Do, 28. November 2024
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FINAL FOUR: Ochsenhausen von drei Rivalen belauert

Nur noch eine Woche bis zum großen Pokal-Showdown. Am 05.01. wird in Neu-Ulm der erste Titel der Saison vergeben. Zwar ist TTBL-Spitzenreiter und „Platzhirsch“ Ochsenhausen nach dem Ausscheiden von Boll und Co. in der Favoritenrolle, doch das heißt noch nicht viel.

Definitiv weiß man nur, dass der Cup in neue Hände gelangen wird. Der Seriensieger Borussia Düsseldorf, zuletzt sechsmal in Folge auf dem Podest ganz oben, wurde durch das 2:3 im denkwürdigen Viertelfinalmatch am 16.11. in Grünwettersbach vorzeitig entthront – und das nach einer 2:0-Führung. Natürlich würden sich die ASV-Asse, die in der Liga noch keine Bäume ausgerissen haben, nun am liebsten auch die Krone aufsetzen nach der Devise, wer Boll und Co. rauswirft, hat den Pokal verdient.

Doch drei Bundesligarivalen wollen das verhindern. Bis auf die Ochsenhausener, die nur circa 45 Kilometer bis zur Arena zurückzulegen haben, ist – betrachtet man die Tabellenpositionen – nicht gerade die Crème de la Crème der TTBL in Neu-Ulm versammelt. Grenzau ist Siebter, Grünwettersbach Neunter und Bremen gar nur Zehnter des Tableaus.

Doch alle drei sind erfolgshungrig und gefährlich, sie haben sich die Teilnahme am Liebherr Pokal-Finale durch Viertelfinal-Erfolge über Spitzenmannschaften redlich verdient. Nicht nur die Grünwettersbacher glänzten nämlich in der Runde der besten Acht. Der in der Bundesliga bisher so dürftig auftretende SV Werder Bremen schaltete die zur Spitzengruppe zählenden Bergneustädter Schwalben mit 3:1 aus, während die Asse des TTC Zugbrücke Grenzau sensationell beim 1. FC Saarbrücken mit 3:2 die Oberhand behielten – nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand.

Dmitrij Mazunov will ersten Pokalsieg als Trainer

Die Ochsenhausener hatten zwar zuletzt „nur“ den Zweitligisten Bad Hamm auf Distanz zu halten, dafür spielten sie allerdings im Achtelfinale Fulda-Maberzell – gewiss kein Leichtgewicht – in Rekordzeit in Grund und Boden. Dreimal haben die TTF den Pokal bisher nach Oberschwaben geholt – in den Jahren 2002, 2003 und 2004 waren sie der Serienpokalsieger. Dmitrij Mazunov hatte zweimal als Ochsenhausener Spieler entscheidenden Anteil daran. Nun möchte der 47-Jährige als Cheftrainer zum dritten Mal den Cup jubelnd in die Höhe recken.

Die meisten Experten rechnen damit, dass seinem Team das gelingen wird. Immerhin haben die TTF mit Hugo Calderano, Jang Woojin – auch der Südkoreaner wird erstmals dabei sein, ob er spielt, ist noch offen – und Simon Gauzy die Nummern sechs, 15 und 23 der Welt im Kader. Calderano hat unlängst bei den Grand Finals einem Fan Zhendong das Fürchten gelehrt. Dazu sind noch der routinierte Österreicher Stefan Fegerl, der die letzten beiden Jahre mit der Düsseldorfer Borussia in Neu-Ulm triumphierte, sowie der Pole Jakub Dyjas dabei, dessen 9:2-Bilanz in der TTBL davon zeugt, wie gut er geworden ist. Zudem noch die meisten Fans im Rücken, kann da wirklich etwas schiefgehen?

Kann es, die Oberschwaben werden nämlich von allen drei Mitbewerbern belauert, durch das Ausscheiden des Boll-Klubs sind sie vom Jäger zum Gejagten geworden. Obwohl ihr letzter Pokal-Triumph 14 Jahre zurückliegt, haben sie nun etwas zu verteidigen, während Halbfinalgegner Grenzau sowie Bremen und Grünwettersbach ungleich entspannter aufspielen können. Keiner erwartet von ihnen den großen Coup. Sie können folglich nur etwas gewinnen, dagegen nichts verlieren. Gerade bei Dreiermannschaften und Spielen bis zum dritten Punkt – man sollte mittelfristig wirklich darüber nachdenken, zu Vierer-Teams zurückzukehren, aber das ist eine andere Diskussion – kann schnell etwas passieren. Ein Spieler der schlecht geschlafen hat, ein anderer mit Nervenflattern – und schon steht es 0:2. Und dann muss man dies, gerade wenn es um so viel geht, erst einmal umbiegen.

In der Liga etwa haben Calderano und Co. zweimal mit viel Kampf und reichlich Glück gegen den ASV Grünwettersbach gewonnen – beide Male mit 3:2 nach 0:2-Rückstand. Da konnte man das Blatt wenden, doch wäre das auch vor 4.000 Fans und bei der hohen Erwartungshaltung im Umfeld geglückt?

Dementsprechend hält man in Ochsenhausen den Ball flach. „Ich sehe uns nicht als Favoriten“, sagt TTF-Trainer Mazunov. „Zwar haben wir einen kleinen Vorteil dadurch, dass wir praktisch zu Hause spielen, aber am Ende wird die Tagesform entscheidend sein.“ Auch Ochsenhausens Präsident Kristijan Pejinovic warnt: „Die anderen Mannschaften haben in dieser Konstellation nichts zu verlieren, wir müssen vor allem einen kühlen Kopf bewahren. Denn auf dem Papier der Favorit zu sein, reicht nicht.“

Grenzau, Grünwettersbach und Bremen top motiviert

Ochsenhausens Halbfinal-Gegner spielt viel besser als in der Katastrophensaison 2017/18. Man hat mit Mihai Bobocica, Anders Lind und Marcelo Aguirre, allesamt positive, mannschaftsdienliche Typen, die richtigen Spieler in den Westerwald gelotst und zeigt wieder echten Team Spirit. „Für uns war es bereits eine Riesen-Überraschung, in Saarbrücken zu gewinnen“, so Grenzaus Präsident Knopf. „Dort hat die Mannschaft gezeigt, dass sie Potential hat.“ Auch Trainer Dirk Wagner sieht sein Team auf einem guten Weg und zeigt sich entschlossen: „Wir fahren nicht als Touristen für einen netten Ausflug nach Neu-Ulm. Wenn wir an einem solchen Event teilnehmen, wollen wir auch gewinnen.“

Für das andere Halbfinale zeichnet sich kein Favorit ab. Chancenlos sieht Grünwettersbachs Manager Martin Werner seine Truppe auf keinen Fall: „Gegen Bremen stehen die Chancen an einem guten Tag 50:50, und gegen Ochsenhausen haben wir zuletzt zweimal nur knapp verloren. Wir wollen das Event vor allem genießen und die verkorkste Saison etwas beiseite schieben.“

Am 21. Dezember konnte der ASV immerhin glatt mit 3:0 an der Weser gewinnen – Qiu Dang bezwang überraschend den künftigen Bad Königshofener Bastian Steger – und sich in der Bundesliga-Tabelle an den Norddeutschen vorbeischieben. Dies ändert nichts daran, dass sich beide mit jeweils nur sechs Punkten aus 13 Partien bisher klar unter Wert verkauft haben. Ein Pokal-Coup würde da natürlich mächtig Auftrieb für die TTBL geben.

„Leider lief es in der Liga nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt „Basti“ Steger. „Der Einzug ins Final Four ist schon mal ein großer Erfolg für uns. Grünwettersbach hatte man in der Liga ebenfalls weiter vorne erwartet, aber dafür haben sie genau wie wir im Pokal gut gespielt. Und jetzt wollen sich natürlich beide Teams den Traum vom Finale erfüllen.“ Ricardo Walther pflichtet bei: „Mit einem Einzug ins Finale können beide Mannschaften ihren Tabellenplatz vergessen machen und werden deswegen sicher besonders motiviert sein.“

Der Begeisterung tut es übrigens keinen Abbruch, dass bis auf den Lokalmatador alle Topmannschaften der TTBL ausgeschieden sind. Offenbar kommen die Fans auch, wenn sie weder Düsseldorf noch Boll zu sehen bekommen. Man hört, dass es einen neuen Final-Four-Besucherrekord mit mehr als 4.000 Menschen geben wird. Der Vorverkauf läuft vorzüglich.

 

HALBFINALE (11 Uhr)

TTC Zugbrücke Grenzau – TTF Liebherr Ochsenhausen

SV Werder Bremen – ASV Grünwettersbach 

FINALE (14 Uhr)

 

Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher

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