In Halmstad wird der Begriff „Ping-Pong-Diplomatie“ mit neuem Leben erfüllt. Die Annäherung zwischen Nord- und Südkorea setzt sich fort. Sie verzichteten auf ihr Viertelfinale und treten mit Zustimmung der ITTF als gemeinsames Team im Halbfinale an.
Sportlich sicher äußerst fragwürdig, doch ein starkes Zeichen, dem die Regelhüter des Weltverbandes nicht im Weg stehen wollten, als sie dem ungewöhnlichen Ansinnen beider Verbände im Eiltempo Rückendeckung gaben. Man ließ das Viertelfinal-Duell, in dem beide gegeneinander hätten antreten müssen, kurzerhand ausfallen und beförderte das vereinigte Team Koreas ins Halbfinale.
Ein symbolischer Akt, dem politischen Tauwetter zwischen den lange verfeindeten Staaten geschuldet. Einige Tage zuvor hatten sich Nordkoreas Diktator Kim Jong-un und Südkoreas Präsident Moon Jae-in an der militärischen Demarkationslinie in Panmunjon getroffen, dem Ort, der seit dem Ende des Koreakriegs (1953) für die Teilung des Landes steht. Eine historische Begegnung, die Hoffnungen auf eine lange für unmöglich gehaltene Wiedervereinigung weckte.
Schon bei den Olympischen Winterspielen im Februar im südkoreanischen Pyeongchang war ein gemeinsames Frauen-Eishockey-Team an den Start gegangen. Und bei der Eröffnungsfeier waren beide Mannschaften gemeinsam ins Stadion eingelaufen.
Zurück nach Halmstad: Nachdem die beiden möglichen Halbfinalgegner Ukraine und Japan – sportlich machten dann die Japanerinnen das Rennen – ihre Zustimmung signalisiert hatten, wollte die ITTF dem nicht entgegenstehen. ITTF-Präsident Thomas Weikert, bezeichnete die Entscheidung als „historischen Schritt“ und fügte hinzu: „Es zeigt sich, dass der Tischtennissport ein perfektes Medium ist, um den Frieden in der Welt voranzubringen.“ Ryu Seung Min, Vizepräsident des südkoreanischen Tischtennisverbandes und IOC-Mitglied, lobte die unbürokratische Entscheidung des Weltverbandes. „Dies ist ein wichtiges Statement, um den Frieden zwischen unseren Ländern durch das Tischtennis zu fördern.“
Ganz neu ist die Idee indes nicht. Bereits 1991 trat eine gemeinsame koreanische Damen-Mannschaft bei der Tischtennis-WM in Chiba an. Zur politischen Entspannung trug das nicht wirklich bei. Jedoch gab es einen anderen nützlichen Effekt: Man besiegte die Chinesinnen im Finale und gewann Gold. Dies dürfte 2018 bei aller Sympathie nicht gelingen – dazu ist China einfach zu stark. Vermutlich werden schon die Japanerinnen im Halbfinale das Spektakel beenden, so dass es nur zu einem einzigen gemeinsamen Auftritt kommen dürfte. Doch das tut dem symbolträchtigen Akt keinen Abbruch. Die Spielerinnen und Funktionäre beider Länder wollen bei der Siegerehrung gemeinsam auftreten und einträchtig die Medaillen in Empfang nehmen, wie aus Halmstad verlautete.
Viertelfinal-Ergebnisse Damen
Österreich – China 0:3
Nach dem Prestigesieg über Deutschland zeigte sich das Team aus der Alpenrepublik gegen den großen Turnierfavoriten vollkommen überfordert. Einzig Materialkünstlerin Amelie Solja konnte mit ihrer Gegnerin, immerhin die Weltranglistenerste Chen Meng, ein bisschen mithalten. Wenn eine Sofia Polcanova, die am Vortag Petrissa Solja und Sabine Winter schlägt, in drei Sätzen zusammen acht Punkte gegen Liu Shiwen macht, zeigt das die wahren Dimensionen „brutalstmöglich“ auf.
Sofia Polcanova – Liu Shiwen 0:3 (1:11, 3:11, 4:11)
Amelie Solja – Chen Meng 0:3 (8:11, 8:11, 6:11)
Karoline Mischek – Wang Manyu 0:3 (1:11, 9:11, 5:11)
Rumänien – Hongkong 0:3
Nicht nur das an 7 gesetzte Österreich, sondern auch das an 6 gesetzte Rumänien hat sich im Viertelfinale verabschiedet. Somit sind ab dem Halbfinale die Asiatinnen unter sich – allzu überraschend ist das gewiss nicht. Immerhin konnten Elizabeta Samara und Bernadette Szöcs ihre Matches gegen Hongkongs Topspielerinnen Lee Ho Ching (WRL Platz 16) und Doo Hoi Kem (WRL 17) sehr eng gestalten, so dass das Endergebnis sicher einen Tick zu hoch ausgefallen ist.
Elizabeta Samara – Lee Ho Ching 1:3 (9:11, 5:11, 12:10, 9:11)
Bernadette Szöcs – Doo Hoi Kem 2:3 (11:3, 4:11, 6:11, 11:9, 9:11)
Daniela Monteiro-Dodean – Soo W.Y. Minnie 0:3 (10:12, 4:11, 4:11)
Ukraine – Japan 0:3
Nach dem Viertelfinal-Coup gegen Singapur wurden den Damen aus der Ukraine von den an 2 gesetzten Japanerinnen erbarmungslos die Grenzen aufgezeigt. Zumindest die beiden Defensivspielerinnen Tetyana Bilenko und Ganna Gaponova wurden nach allen Regeln der Kunst demontiert. Margaryta Pesotska dagegen agierte gegen Mima Ito überraschend auf Augenhöhe und hätte gut und gerne gewinnen können.
Margaryta Pesotska – Mima Ito 2:3 (4:11, 11:6, 5:11, 15:13, 11:13)
Tetyana Bilenko – Kasumi Ishikawa 0:3 (5:11, 5:11, 2:11)
Ganna Gaponova – Miu Hirano 0:3 (2:11, 5:11, 1:11)
Zeitplan, Auslosungen, Ergebnisse und Livestream (von 12 Tischen)
Text & Foto Doo Hoi Kem: Dr. Stephan Roscher
Fotos Team Korea (2): ITTF