1.200 Tischtennisfans in Ehingen – Rekordbesuch nicht nur für die TTF sondern die gesamte TTBL in der laufenden Saison – haben am Sonntag ein tolles Bundesliga-Spitzenspiel und einen Ochsenhausener 3:1-Sieg gegen Rekordchampion Düsseldorf erlebt.
Damit haben die Oberschwaben die Rheinländer nach dem 7. Spieltag von Platz zwei der Tabelle verdrängt.
Dass bei Düsseldorf Timo Boll und der Ägypter Omar Assar pausierten, tat der Ochsenhausener Freude über den Erfolg keinen Abbruch. Die TTF haben in der Vergangenheit schon Düsseldorf mit Boll geschlagen und auch schon gegen Düsseldorf ohne Boll verloren. Zudem war beim Gastgeber mit Jakub Dyjas der Spieler mit der momentan besten Bundesliga-Bilanz nicht zum Einsatz gekommen und schließlich gibt es ja auch noch den Weltranglisten-20. Jang Woojin im Kader, der im Lauf der Saison sicher noch zum Einsatz kommen wird. Für die vielen Fans hätte man sich allerdings schon gefreut, wenn sie den Weltranglistendritten Boll zu sehen bekommen hätten. Doch darauf hatten die Ochsenhausener keinen Einfluss. Sie konnten sich lediglich darauf konzentrieren, ihre bestmögliche Leistung abzurufen – und das gelang besonders Simon Gauzy und Stefan Fegerl.
Gegen den 21-jährigen schwedischen Nationalspieler Anton Källberg, einst Student am Liebherr Masters College, machte Gauzy den Anfang. Bis auf einen kleinen Durchhänger, der ihn den dritten Satz kostete, hatte der am Donnerstag 24 gewordene Franzose das Geschehen gut im Griff und brachte die TTF mit 1:0 in Führung.
Man hoffte, dass Hugo Calderano nachlegen würde, doch der Brasilianer hatte nicht seinen besten Tag erwischt und konnte gegen den Weltranglisten-24. Kristian Karlsson nur im zweiten Satz Akzente setzen. Calderanos 1:3-Niederlage ließ zur Pause alles wieder komplett offen erscheinen.
Es folgte ein Gala-Auftritt von Stefan Fegerl, der fast fehlerfrei spielte und seinem ehemaligen Teamkollegen Kamal Sharath Achanta beim 11:6, 11:4 und 11:7 nicht den Hauch einer Chance ließ. „Dass ich so klar gegen Kamal gewinnen würde, hätte ich selbst nicht gedacht“, so der 30-jährige Österreicher nach seinem Sieg über den Weltranglisten-31. aus Indien. „Aber ich habe jetzt fast drei Wochen richtig gut und intensiv in Ochsenhausen trainieren können und das hat sich ausgezahlt.“ „Man merkte Kamal an, dass ihm die Wettkampfpraxis fehlt. Stefan agierte sehr sicher und das reichte aus, um die Partie deutlich für sich zu entscheiden“, analysierte Borussia-Manager Andreas Preuß. „Wir wollten Kamal in einem solchen Spiel bringen. Er braucht diese Matches gegen starke Gegner, da er bislang wenig Einsätze hatte“, ergänze Trainer Danny Heister.
2:1 – nun war der Sieg in Reichweite, allerdings hatte Simon Gauzy noch eine hohe Hürde vor der Brust, um ihn perfekt zu machen. Linkshänder Karlsson ist eben auch ein Weltklassespieler und war in der TTBL vor dem Duell mit dem Ochsenhausener Spitzenspieler mit einer 6:1-Bilanz notiert. Und prompt ging der erste Satz verloren, doch dann erhöhte der TTF-Spieler die Schlagzahl und gewann den zweiten Durchgang sicher, den dritten sogar haushoch (11:1). Im vierten Satz ging es dann wieder enger zu, doch Gauzy behielt kühlen Kopf, gewann mit 11:9 und tütete den TTF-Sieg nach einer Gesamtspieldauer von zwei Stunden und 20 Minuten ein.
Mit diesem Erfolg konnten die Oberschwaben nicht nur eine kleine Revanche für das TTBL-Finale am 26. Mai nehmen – natürlich hat ein einfaches Ligaspiel nicht den Stellenwert eines Endspiels um die Deutsche Meisterschaft –, sondern auch im direkten wettbewerbsübergreifenden Vergleich der letzten drei Jahre gegen die Borussia egalisieren, wo es nun 6:6 heißt.
Mühlhausen (3:1 gegen Grünwettersbach) und die TTF liegen nach dem 7. Spieltag mit jeweils 12:2 Punkten an der Spitze der Bundesliga-Tabelle, gefolgt von Bergneustadt (3:0 gegen Bad Königshofen), Düsseldorf und Saarbrücken (3:2 in Grenzau) mit je 10:4 Zählern.
„Ich bin erleichtert, es war ein schweres Spiel, obwohl unser Gegner ohne Timo Boll und Omar Assar angereist ist“, so TTF-Trainer Dmitrij Mazunov. „Aber auf die Düsseldorfer Aufstellung haben wir keinen Einfluss und ein Sieg gegen Düsseldorf ist immer ein Sieg für das Selbstbewusstsein. Unsere Jungs haben die bessere Mannschaftsleistung gezeigt und absolut verdient gewonnen.“
„Natürlich war es zunächst einmal ein ganz normales Bundesligaspiel, aber eins mit einem besonderen Kick“, gab ein zufriedener Stefan Fegerl zu Protokoll. Überaus zufrieden zeigte sich auch Fegerls Teamkollege Simon Gauzy: „Vor dieser tollen Kulisse hätten wir das heute besser kaum machen können.“
„Das war heute eine sehr gute Leistung von uns“, sagte ein erfreuter TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. „Besonders Simon und Stefan haben sehr gut gespielt, während es bei Hugo nicht ganz rund lief – dennoch haben wir das Spitzenspiel als Mannschaft gewonnen, das ist wichtig. Und wir haben den vielen Zuschauern tolles Tischtennis und einen Sieg gegen den Triple-Sieger geboten, mehr war nicht möglich. Jetzt können unsere Jungs ganz entspannt nach Stockholm zu den Swedish Open fliegen.“
„Wir gratulieren Ochsenhausen zu diesem Sieg. Sie waren heute besser als wir und haben verdient gewonnen“, so Andreas Preuß, der sich als fairer Verlierer zeigte.
Am 8. Spieltag müssen die TTF zum schwer auszurechnenden Tabellensiebten SV Werder Bremen, der unter Siegzwang steht, um nicht frühzeitig den Anschluss im Kampf um die Play-off-Plätze zu verlieren – die Partie steigt am kommenden Sonntag um 15 Uhr und wird ausnahmsweise nicht in Bremen sondern in Belm in der Nähe von Osnabrück ausgetragen.
TTF Liebherr Ochsenhausen – Borussia Düsseldorf 3:1
Simon Gauzy – Antom Källberg 3:1 (11:7, 11:5, 8:11, 11:9)
Hugo Calderano – Kristian Karlsson 1:3 (6:11, 12:10, 7:11, 3:11)
Stefan Fegerl – Kamal Achanta 3:0 (11:6, 11:4, 11:7)
Simon Gauzy – Kristian Karlsson 3:1 (8:11, 11:5, 11:1, 11:9)
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: Nikolai Schaal