Am Samstag (13 Uhr) steigt in Frankfurt am Main der große Showdown um die Deutsche Meisterschaft der Saison 2017/18. Champions-League-Sieger Borussia Düsseldorf und die TTF Liebherr Ochsenhausen werden sich vor großer Kulisse um den Titel duellieren.
Egal wie es ausgehen mag, die junge Truppe aus Oberschwaben ist auf jeden Fall ein Gewinner – am Ende einer phasenweise schwierigen Saison nach zwei Halbfinalteilnahmen nun noch im Endspiel um den nationalen Meistertitel zu stehen, ist bemerkenswert. Man wird in Frankfurt vor über 3.000 Tischtennisfans und reichlich Prominenz spielen. In jedem Fall für alle Beteiligten ein Erlebnis. Und man ist stolz darauf in Ochsenhausen. „Wir wollen es genießen“, sagt TTF-Präsident Kristijan Pejinovic, dem die Vorfreude anzumerken ist.
Grund zum Feiern gibt es also auf jeden Fall, dennoch ist klar, dass man nicht nur dabei sein, sondern diese tolle Chance auf den vierten Meistertitel nach 1997, 2000 und 2004 auch beim Schopf greifen möchte – es wäre der neunte große Titelgewinn der TTF Liebherr Ochsenhausen in Meisterschaft, Pokal und Europacup.
Gegner Düsseldorf hat naturgemäß etwas dagegen. Das Team des künftigen Ochsenhauseners Stefan Fegerl ist hochkarätig besetzt und hat letzten Freitag auch noch die Champions League gewonnen. Doch das ist zusätzlicher Ansporn für die jungen Wilden von TTF-Cheftrainer Dubravko Skoric, die zuletzt im Halbfinale der Königsklasse nach 3:2 und 2:3 sowie gleicher Satzdifferenz nur aufgrund der Bälle den Kürzeren zogen. Man weiß im Prinzip, wie man Düsseldorf knacken kann und hat auch vor dessen Leitwolf Timo Boll keine Angst, Respekt vor einem großen Tischtennisspieler allemal, aber eben keine Angst.
Simon Gauzys Bilanz gegen Boll ist positiv und Hugo Calderano hat den ehemaligen Weltranglistenersten auch schon mehrfach bezwungen, unter anderem in der Königsklasse und auf der World Tour. Der prominente Odenwälder gesteht selbst ein, dass er mit den Spielsystemen der beiden Ochsenhausener Probleme hat. Doch aus TTF-Sicht wäre es fatal, die Borussia auf Boll zu reduzieren. „Düsseldorf ist nicht nur Timo Boll“, stellt Simon Gauzy klar. „Sie haben eine sehr starke Mannschaft und vier großartige Spieler, von denen keiner leicht zu schlagen ist. Dass wir es schaffen können, wissen wir, aber es wird in jedem Fall sehr schwer.“
Die Düsseldorfer Borussia, die am 18.05. in Orenburg den 70. Titel der Vereinsgeschichte errang, ist natürlich heiß auf das Triple – Pokal- und Champions-League-Sieger ist man bereits und möchte nun auch den Platz auf dem deutschen Thron behalten, auf dem man als Titelverteidiger ja bereits sitzt. Ein Sieg gegen die ambitionierten Oberschwaben würde nicht nur den 30. nationalen Meistertitel sondern auch den dritten Dreifachtriumph der Klubgeschichte nach 2010 und 2011 bedeuten. Zudem wäre es die fünfte Deutsche Meisterschaft in Folge und die zehnte seit der Verpflichtung von Timo Boll vor elf Jahren.
Doch die Rheinländer sind gewarnt, gegen kaum eine Mannschaft spielen sie so ungern wie gegen die TTF. „In der Champions League haben wir uns vor ein paar Wochen insgesamt acht Stunden miteinander beschäftigt“, räumt Manager Andreas Preuß ein. „Am Ende haben dann kaum mehr als 20 Bälle entschieden. Deshalb sind wir aufs Äußerste gewarnt und haben großen Respekt vor dem Gegner.“ Preuß fügt hinzu: „Aber natürlich wollen wir nach dem großen Triumph von Orenburg die Begeisterung und das Selbstvertrauen nutzen, um den dritten Titel zu holen.“
Es wird eine Frage der Tagesform sein, wer am Ende die begehrte Trophäe gen Himmel recken kann, der „FC Bayern des deutschen Tischtennissports“ oder der junge, hungrige Herausforderer aus Deutschlands Süden. Alle fünf TTF-Spieler sind fit und brennen auf den ganz großen Coup. Es könnte sehr spannend werden in der Fraport-Arena.
Dabei sein werden viele Fans aus Ochsenhausen, die in Privatfahrzeugen aber auch im Sonderbus anreisen werden. „Wir brauchen die Fans am Samstag sehr, unsere Jungs müssen sie im Rücken spüren, wenn es gelingen soll“, so Kristijan Pejinovic.
Auch im Fall einer Niederlage wäre man nicht am Boden zerstört. „Bedenkt man, wie schwierig diese Saison teilweise für uns war mit vielen verletzten und erkrankten Spielern, so dass zweimal sogar unserer Sportmanager zum Schläger greifen musste, haben wir jetzt bereits Tolles erreicht, worauf wir stolz sein können“, stellt Pejinovic klar. „Wir haben in zwei Halbfinals gestanden und hätten um ein Haar das Endspiel der Champions League erreicht. Und nun kämpfen wir im TTBL-Finale um den Meistertitel. Ich denke, man hat inzwischen überall registriert, dass unsere junge Truppe zu den besten Teams in Deutschland und Europa zählt und auch künftig um Titel spielen wird.“ Pejinovic fügt hinzu: „Wir haben die Qualität, Champions-League-Sieger Düsseldorf ernsthaft zu fordern. Was am Samstag in Frankfurt letztlich herauskommt, hängt stark von der Tagesform aller Akteure ab.“
Davon geht auch Hugo Calderano aus. „Beide Mannschaften kennen sich gut, die Matches sind meist sehr eng und wir haben sie schon geschlagen“, so Calderano. „Wir sind gut vorbereitet, Düsseldorf wird es auch sein. Ich bin sicher, dass wir ein richtig gutes, spannendes Spiel erleben werden.“
DIE MANNSCHAFTEN
Borussia Düsseldorf
Timo Boll GER, 37 Jahre, Weltrangliste Platz 3, TTBL-Bilanz inkl. Play-offs: 12:1
Kristian Karlsson SWE, 26 Jahre, WRL 18, TTBL 16:8
Anton Källberg SWE, 20 Jahre, WRL 83, TTBL 15:7
Stefan Fegerl AUT, 29 Jahre, WRL 48, TTBL 12:9
Durchschnittsalter der Mannschaft: 28 Jahre
Cheftrainer: Danny Heister NED, 46 Jahre
TTF Liebherr Ochsenhausen
Simon Gauzy FRA, 23 Jahre, WRL 12, TTBL 16:5
Hugo Calderano BRA, 21 Jahre, WRL 11, TTBL 15:7
Yuto Muramatsu JPN, 21 Jahre, WRL 101, TTBL 5:4
Jakub Dyjas POL, 22 Jahre, WRL 82, TTBL 9:7
Joao Geraldo POR, 22 Jahre, WRL 85, TTBL 4:5
Durchschnittsalter der Mannschaft: 21,8 Jahre
Cheftrainer: Dubravko Skoric HRV, 57 Jahre
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto Ochsenhausen: Verein
Foto Karlsson: BeLa Sportfoto