Di, 26. November 2024
spot_img
StartNews-ArchivWM 2018: Mehr als Silber war nicht drin

WM 2018: Mehr als Silber war nicht drin

Vizeweltmeister – nichts Neues für das deutsche Team. Bei der WM in Schweden war Abonnement-Weltmeister China heute eine Nummer zu groß für Boll und Co. und siegte locker mit 3:0. Kein DTTB-Spieler war in der Lage, im Finale über sich hinauszuwachsen.

Somit erfüllte sich der Traum auch diesmal nicht, den Tischtennis-Giganten einmal in einem WM-Finale zu schlagen. Lediglich einen einzigen Satz gewann das heute ohne den angeschlagenen Weltranglisten-Dritten Dimitrij Ovtcharov in die Box gegangene deutsche Team, nur Patrick Franziska konnte sich bei seinem zumindest in den ersten beiden Sätzen couragierten Auftritt gegen Xu Xin den ersten Durchgang sichern. Boll ging dagegen gegen Ma Long ebenso mit 0:3 vom Tisch wie Ruwen Filus gegen Fan Zhendong. Man kann es auch drastischer ausdrücken: Die beiden heute an eins und zwei aufgestellten Deutschen wurden deklassiert – 15 Punkte für Boll und 13 für Filus in jeweils drei Sätzen zusammen sprechen eine deutliche Sprache.

Dass Filus bei den Top-Chinesen mit seinem auf diesem extremen Level nicht mehr „satisfaktionsfähigen“ Defensivspiel ein müdes Lächeln hervorrufen würde, überraschte weniger, dass Boll allerdings so einging, schon. Immerhin hatte er den heimlichen Weltranglistenersten – tatsächliche Nummer eins ist bekanntlich Fan Zhendong – beim World Cup 2017 in Lüttich entzaubert. Aber heute stand der Odenwälder auf verlorenem Posten.

Überhaupt war der chinesische Sieg, der einiges gerade rückte, auch in dieser Höhe verdient. Und wer vom ersten Vorrunden-Match bis zum Finale jede Partie mit 3:0 gewinnt, ist ein würdiger Weltmeister.

Keines der DTTB-Asse schaffte es, in der Finalsituation über sich hinauszuwachsen. Um China zu schlagen, müsste solches aber allen Akteuren gelingen, sonst kann nichts gehen.

Sicher war das fehlende Steigerungspotenzial auch dem Umstand geschuldet, dass die Truppe – phasenweise in Halmstadt einem Tischtennis-Lazarett gleichend – auf dem Zahnfleisch ging und am Vorabend gegen Südkorea schon die letzten Kräfte mobilisieren musste, um das Turnier nicht mit Bronze zu beenden. Boll mit Ischiasproblemen, Franziska mit einer Oberschenkelzerrung und Ovtcharov mit einer nicht wirklich auskurierten Entzündung des Oberschenkelhalses – das waren schon extreme Handikaps in den letzten Tagen. Bewusst ein wenig übertreibend hatte Jörg Roßkopf am Vorabend des Endspiels verkündet: „Wenn drei von unseren Jungs morgen aufstehen, werden sie spielen. So sieht’s zurzeit bei uns aus.“

So gesehen war mehr als Silber nicht möglich und der 2. Platz aller Ehren wert. Und macht Rossis Einordnung nach der Siegerehrung verständlich: „Dieses Silber glänzt wie Gold“.

Deutschland – China 0:3

Timo Boll – Ma Long 0:3 (4:11, 8:11, 3:11)
Ruwen Filus – Fan Zhendong 0:3 (4:11, 5:11, 4:11)
Patrick Franziska – Xu Xin 1:3 (11:9, 10:12, 7:11, 5:11)


DTTB-Damen mit Note 3-4

Weniger zufrieden konnten die deutschen Damen sein, auch wenn sie das Achtelfinale erreicht hatten. Das war aber lediglich das Minimalziel, insgeheim war schon das Viertelfinale angestrebt worden und wäre bei der Auslosung durchaus realistisch gewesen. Klar, dass man dann von China gnadenlos an die Wand gespielt worden wäre, doch das ging anderen nicht besser.

Petrissa Solja übertraf mit einer WM-Bilanz von 7:3 die Erwartungen ebenso wie Nina Mittelham (5:1). Sabine Winter (2:5) dagegen blieb glücklos und verlor vor allem die engen Matches in den wichtigen Partien. Es gelang der Mannschaft nicht, ein einziges höher eingeschätztes Team zu schlagen, obwohl man sich in der Gruppe gegen Südkorea und Hongkong nicht schlecht präsentierte. Im Wesentlichen wurde man der Setzung auf Position 11 gerecht, gewann aber bloß gegen die Schwächeren. Es gelang nicht einmal, als Team über sich hinauszuwachsen. Dabei wurde ein Sieg im Achtelfinal-Prestige-Duell mit Österreich nur um Haaresbreite verfehlt. Wäre dieser geglückt, hätte man mit dem Viertelfinale ein Ausrufungszeichen gesetzt und die Setzung eindeutig übertroffen, so aber blieb es im Wesentlichen Hausmannskost ohne Highlights, was die DTTB-Damen in Schweden ablieferten.


SPIELPLAN ENDRUNDE

Sonntag
Finale Herren
China – Deutschland 3:0

Samstag
Finale Damen
China – Japan 3:1
Herren-Halbfinale
Südkorea – Deutschland 2:3
China – Schweden 3:0

Freitag
Viertelfinale Herren

Deutschland – Brasilien 3:1
Südkorea – Japan 3:1
Schweden – England 3:0
China – Österreich 3:0
Halbfinale Damen
China – Hongkong 3:1
Japan – Team Korea 3:0

Zeitplan, Auslosungen, Ergebnisse und  Livestream


Text & Foto Boll: Dr. Stephan Roscher

Foto China: ITTF

Foto Deutsches Damen-Nationalteam: DTTB

Verwandte Artikel

Meist gelesene

Must Read