Am 16. TTBL-Spieltag haben die TTF Liebherr Ochsenhausen ihre dritte Saisonniederlage kassiert. Der deutsche Pokalmeister verlor in Bergneustadt das extrem spannende Duell des Dritten gegen den Spitzenreiter nach über dreieinhalb Stunden mit 2:3. Ochsenhausen bleibt dennoch Tabellenführer.
Allerdings ist die Spitze nun extrem dicht zusammengerückt. Ochsenhausen und Düsseldorf (3:0-Sieger in Jülich) sind mit 24:6 Zählern punktgleich und Bergneustadt ist mit einem Spiel weniger und 22:6 Punkten dem Duo dicht auf den Fersen.
Ausschlaggebend für die Niederlage der Oberschwaben in einer heftig umkämpften Partie war der Umstand, dass vor 720 Fans – Saisonrekord für Bergneustadt – nur Jang Woojin für die TTF punkten konnte und das Doppel Fegerl/Dyjas erstmals in der Saison den Tisch nicht als Sieger verließ. Und natürlich auch der Umstand, dass die „Schwalben“ eine Klasseleistung boten.
Zunächst standen sich mit Benedikt Duda und Stefan Fegerl zwei Spieler gegenüber, die vor kurzem noch bei den Hungarian Open in Budapest im Einsatz waren. Überhaupt waren bis auf Jang Woojin alle Spieler beider Teams in Ungarn am Start gewesen. Auf Hugo Calderano, der am weitesten gekommen war und nach guten Leistungen am Samstag im Viertelfinale des hochkarätig besetzten Turniers gegen den Chinesen Wang Chuqin ausgeschieden war, hatte Ochsenhausen verzichtet – schließlich standen vier ausgeruhte Akteure zur Verfügung. In Budapest war Duda weiter gekommen als Fegerl und hatte durch ein knappes 3:4 gegen den chinesischen Weltranglistenzweiten Xu Xin aufhorchen lassen. Und so spielte der 24-jährige deutsche Nationalspieler auch gegen Stefan Fegerl. Zwar konnte der Österreicher den verlorenen ersten Satz noch postwendend egalisieren, doch die folgenden beiden Durchgänge gingen mehr oder weniger klar an Duda.
Der stark spielende Engländer Paul Drinkhall verlangte dem vom Dmitrij Mazunov als Nummer eins aufgestellten Südkoreaner Jang Woojin alles ab, doch der Weltranglistenelfte im Gästedress behielt die Nerven und die Übersicht und brachte das Match mit 11:9, 8:11, 11:9 und 11:8 nach Hause, wobei er mehrfach deutliche Rückstände in den Sätzen wettmachte.
Nun ruhten die TTF-Hoffnungen auf Simon Gauzy, dem man gegen Alvaro Robles durchaus einen Sieg zutraute. Doch nach klar gewonnenem erstem Satz riss bei dem Franzosen ein wenig der Faden. Der einige Jahre der Ochsenhausener Trainingsgruppe angehörende Spanier, in Budapest in der vierten Qualifikationsrunde am Noch-Grenzauer Kirill Gerassimenko gescheitert, konnte mit 2:1 Sätzen in Führung gehen. Gauzy gab sich aber nicht geschlagen und glich aus, so dass der fünfte Durchgang entscheiden musste. Zwar gelang es dem Franzosen, aus einem 7:9 ein 9:9 zu machen, doch die nächsten beiden Punkte gingen an Robles.
1:2 – nun musste Jang Woojin das Spitzeneinzel gegen Duda gewinnen, um sein Team im Rennen zu halten. Das gelang ihm auch, aber es ging extrem eng zu. Auch hier wieder holte der 23-jährige Südkoreaner einige hohe Rückstände auf und behielt in den entscheidenden Momenten die Nerven, so dass er sich am Ende über ein 10:12, 13:11, 13:11 und 11:7 freuen durfte. „Jang war unser herausragender Mann heute“, so TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. „Heute hat er seine Klasse gezeigt und endlich die nötige Lockerheit gefunden. Er hat das super gemacht.“
Es ging also ins Schlussdoppel. Stefan Fegerl und Jakub Dyjas – beide als exzellente Doppelspieler bekannt – fanden in den Bergneustädtern Robles/Drinkhall ebenbürtige Gegner, die diesmal sogar einen Tick besser waren. Zweimal konnte das TTF-Duo Satzrückstände noch gerade so ausgleichen, doch im fünften Durchgang legten Robles/Drinkhall wieder furios los und zogen rasch davon. Die beiden Gäste-Spieler konnten es nicht mehr drehen und mussten das 2:3 aus Sicht ihres Teams hinnehmen – die erste Niederlage übrigens der Oberschwaben im Doppel in der laufenden Saison.
„Das war eine super Mannschaftsleistung von uns heute“, freut sich Benedikt Duda, auch wenn er mit seinem zweiten Einzel nicht zufrieden war. „Ich war wirklich sauer, dass ich meine 9:5-Führung im zweiten und 10:5-Führung im dritten Satz gegen Woojin nicht nach Hause bringen konnte. Aber mit unserem Sieg sieht es wirklich gut mit den Play-offs aus.“
„Bergneustadt hat ein homogenes Team, die Spieler performen gut zusammen und haben verdient gewonnen“, machte Kristijan Pejnovic dem Gegner ein Kompliment. „Die Niederlage ist schade, jedoch kein Beinbruch, man kann gegen einen so starken Verfolger auch einmal ein knappes Spiel verlieren“, wollte der TTF-Präsident das Ergebnis nicht dramatisieren. „Bergneustadt wird es dieses Jahr wohl in die Play-offs schaffen, da bin ich mir ziemlich sicher. Wir aber wohl auch. Wir müssen weiter unsere Punkte sammeln und wollen uns auch eine gute Platzierung für die Play-offs sichern. In unserem nächsten Spiel am 10. Februar in Grenzau wollen wir eine Schippe draufpacken und die Punkte mitnehmen.“
Ärgerlich und Gesprächsthema auch nach der Partie waren die Temperaturen in der Bergneustädter Burstenhalle, in der es lausig kalt war. Deswegen haben die TTF nach der Partie auch Protest gegen die Spielwertung eingelegt. „Damit soll nicht die starke Leistung der Bergneustädter nachträglich geschmälert werden“, so Kristijan Pejinovic. „Aber es war wirklich schweinekalt in der Halle. Wir sind es den Spielern schuldig, das zu klären, denn solche Temperaturen sind im Profitischtennis nicht vertretbar und bedeuten eine erheblich vergrößerte Verletzungsgefahr. Auch für die Spieler des Gegners. Wir werden damit nicht erreichen, dass das Spiel wiederholt wird. Wohl aber, dass eine Klärung der Umstände erfolgt und so etwas künftig nicht mehr passiert.“
TTC Schwalbe Bergneustadt – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2
Benedikt Duda – Stefan Fegerl 3:1 (11:9, 6:11, 11:9, 11:6)
Paul Drinkhall – Jang Woojin 1:3 (9:11, 11:8, 9:11, 8:11)
Alvaro Robles – Simon Gauzy 3:2 (5:11, 12:10, 11:5, 4:11, 11:9)
Benedikt Duda – Jang Woojin 1:3 (12:10, 11:13, 11:13, 7:11)
Robles/Drinkhall – Fegerl/Dyjas 3:2 (11:6, 10:12, 11:6, 10:12, 11:4)
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: Henning Braun