Am kommenden Wochenende nimmt die 1. Bundesliga Damen ihren Spielbetrieb auf. Der komplette erste Spieltag steht auf dem Programm, alle acht Teams sind im Einsatz. Die Saison eröffnet Aufsteiger TSV Langstadt mit dem Heimspiel gegen den SV Böblingen.
Und die Partie ist ein großes Ereignis in der südhessischen 1.500-Einwohner-Gemeinde, die zur Stadt Babenhausen im Landkreis Darmstadt-Dieburg gehört, nur 17 Kilometer übrigens von Höchst im Odenwald entfernt, das durch Timo Boll Bekanntheit erlangt hat. Wenn das mal kein Omen ist! Man rechnet beim größten Highlight der Vereinsgeschichte – und als solches wird die erste Partie in der deutschen Eliteliga, der in den kommenden Jahren viele weitere folgen sollen, in Langstadt gesehen – mit einer restlos ausverkauften Halle. Deren Fassungsvermögen wird pünktlich zum Duell mit dem letztjährigen Tabellensiebten mit Zusatztribüne auf 300 angehoben.
Trainer Thomas Hauke spricht im Vorfeld von der schwer einnehmbaren „Festung Langstadt“, zu der seine Spielerinnen die Eckehard-Colmar-Halle (vormals Markwaldhalle) gerne machen möchten. Personell lässt man sich nur teilweise in die Karten schauen. Man gab bekannt, dass die Weltranglisten-52. Cheng Hsien-Tzu (Taiwan) ihre Deutschland-Premiere feiern wird und die Polin Monika Pietkiewicz aufgrund eines HTTV-Lehrgangs, bei dem sie als Verbandstrainerin zugegen sein muss, nicht zur Verfügung steht. Wer sonst noch spielt und ob auch Petrissa Solja wie im Pokal-Qualifikationsturnier dabei ist, lässt der Verein offen. Vermutlich wäre Solja die einzige Langstädter Spielerin mit realistischen Chancen, Böblingens 50-jährige Defensiv-Ikone Qianhong Gotsch zu knacken – Cheng, sicher keine Abwehr-Killerin, dürfte es da ziemlich schwer haben.
Andererseits kann eine Gotsch alleine die Partie nicht entscheiden. Ihr könnte, wie beim Pokal in Seligenstadt, Yanhua Yang-Xu zur Seite stehen, die zuletzt in Sindelfingen in der 3. Liga aufgeschlagen hat und sich nun nochmals mit den ganz Großen messen möchte. Ein 100-jähriges vorderes Paarkreuz in der deutschen Bundesliga – das ist etwas für das Guinness-Buch der Rekorde. Hinten könnten Rosalia Stähr und Theresa Kraft oder Julia Kaim zum Einsatz kommen. Böblingens Trainer Andrzej Kaim, Julias Vater, macht deutlich, dass man „nach einem Jahr, in dem es nicht gut gelaufen ist, diesmal unbedingt in die Play-offs“ wolle. Da würde ein Auftaktsieg beim sicher hoch motivierten, möglicherweise aber vor dieser Kulisse auch etwas nervösen Liganeuling perfekt ins Konzept passen. Wir gehen von einem 50:50-Spiel aus, bei dem die Tagesform entscheiden wird. Nicht unwichtig wird die Frage sein, ob es einer Langstädterin gelingt, die „Festung Gotsch“ zu stürmen.
Dreieinhalb Stunden später steigen der TV Busenbach und Vizemeister TTG Bingen/Münster-Sarmsheim in die neue Saison ein. Zwar spricht der Heimvorteil für den in Waldbronn aufschlagenden TVB, doch Bingens neuformierte Truppe dürfte alles andere als ein leichter Gegner sein. Beim Pokalturnier in Seligenstadt hinterließen die Rheinhessinnen inklusive der Neuzugänge Chantal Mantz und Giorgia Piccolin jedenfalls den besseren Eindruck und wirkten so harmonisch, als würden sie schon Jahre in dieser Besetzung zusammenspielen. Wir sehen das Gästeteam als leicht favorisiert an.
Die Frage nach Favorit und Außenseiter muss man sich tags darauf überhaupt nicht stellen. Ex-Triple-Sieger ttc berlin eastside kann personell wieder aus dem Vollen schöpfen und will die unglückliche gelaufene Saison 2017/18 vergessen machen. Der für das Pokal Final Four qualifizierte TuS Bad Driburg kann da im Normalfall nichts ausrichten, auch wenn Sarah de Nutte oder Britt Eerland noch so gut spielen.
Kaum anders ist die Ausgangsbasis bei der Partie TTK Anröchte vs. SV DJK Kolbermoor, auch wenn die Truppe aus Nordrhein-Westfalen in der Vorsaison dem späteren Deutschen Meister in den Play-off-Viertelfinals mächtig zusetzte. Doch Winter, Lang und Co. sind gewarnt und werden nichts dem Zufall überlassen. Vielleicht bietet man sogar, wie in Seligenstadt, „Susi“ (Liu Jia) auf, die gegen Anröchte im zweiten und dritten Play-off-Match gebracht wurde und dann den Unterschied machte. Alle Beobachter sind sich einig, dass Kolbermoor der einzige ernsthafte Konkurrent der Hauptstädterinnen sein wird, wenn es um die nationalen Titel geht.
Der 1. Spieltag
TSV 1909 Langstadt – SV Böblingen (Samstag, 15.00 Uhr)
TV Busenbach – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (Samstag, 18.30 Uhr)
ttc berlin eastside – TuS Bad Driburg (Sonntag, 13.00 Uhr)
TTK Anröchte – SV DJK Kolbermoor (Sonntag, 14.30 Uhr)
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Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher