in diesem Sport eine Menge erreicht. Er war nicht nur Weltmeister und Europameister im Einzel, sondern gewann viermal mit Schwedens Dream-Team, dem auch Jan-Ove Waldner, Mikael Appelgren, Erik Lindh und Peter Karlsson angehörten, die WM. Zuletzt im Jahr 2000 in Kuala Lumpur – das bis heute letzte Jahr mit einem Nicht-chinesischen Mannschaftsweltmeister.
1993 glückte der große Wurf sogar vor heimischer Kulisse in Göteborg. „Das war speziell“, so der große Blonde, der gut deutsch spricht und stets freundlich und bescheiden auftritt. „Aber worauf uns immer noch alle ansprechen, ist der WM-Titel 1989 in Dortmund. Da haben wir die chinesische Mauer durchbrochen.“
Persson glaubt nicht, dass gute Leistungen ausschließlich eine Frage des Alters sind und traut auch seinem 37-jährigen Weggefährten Timo Boll noch einiges zu. Ihn hat nicht einmal sonderlich überrascht, dass der prominente Deutsche in seinem dritten Tischtennis-Frühling nochmals zur Nummer eins der Welt avancierte. „Timo hat erneut die richtige Motivation gefunden, er spielt noch besser und hat sichtlich Spaß“, sagt der „alte Schwede“, der selbst 2008 im „zarten“ Alter von 42 Jahren noch Olympia-Vierter in Peking wurde. Großen Respekt hat Persson auch vor den Fähigkeiten Dimitrij Ovtcharovs, mit dem zusammen er auch heute noch Promotion-Termine für den gemeinsamen Ausrüster DONIC wahrnimmt.
Einem Team mit den beiden Ausnahmespielern traut der Schwede eine Menge zu. „Deutschland kann in Schweden das schaffen, was wir damals in Deutschland geschafft haben. Es ist möglich, dass sie Weltmeister werden.“ Natürlich ist auch Persson nicht verborgen geblieben, dass Chinas Weltstars vornehmlich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres etwas schwächelten. „Die Chinesen sind ein bisschen unsicher“, sagt Schwedens Tischtennis-Ikone in einem aktuellen Interview mit der Zeitung „Der Westen“. „Die Deutschen müssen an den Sieg glauben – so wie wir damals“, rät Persson Timo, Dima und Kollegen. „Sie dürfen nicht schon damit zufrieden sein, nur im Finale gegen China zu stehen.“
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher