Die 61. Jugend-EM im rumänischen Cluj-Napoca befindet sich auf der Zielgeraden. Am vorletzten Tag sicherte sich Mike Hollo aus Kolbermoor mit dem Einzug ins Schüler-Halbfinale Edelmetall – die einzige Medaille im Einzelturnier für einen DTTB-Teilnehmer.
Hollo, der seine starken Auftritte im Teamwettbewerb bestätigen konnte, wies im Viertelfinale den Russen Vladislav Makarov mit 4:2 in die Schranken und trifft am Schlusstag im Halbfinale um 10.30 Uhr auf den Franzosen Myshaal Sabhi, Nummer 9 der U15-Weltrangliste. Hollo ist die Nummer 25 des internationalen Rankings und geht als Außenseiter ins Match, wobei eine Überraschung aber nicht unmöglich erscheint. Im Mannschaftsturnier gab es diese Paarung bereits – Sabhi siegte mit 3:2.
Hollo zeigt Selbstbewusstsein: „Vor dem Turnier wollte ich in das Viertelfinale. Jetzt will ich ins Endspiel.“ Allerdings hing schon sein Einzug in die Runde der letzten Acht am seidenen Faden, als er gegen den Spanier Arnau Pons im Achtelfinale mit 2:3-Sätzen und 0:5 zurücklag und später noch drei Matchbälle abwehren musste, um die Partie schließlich im siebten Satz mit 11:9 über die Ziellinie zu bringen. Nun, wer so etwas geschafft hat, den kann vielleicht tatsächlich kaum mehr etwas aus der Bahn werfen. Wir dürfen gespannt sein.
Um ein Haar hätte es eine zweite Einzelmedaille für den DTTB gegeben – und zwar im Mädchen-Wettbewerb -, doch um Franziska Schreiner, die das Halbfinale ganz dicht vor Augen hatte, spielte sich eine kleine Tragödie ab. Die 31. der aktuellen U18-Weltrangliste lieferte sich mit der an Position 49 notierten Russin Ekaterina Zironova ein packendes, ausgeglichenes Viertelfinal-Duell, das eigentlich keine Verliererin verdient gehabt hätte.
Mit 3:1-Sätzen lag Schreiner zwischenzeitlich in Front, musste den Satzausgleich hinnehmen, schien aber im Entscheidungsdurchgang alles klarmachen zu können. Da führte sie nämlich schon mit 9:3, doch die fehlenden beiden Punkte wollten einfach nicht mehr gelingen. Mit 12:10 machte am Ende Zironova das Rennen und der 16-jährigen Deutschen, die kommende Saison für den TV Busenbach in der 1. Bundesliga aufschlagen wird, war das griffbereite Edelmetall förmlich aus den Händen geflutscht.
„Ich hatte den Sieg vor Augen, bin dann aber zu hektisch geworden und habe die falschen Entscheidungen getroffen“, so eine enttäuschte Franziska Schreiner. „Ich wurde nervös und spielte nicht mehr ruhig weiter. Ich stand mir selbst im Weg.“ Bundestrainerin Dana Weber diagnostizierte, „dass Zironova taktisch immer besser“ geworden sei. „Franziska spielte zu ängstlich und traute sich zum Schluss nichts mehr zu.“
Die übrigen Deutschen konnten ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen, auch die weiblichen DTTB-Asse Anastasia Bondareva in der Mädchen-Konkurrenz und Sophia Klee bei den Schülerinnen nicht. Auch die Jungen um Cedric Meissner, Fanbo Meng und Kay Stumper, denen man durchaus etwas in Sachen Einzelmedaille zugetraut hätte, konnten das hohe Ziel nicht erreichen.
Schon in den Mannschaftswettbewerben war die Ausbeute – mit Ausnahme der Jungen-Auswahl – eher enttäuschend gewesen. Schon dort hatten die deutschen Nachwuchshoffnungen anerkennen müssen, dass man ein ganzes Stück hinter Nationen wie Frankreich, Russland, Rumänien oder – im weiblichen Bereich – Aserbaidschan herhinkt.
Natürlich war den Verantwortlichen des Verbandes und den Bundestrainern im Vorfeld schon klar gewesen, dass man sich in einer Phase des Umbruchs befindet, folglich hatte man die Messlatte nicht so hoch gelegt. Dennoch hatte man sich eigentlich schon einen Tick mehr erhofft. Ein zweiter Boll oder Ovtcharov ist derzeit, so selbstkritisch muss man sein, nicht in Sicht, auch keine zweite Petrissa Solja.
Jungen-Einzel
Achtelfinale
Meng Fanbo – Maksim Grebnev RUS 2:4 (-8,-8,4,-10,10,-8)
Mädchen-Einzel
Viertelfinale
Franziska Schreiner – Ekaterina Zironova RUS 3:4 (8,-7,7,10,-7,-6,-10)
Achtelfinale
Franziska Schreiner – Ellen Holmsten SWE 4:0 (3,6,6,9)
Jungen-Doppel
Achtelfinale
Cedric Meissner/Patrik Juhash HUN – Irvin Bertrand/Cristian Pletea FRA/ROU 0:3 (-8,-10,-7)
Mädchen-Doppel
Achtelfinale
Sarah Mantz/Denise Payet ENG – Fanni Harasztovic/Andrea Pavlovic HUN/CRO 0:3 (-9,-6,-11)
Schüler-Einzel
Halbfinale
Mike Hollo – Myshaal Sabhi FRA, Dienstag 10.30 Uhr
Viertelfinale
Mike Hollo – Vladislav Makarov RUS 4:2 (4,-8,-8,12,9,8)
Achtelfinale
Hannes Hörmann – Maciej Kubik POL 2:4 (5,-5,10,-8,-4,-5)
Mike Hollo – Arnau Pons ESP 4:3 (7,-9,8,-8,-9,13,9)
Schülerinnen-Einzel
Achtelfinale
Annett Kaufmann – Radmila Tominjak SRB 1:4 (-5,-6,6,-3,-8)
Sophia Klee – Liubov Tentser RUS 1:4 (-8,-3,-7,6,-7)
Schüler-Doppel
Viertelfinale
Mike Hollo/Vincent Senkbeil -Fabio Rakotoarimanana/Myshaal Sabhi FRA 2:3 (9,-8,-7,6,-7)
Achtelfinale
Mike Hollo/Vincent Senkbeil – Sergey Ryzhov/Vladislav Makarov RUS 3:0 (6,7,9)
Schülerinnen-Doppel
Viertelfinale
Naomi Pranjkovic/Annett Kaufmann – Liubov Tentser/Elizabet Abraamian RUS 1:3 (-4,-4,6,-5)
Achtelfinale
Leonie Berger/Luciana Mitrofan ROU – Naomi Pranjkovic/Annett Kaufmann 1:3 (-8,7,-6,-5)
Sophia Klee/Elena Zaharia ROU – Svetlana Dmitrienko/Arina Slautina RUS 2:3 (-4,10-7,13,-9)
Jugend-Euros 2018: Ergebnisse und Infos auf der Seite der ETTU
Text: Dr. Stephan Roscher
Fotos (2): ITTF