Das war nichts für schwache Nerven. Und es war eine Werbung für die Damen-Bundesliga. Dreieinhalb Stunden duellierten sich am Freitagabend Bingen/Münster-Sarmsheim und Kolbermoor im ersten Finale der Play-off-Serie. Leistungsgerecht hieß es am Ende 5:5.
Die Fans in der vollbesetzten Sporthalle der Binger Grundschule am Mäuseturm erlebten Mannschaftstischtennis, wie es aufregender nicht sein kann. Wer diese prickelnde Partie erlebt hat, weiß weniger als zuvor. Denn wer am Ende den ttc berlin eastside beerben und den Meisterpokal triumphierend gen Himmel recken wird, ist weniger klar als vor der ersten Play-off-Finale.
Beide Teams haben das Zeug zum Deutschen Meister. 5:5, 19:19 Sätze, 373:375 Bälle – wo soll da der Unterschied liegen? Natürlich hat Kolbermoor am Sonntag (14.00 Uhr) ein Heimspiel vor der Brust und könnte mit einem knappen Sieg alles klarmachen. Einen Favoriten gibt es jedoch nicht – auch Bingen besitzt realistische Siegchancen.
Würde man sich erneut die Punkte teilen, gäbe es ein drittes und entscheidendes Match am Wochenende darauf – laut Modus zählen bei Gleichstand, in jenem Fall wäre dieser logischerweise bei zweimal 5:5 gegeben, nicht etwa die Sätze oder Bälle, sondern es kommt zum dritten und letzten Akt. Und dann hätte Bingen/Münster-Sarmsheim als Punktrundensieger erneut den Heimvorteil auf seiner Seite.
Bei den Gastgeberinnen glänzten am Freitag die Tschechin Hana Matelova und Yuan Wan mit jeweils zwei Einzelsiegen. Die immer stärker werdende Matelova brachte Liu Jia mit 3:0 die erste Play-off-Niederlage der Saison bei, immerhin verliefen die Sätze noch eng. Kristin Lang machte gegen Bingens Nummer zwei beim 8:11, 4:11, 4:11 dagegen überhaupt keinen Stich. Dass Wan Yuan nicht bloß Defensivkünstlerin Svetlana Ganina sondern auch ihre DTTB-Nationalmannschaftskollegin Sabine Winter bezwingen würde, darf durchaus als Überraschung gelten. Aufgrund des schwachen Starts in den Doppeln und weil Ganina am Ende Marie Migot regelrecht zerlegte, reichte es dennoch nicht zum Sieg für die Rheinhessinnen.
Wenn am Samstag das Herren-Finale in Frankfurt, nur 70 Kilometer von Bingen entfernt, ähnlich spannend wird, darf man sich freuen.
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV DJK Kolbermoor 5:5
Ding Yaping/Wan Yuan – Kristin Lang/Sabine Winter 1:3 (6,9,-9,5)
Hana Matelova/Marie Migot – Liu Jia/Katharina Michajlova 1:3 (-9,-12,10,-11)
Ding Yaping – Kristin Lang 3:2 (8,-10,11,-7,9)
Hana Matelova – Liu Jia 3:0 (10,11,8)
Wan Yuan – Svetlana Ganina 3:0 (14,6,9)
Marie Migot – Sabine Winter 1:3 (8,-9,-8,-11)
Ding Yaping – Liu Jia 1:3 (-6,8,-8,-8)
Hana Matelova – Kristin Lang 3:0 (8,4,4)
Wan Yuan – Sabine Winter 3:2 (8,6,-6,-9,7)
Marie Migot – Svetlana Ganina 0:3 (-8,-5,-6)
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher