Es ist schon ein wenig schade, dass zwei Spieltage vor Schluss Fulda-Maberzell und Mühlhausen nach phasenweise sehr guten Leistungen in der Saison aus dem Kreis der Play-off-Anwärter ausgeschieden sind. Darunter leidet die Spannung in der Schlussphase der Punktrunde.
Die Osthessen hatten zuletzt sieben Spiele in Folge gewonnen, die Thüringer waren dagegen in der Vorrunde besonders stark. Beide hätten am 20. Spieltag unbedingt gewinnen müssen, um in der Verlosung zu bleiben, doch beide kassierten knappe und etwas unglückliche Niederlagen.
Fuldas Serie gestoppt
Nach sieben Siegen in Serie schien Fulda einen Lauf zu haben, so dass mancher der Truppe zugetraut hat, auch noch die letzten beiden Saisonspiele zu gewinnen und nach verkorkster Vorrunde doch noch ins Ziel zu stolpern. Doch in Bergneustadt musste man nach knapp drei Stunden eine bittere 2:3-Niederlage quittieren.
Die Schwalben dagegen stehen erstmals in der Endrunde, weil sie noch nie über einen langen Zeitraum so stabil waren, weil Benedikt Duda (19:10) wirklich zum Top-Einser gereift ist, weil Alvaro Robles inzwischen auch klar positiv spielt, weil man mit Drinkhall/Robles (5:0) das beste Doppel der Liga hat, jedoch die Formation Duda/Drinkhall auch prächtig harmoniert, und schließlich, weil dem Team die Rückkehr von Gummersbach nach Bergneustadt richtig gutgetan hat. Dort hat man endlich die Fans hinter sich und die Stimmung in der Hütte, die man braucht, um aus sich die letzten Prozente herauszukitzeln. Es kann durchaus ein fruchtbares Prinzip sein, um einen Spieler herum, der Eigengewächs, Lokalmatador und Identifikationsfigur ist, eine Mannschaft aufzubauen, was Bad Königshofen ja ganz ähnlich betreibt.
Vor 475 Fans – in der Gummersbacher Schwalbe-Arena waren es oft nur 100 – legte zwar Fulda durch Ruwen Filus vor (3:1 gegen Robles, der gegen Abwehr noch Defizite aufweist), doch der Gastgeber kam postwendend zurück. Duda zerlegte Wang Xi förmlich und Drinkhall setzte gegen Tomislav Pucar nach (3:2). Wang, der Maberzell verlässt – der Nachfolger ist noch immer nicht bekannt, auch nicht, wo der Abwehrrecke nächste Saison aufschlagen wird –, wetzte gegen Robles mit einem glatten 3:0 zwar die Scharte aus dem ersten Match aus, doch im Doppel waren Duda/Drinkhall ihren Kontrahenten Pucar/Meng überlegen und siegten trotz verlorenem ersten Satz noch recht deutlich. Für die Osthessen war damit die Messe gelesen, die Play-offs sind außer Reichweite.
Und die Schwalben nahmen die Erkenntnis mit, dass sie inzwischen auch genügend Qualität besitzen, taktisch zu stellen und bei Bedarf durchaus erfolgreich einen anderen Spieler als Duda als Einser zu nominieren. Somit haben sie mehr Optionen als früher und sind schwerer auszurechnen, was vielleicht auch in den Play-offs eine Rolle spielen könnte.
Mühlhausen nach toller Vorrunde gescheitert
16:4 Punkte in der Vorrunde, bisher 4:12 in der Rückrunde – hatten in der ersten Saisonhälfte sogar die ganz Großen Bammel vor den Spielen am Kristanplatz, war der Post SV Mühlhausen zuletzt nicht einmal mehr zu Hause eine Macht. Möglicherweise haben die ungewohnten Doppelschichten durch die Champions League, in der man sich bärenstark präsentierte, den Thüringern im Lauf der Saison die Frische geraubt.
Beim 2:3 gegen den 1. FC Saarbrücken am Sonntag hatte man indes auch reichlich Pech und einen Ovidiu Ionescu – immerhin Vizeeuropameister –, der nichts auf die Reihe bekam. Der Rumäne verlor gegen den bisher ziemlich enttäuschenden Liao Cheng-Ting (2:3) wie auch gegen Patrick Franziska, gegen den er chancenlos war. Da nützte es auch nichts, dass Lubomir Jancarik den DTTB-Nationalspieler überraschend in fünf Sätzen bezwang und Daniel Habesohn (3:2 gegen Darko Jorgic) nachlegte. Franziska egalisierte postwendend gegen Ionescu. Im abschließenden Doppel konnten Habesohn/Jancarik gegen Jorgic/Liao eine 2:1-Satzführung sowie ein 7:4 im Entscheidungsdurchgang nicht ins Ziel bringen – und das war es für die Postler.
Nun ist nur noch interessant, auf welchen Plätzen die TOP 4 – Ochsenhausen, Düsseldorf, Bergneustadt und Saarbrücken – ins Ziel einlaufen in Hinblick auf die Play-off-Halbfinal-Paarungen. Momentan hat Ochsenhausen die besten Chancen, die Runde als Erster zu beenden, entschieden ist aber noch nichts.
Grenzau und Jülich ohne Chance
Die restlichen Partien des 20. Spieltags sind nur am Rande erwähnenswert. Dass Grenzau ohne seinen besten Mann Kirill Gerassimenko auch gegen vom München-Trip gestresste Düsseldorfer ohne Boll nichts reißen würde (0:3), war klar. Umso mehr, als Mihai Bobocica zuletzt erkennbar abgebaut hat und Anders Lind noch in der Lernphase ist, gegen Kristian Karlsson jedoch phasenweise bereits auf Augenhöhe war. Stark präsentierte sich der Paraguayer Marcelo Aguirre, der beinahe gegen Omar Assar gewonnen hätte.
Das Geschehen von ganz unten betrachtet weiterhin der TTC indeland Jülich, der auch gegen Grünwettersbach beim 0:3 keine Bäume ausriss. Man muss es so deutlich sagen: Jülich hat bisher die Topliga Europas nicht bereichert. 0:36 Punkte und 8:54 Spiele sind mehr als ernüchternd und erinnern die älteren Fußballfans an das Kapitel Tasmania 1900. Immerhin hielt Dennis Klein gegen Bojan Tokic zeitweilig recht gut mit. Dennoch muss man demnächst etwas Geld in die Hand nehmen und personell zumindest auf der Spitzenposition nachrüsten, will man nicht auch 2019/20 die Schießbude der Liga sein.
Nachfolgend alle TTBL-Ergebnisse des Sonntags.
TTBL, 20. Spieltag
TTC Schwalbe Bergneustadt – TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell 3:2
Alvaro Robles – Ruwen Filus 1:3 (11:5, 5:11, 5:11, 8:11)
Benedikt Duda – Xi Wang 3:0 (11:7, 11:7, 11:4)
Paul Drinkhall – Tomislav Pucar 3:2 (11:9, 16:14, 8:11, 7:11, 11:6)
Alvaro Robles – Xi Wang 0:3 (7:11, 5:11, 6:11)
Duda/Drinkhall – Pucar/Meng 3:1 (6:11, 11:8, 11:8, 11:7)
TTC Zugbrücke Grenzau – Borussia Düsseldorf 0:3
Mihai Bobocica – Anton Källberg 0:3 (6:11, 8:11, 9:11)
Anders Lind – Kristian Karlsson 0:3 (13:15, 7:11, 10:12)
Marcelo Aguirre – Omar Assar 2:3 (13:11, 5:11, 12:10, 8:11, 8:11)
TTC indeland Jülich – ASV Grünwettersbach 0:3
Dennis Klein – Bojan Tokic 2:3 (12:10, 9:11, 11:7, 8:11, 4:11)
Martin Allegro – Ricardo Walther 0:3 (10:12, 6:11, 7:11)
Robin Devos – Sathiyan Gnanasekaran 1:3 (4:11, 11:7, 4:11, 6:11)
Post SV Mühlhausen – 1. FC Saarbrücken TT 2:3
Ovidiu Ionescu – Cheng-Ting Liao 2:3 (5:11, 8:11, 11:7, 11:8, 4:11)
Lubomir Jancarik – Patrick Franziska 3:2 (1:11, 12:10, 11:5, 6:11, 11:4)
Daniel Habesohn – Darko Jorgic 3:2 (6:11, 5:11, 11:7, 11:6, 11:8)
Ovidiu Ionescu – Patrick Franziska 0:3 (9:11, 5:11, 4:11)
Habesohn/Jancarik – Jorgic/Liao 2:3 (11:6, 10:12, 11:8, 7:11, 8:11)
Text & Fotos Filus, Lind: Dr. Stephan Roscher
Foto Duda: Henning Braun