Bei der Mannschafts-WM im schwedischen Halmstad geht es für das Herren-Team des DTTB heute um den Einzug in die Medaillenränge. Das Viertelfinale gegen Brasilien, das um 18 Uhr beginnt, dürfte kein Selbstläufer werden.
Die Südamerikaner haben in Hugo Calderano einen Führungsspieler, der öfters gegen Timo Boll gewinnt. Das weiß auch der Odenwälder, der nicht davon ausgeht, dass man die Brasilianer einfach aus der Halle schießt. „Brasilien kann für uns sehr unangenehm werden“, sagt Boll. „Gegen ihren Spitzenspieler Hugo Calderano habe ich zuletzt zweimal verloren. Er spielt mit viel Risiko und kann an einem guten Tag jeden schlagen.“
Zudem laboriert Dimitrij Ovtcharov immer noch an seinen Hüftproblemen. Bei seiner Niederlage gegen den künftig für den 1. FC Saarbrücken aufschlagenden Slowenen Darko Jorgic im letzten Gruppenspiel war es ihm deutlich anzumerken. Ob er heute spielen kann, ist noch ungewiss. „Es ist ein Zwiespalt. Er will der Mannschaft helfen, aber er hat Angst, länger auszufallen“, äußert Boll Verständnis für die schwierige Situation seines Teamkollegen, mit dem ihn ein freundschaftliches Verhältnis verbindet.
Dass die an 10 gesetzten Brasilianer überhaupt so weit gekommen sind, haben sie nicht zuletzt dem Ochsenhausener Bundesligaprofi Calderano zu verdanken. Der behielt nämlich am Donnerstagabend beim Achtelfinal-Krimi gegen Kroatien die Nerven und führte sein Team nach zwischenzeitlichem 1:2-Rückstand noch zu einem 3:2-Sieg. Dabei schlug er den künftigen Maberzeller Tomislav Pucar (3:1) und Andrej Gacina (3:2). Sein Teamkollege Gustavo Tsuboi, nächste Saison im Werder-Dress unterwegs, machte schließlich den Deckel drauf durch ein hauchdünnes 3:2 gegen Pucar nach 0:2-Satzrückstand. Man darf gespannt sein, wie die DTTB-Auswahl mit den kampfstarken Südamerikanern zurechtkommt.
Im Fokus steht auch die zur gleichen Zeit stattfindende Viertelfinal-Partie von Gastgeber Schweden, im gestrigen Achtelfinale mit 3:2 gegen die Auswahl Taiwans siegreich, gegen die in der Gruppe so unfassbar starken Engländer, die alle fünf Spiele gewonnen und dabei sogar Japan geschlagen hatten.
Ebenso spannend wie das Brasilien-Spiel verlief gestern ein anderes Achtelfinal-Duell. Die leicht favorisierten, an 8 gesetzten Portugiesen unterlagen den an 11 gesetzten Österreichern mit 2:3. Tiago Apolonia (3:1 gegen Robert Gardos) und Marcos Freitas (3:1 gegern Stefan Fegerl) hatten Portugal mit 2:0 in Front gebracht, doch die Truppe aus der Alpenrepublik resignierte nicht und schlug zurück. Daniel Habesohn gab Joao Monteiro das Nachsehen (3:0), Fegerl ließ Apolonia alt aussehen (3:0) und Gardos tütete durch ein 3:1 gegen einen konsternierten Freitas Österreichs Sieg ein.
Zur Belohnung gab es für Fegerl und Co. das heutige Viertelfinale gegen die Chinesen, das natürlich mit 0:3 verloren ging. Dennoch hatte Ma Long beim 3:2 über Gardos zu kämpfen, während Xu Xin (3:0 gegen Fegerl) und Fan Zhendong (3:0 gegen Habesohn) weniger Widerstand zu brechen hatten.
Noch eine News aus dem Damen-Bereich: Das vereinigte Team Koreas blieb im historischen Halbfinal-Match gegen die an 2 gesetzten Japanerinnen beim 0:3 weitestgehend chancenlos. Ein besseres Ergebnis hatte lediglich die nordkoreanische Defensivkünstlerin Kim Song I (Weltrangliste Platz 49) auf dem Schläger, die der Weltranglistenvierten Kasumi Ishikawa nach einem heißen Duell mit 14:16 im Entscheidungssatz unterlag. Japan steht im Finale der WM 2018.
Zeitplan, Auslosungen, Ergebnisse und Livestream (von 12 Tischen)
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher