Der Freitag war ein Erfolgstag für die Deutschen bei den mit 160.000 Dollar dotierten Czech Open in Olomouc/Olmütz. Maximal vier DTTB-Asse konnten das Viertelfinale erreichen, vier haben es erreicht. Zudem zog Patrick Franziska mit Jonathan Groth ins Doppel-Finale ein.
Dimitrij Ovtcharov ist in Tschechien schon weiter als bei allen anderen Turnieren seit seinem Comeback bei den Korea Open. Sein 4:1 über den Südkoreaner Park Ganghyeon war nie wirklich gefährdet. Der Weltranglistenfünfte trifft am Samstag auf den Ex-Ochsenhausener Liam Pitchford, der als Ma-Long-Bezwinger bei den Bulgaria Open von sich reden machte. In Olmütz warf der schlaksige Brite mit Zhang Yudong am Freitag einen weiteren Chinesen aus dem Turnier, zuvor hatte bereits Düsseldorfs Schwede Kristian Karlsson dran glauben müssen. „Ich freue mich auf das Match gegen Pitchford morgen“, so Ovtcharov, der im Augenblick die leiseren Töne bevorzugt und von Spiel zu Spiel denkt. „Er spielt ja so ein bisschen in der Form seines Lebens. Nach dem Match gegen so einen Topspieler werde ich noch etwas besser wissen, wo ich im Moment stehe.“
Bastian Steger, beim Bundesliga-Auftakt von Kilian Ort auseinandergenommen, zeigte heute gegen den bis dahin so starken Ricardo Walther, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört und gewann mit 4:3 nach zwischenzeitlichem 0:2-Satzrückstand und 8:10. „Das war ein hart Stück Arbeit, das nicht gut begonnen hat“, sagte Steger. „Hätte Ric seine beiden Satzbälle zur 3:0-Führung genutzt, dann wäre es richtig schwer geworden. Ich bin sehr happy, unter den besten Acht zu sein.“ Sein Viertelfinalgegner ist der Chinese Zheng Peifeng, der in der Vorwoche in Bulgarien keinen Geringeren als Dima Ovtcharov ausgeschaltet hatte. „Ich werde jedenfalls versuchen, ihn kräftig zu ärgern“, gibt sich Steger kämpferisch.
Überzeugend auch der Auftritt von Patrick Franziska. Gegen seinen Doppelpartner Jonathan Groth behauptete sich Franziska in sechs Sätzen. „Ich hatte ja noch eine Rechnung mit Jonathan offen, nachdem ich unser letztes Duell verloren hatte“, gab der Odenwälder zu Protokoll. „Jetzt ist sie beglichen. Aber es war ein offenes und schweres Match, wir kennen uns ja in- und auswendig.“ Nun wird es aber richtig schwer. Seit Viertelfinalgegner ist Tomokazu Harimoto, aktuelle Nummer sechs der Welt. Im Duell der Generationen benötigte Japans 15-jähriger Jungstar sieben Sätze, um den 42-jährigen Vladimir Samsonov aus dem Turnier zu werfen. Franziska geht ohne Frage als Außenseiter ins Match, hat aber auch weniger Druck als Harimoto. Absolut chancenlos ist er nicht.
Sabine Winter, seit Monaten auf der Suche nach ihrer Form, scheint diese in Olmütz wiedergefunden zu haben. Was sie am Freitag mit der im ITTF-Ranking 35 Plätze höher notierten Defensiv-Polin Li Qian machte, war bemerkenswert. Keinen Satz überließ die Spitzenspielerin des SV DJK Kolbermoor ihrer renommierten Gegnerin und siegte mit 11:9, 11:2, 11:6 und 11:8 erstaunlich souverän. Nach Hitomi Sato musste schon die zweite Abwehrspielerin die Überlegenheit der 25-jährigen Deutschen anerkennen. Und die dritte wartet bereits. Die 26-jährige Chinesin Wu Yang, die im Achtelfinale keine allzu große Mühe mit Han-Ying-Bezwingerin Sun Mingyang hatte, wird am Samstag mit Winter die Klingen kreuzen. Wu war vor Jahren rasant auf dem Weg nach oben, bis der chinesische Verband beschloss, auf andere Spielerinnen und vor allem andere Spielsysteme zu setzen. „Wu Yang ist wahrscheinlich nochmal eine ganz andere Liga“, meint Winter. „Aber ich freue mich, morgen gegen die vermutlich beste Abwehrspielerin, die es momentan auf der Welt gibt, zu spielen. Ich bin gut drauf und mal schauen, was geht. Eines ist sicher: ich werde nicht aufgeben, bis der letzte Ball gespielt ist.“
Die Doppel-Europameister Patrick Franziska/Jonathan Groth spielen am Sonntag um Gold. Durch zwei Siege gelang dem topgesetzten deutsch-dänischen Duo der Einzug ins Endspiel gegen Mattias Falck (vormals Karlsson) und Kristian Karlsson, in das sie als leicht favorisiert gehen. Aber man ist gewarnt, da die beiden Schweden in der Vorschlussrunde die an zwei gesetzten Deutschen Ruwen Filus/Ricardo Walther mit 3:0 ausschalteten. Richtig überzeugend war aber auch der Halbfinal-Auftritt von Franziska/Groth gegen Tomokazu Harimoto/Yuto Kizukuri (Japan), gegen die man noch eine Rechnung offen hatte. Franziska erfreut: „Wir haben heute sehr gut gespielt. Gegen Harimoto/Kizukuri wollten wir es unbedingt besser machen als bei den China Open 2017 – und das haben wir dann auch getan.“ Nun wollen sie auch das Finale gewinnen. „Gegen die beiden Schweden wird es natürlich, wie immer, ein heißer Fight, aber Jonathan und ich harmonieren sehr gut zusammen“, stellt Franziska fest – wer wollte ihm da ernsthaft widersprechen.
DIE SPIELE DER DEUTSCHEN AM FREITAG
HERREN-EINZEL
Achtelfinale
Dimitrij Ovtcharov GER – Park Ganghyeon KOR 4:1 (3,-9,5,7,9)
Bastian Steger GER – Ricardo Walther GER 4:3 (-5,-10,10,8,11,-10,6)
Patrick Franziska GER – Jonathan Groth DEN 4:2 (9,-6,7,3,-9,9)
DAMEN-EINZEL
Achtelfinale
Sabine Winter GER – Li Qian POL 4:0 (9,2,6,8)
HERREN-DOPPEL
Viertelfinale
Patrick Franziska GER/Jonathan Groth DEN – Tomokazu Harimoto/Yuto Kizukuri JPN 3:1 (-8,8,11,9)
Ruwen Filus/Ricardo Walther GER – Marek Badowski/Patryk Zatowka POL 3:0 (7,6,9)
Halbfinale
Patrick Franziska GER/Jonathan Groth DEN – Anders Lind SWE/Bence Majoros HUN 3:0 (7,9,8)
Ruwen Filus/Ricardo Walther GER – Mattias Falck/Kristian Karlsson SWE 0:3 (-7,-8,-10)
DIE SPIELE DER DEUTSCHEN AM SAMSTAG
HERREN-EINZEL
Viertelfinale
11.40 Uhr: Dimitrij Ovtcharov GER – Liam Pitchford ENG
12.30 Uhr: Bastian Steger GER – Zheng Peifeng CHN
17.00 Uhr: Patrick Franziska GER – Tomokazu Harimoto JPN
DAMEN-EINZEL
Viertelfinale
14.30 Uhr: Sabine Winter GER – Wu Yang CHN
Czech Open auf der Turnierseite der ITTF
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher