Der 6:2-Sieg des Titelfavoriten Berlin in Busenbach am Samstag war eingeplant. Doch am Sonntag geschah Außergewöhnliches. Eine Böblinger Rumpftruppe trotzte eastside einen Punkt ab, später besiegte in Bingen die jüngste Mannschaft der Liga den amtierenden Meister.
TV Busenbach – ttc berlin eastside 2:6
In gut zwei Stunden setzten sich die Hauptstädterinnen auch ohne Georgina Pota mit 6:2 durch. Shan Xiaona, die zuletzt am 18. Februar gespielt hatte, feierte ein gelungenes Comeback. Sie gewann ihr Match gegen Jessica Göbel in vier Sätzen (7:11, 12:10, 11:9, 11:7) sowie ihr Doppel mit Nina Mittelham gegen die jungen Busenbacherinnen Bondareva/Schreiner (3:0). Ihr zweites Spiel gewann sie kampflos, da Tanja Krämer sich im Doppel eine Verletzung zugezogen hatte und ihre Einzel abschenkte. Beim Gastgeber glänzte die 16-jährige Franziska Schreiner, die Doppel-Europameisterin Nina Mittelham in einem wahren Thriller mit 14:12 im Entscheidungssatz besiegte. „Berlin war wie erwartet zu stark für uns, die wenigen Chancen, die uns geboten wurden, haben wir aber dankend angenommen“, so Busenbachs Mannschaftsführerin Jessica Göbel. „Insgesamt sind wir sehr zufrieden, das Comeback von Shan ist geglückt und unsere Inderin hat beim Sieg gegen Bondareva überzeugt“, freute sich Berlins Manager Andreas Hain, der auf ein ähnlich gutes Ergebnis in Böblingen hoffte.
SV Böblingen – ttc berlin eastside 5:5
Dass ausgerechnet die bisher so glücklosen, von Verletzungspech gebeutelten Böblingerinnen, bis dahin punktloses Tabellenschlusslicht, der Toptruppe aus Berlin ein Remis abtrotzen würde, hatten nicht viele auf der Rechnung. Von den fünf Punkten für eastside waren auch noch drei geschenkt – die verletzte Yanhua Yang-Xu gab ihre beiden Einzel sowie das Doppel kampflos ab. Am Ende konnte nur die am Vorabend in Busenbach noch etwas desolate Nina Mittelham mit zwei Einzelsiegen etwas Zählbares verbuchen. Auf der anderen Seite bestach die tolle kämpferische Moral der Böblingerinnen, bei denen die 50-jährige Qianhong Gotsch überragte, die nicht nur Shan Xiaona sondern auch Matilda Ekholm im Griff hatte. Julia Kaim blieb es vorbehalten, im Krimi gegen die Inderin Krittwika Roy den umjubelten Punkt einzutüten (9:11, 9:11, 12:10, 12:10, 11:9). „Unser Team hat sich heute einmal für seine Mühen belohnt“, sagte ein glücklicher SVB-Manager Frank Tartsch. eastside-Präsident Alexander Teichmann zeigte sich weniger erfreut: „Bei allem Respekt vor der Leistung der SV Böblingen, heute haben wir alle zu wenig gebracht. Der Punktverlust war nicht notwendig.“
TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – SV DJK Kolbermoor 6:4
Dass die radikal verjüngte Truppe aus Bingen/Münster-Sarmsheim tatsächlich schon so weit ist, eine Spitzenmannschaft wie Kolbermoor zu schlagen, hatten die meisten nicht erwartet. Beim 6:4 gegen den amtierenden Meister glückte den beherzt auftretenden Rheinhessinnen tatsächlich die „kleine Revanche“ für die verloren gegangene Finalserie um die Deutsche Meisterschaft im Mai/Juni. Das Debüt der US-Amerikanerin Zhang Lily beim neuen Spitzenreiter, die Sabine Winter besiegen konnte, zahlte sich auch deshalb aus, weil dadurch Yuan Wan im hinteren Paarkreuz aufschlagen konnte, wo sie nicht zu bezwingen war. Beim Gast überragte Kristin Lang mit ungefährdeten Siegen gegen Zhang Lily und Chantal Mantz, während Svetlana Ganina nur Doppel spielen konnte, ihre Einzel jedoch krankheitsbedingt kampflos abgeben musste. „Ich bin selbst überrascht, wie schnell sich unsere junge Mannschaft gefunden hat und dass sie von Anfang an so gute Ergebnisse erzielen konnte“, sagte ein strahlender TTG-Vorsitzender Joachim Lautebach. „Schließlich sind drei neue Spielerinnen dazu gekommen. Aber alle kannten sich untereinander gut von internationalen Turnieren, sind in einer Altersstufe und verstehen sich prächtig. Auch Lily Zhang, die erst am Freitag angekommen ist, war vom ersten Augenblick an voll im Team integriert.“ „Es war letztendlich das erwartete enge Spiel“, so Kolbermoors Trainer Michael Fuchs. „Insgesamt sind wir natürlich nicht zufrieden und hoffen, dass wir in den nächsten Spielen auch wieder im unteren Paarkreuz die nötigen Siege einfahren können.“
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Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher