Der 20. und letzte Spieltag der TTBL brachte einige unerwartete Ergebnisse. So verlor Ligaprimus Ochsenhausen nach 2:0-Führung noch gegen Fulda-Maberzell und Verfolger Düsseldorf musste, obwohl mit Timo Boll angetreten, dem krassen Außenseiter TSV Bad Königshofen zum Sieg gratulieren.
Das „Spiel um Platz 3“ gewann Saarbrücken in Bergneustadt, wobei beide Teams ihre Spitzenspieler schonten.
In den Play-offs stehen sich ab kommendem Samstag der Punktrunden-Gewinner Ochsenhausen und der Vierte Bergneustadt sowie der nur ganz knapp als Zweiter ins Ziel gekommene Titelverteidiger Düsseldorf und der Dritte Saarbrücken, punktgleich mit der Borussia und um ein Spiel schlechter als Boll und Co. (53:32/53:31), gegenüber.
Ochsenhausen patzt gegen Maberzell
Es sollte ein denkwürdiges Spiel werden, doch was die beinahe 500 Fans in der Ehinger Sporthalle des Johann-Vanotti-Gymnasiums erlebten, war eher ein merkwürdiges Spiel. Ochsenhausen schien vor 500 Fans gegen Fulda anfänglich eindeutig auf der Siegerstraße zu sein, verpatzte aber doch noch die Generalprobe für die Play-offs und büßte nach zehn Heimsiegen in Folge (inklusive Pokal) in Ehingen seine weiße Weste ein. Nach der Pause war man ziemlich von der Rolle und gewann keinen Satz mehr. Dennoch beendete man die Punktrunde als Spitzenreiter mit 32:8 Punkten. Am Ende sicherte das reine Defensivdoppel Ruwen Filus/Wang Xi – nächste Saison in der Liga nicht mehr möglich – den Osthessen unerwartet den Sieg. TTF-Trainer Dmitrij Mazunov wollte die Niederlage nicht überbewerten: „Wir haben heute die Konzentration beim 2:0 etwas verloren. Aber jetzt gilt der Fokus dem Duell gegen Bergneustadt. Wir sind bereit und werden Gas geben.“
Boll und Co.: Heimschlappe gegen Underdog Bad Königshofen
Nicht mit Ruhm bekleckerte sich auch die Düsseldorfer Borussia beim 2:3 gegen Bad Königshofen. Die Unterfranken spielten locker auf und revanchierten sich vor 1.100 Zuschauern im ausverkauften ARAG CenterCourt für die ebenso knappe Hinspiel-Niederlage. Mizuki Oikawa brachte Timo Boll gleich im Auftaktmatch in fünf Sätzen die dritte Saisonniederlage in der TTBL bei. Der scheidende junge Ungar Bence Majoros erhöhte gegen Anton Källberg auf 2:0 und gab damit ein gutes Bewerbungsschreiben für einen neuen Arbeitgeber ab. Zwar konnte der haushohe Favorit nach der Pause egalisieren, doch das Doppel Oikawa/Ort bog einen 0:2-Satzrückstand gegen Karlsson/Källberg noch um und hatte im fünften Satz klar das Heft in der Hand. „Das war heute insgesamt kein gutes Spiel unserer Mannschaft, ich bin schon etwas enttäuscht“, so Borussia-Manager Andreas Preuß. „Wir müssen jetzt unsere Gedanken sammeln, gut trainieren, gut schlafen und dann geht es in die entscheidenden Spiele in der Champions League und der TTBL.“
Saarbrücken gewinnt Spiel um Platz 3
Ob Platz drei oder vier schien sowohl den Bergneustädter Schwalben als auch dem 1. FC Saarbrücken nicht so wichtig zu sein, jedenfalls schonten beide ihre Topspieler – Benedikt Duda und Patrick Franziska pausierten. Vor 465 Zuschauern setzten die Schwalben überraschend den jungen Vladimir Sidorenko als Nummer eins ein, ein Zeichen dafür, dass man nicht Dritter werden wollte, um Düsseldorf im Halbfinale aus dem Weg zu gehen? Aber das wäre vielleicht überinterpretiert. Vermutlich war es einfach nur dem Umstand geschuldet, dass man so das Topdoppel Robles/Drinkhall hätte in den Ring schicken können, wenn es nach vier Einzeln 2:2 gestanden hätte. Und ob sie es mit Ochsenhausen tatsächlich so viel besser getroffen haben, muss sich erst noch zeigen. Aus dem heutigen Spieltag lässt sich nichts ableiten, da waren sowohl die TTF als auch die Borussia arg neben der Spur. Liao Cheng-Ting und Tomas Polansky fuhren die Pflichtsiege gegen das russische Talent ein, der Rest verlief extrem eng. Alvaro Robles bezwang zwar Polansky mit 11:9 im fünften Satz, doch daraus entstand kein Vorteil für die Schwalben, da Paul Drinkhall gegen Darko Jorgic mit 11:13 im Entscheidungsdurchgang das Nachsehen hatte. „Wir haben eine tolle Hauptrunde gespielt und freuen uns auf die Play-offs, sagte Schwalben-Trainer Lei Yang nach der Partie. „Wir werden Ochsenhausen analysieren und uns individuell auf die Spieler vorbereiten.“
Grenzau schlägt Bremen, Jülich mit der 20. Saisonniederlage
Die übrigen beiden Begegnungen hatten nur noch statistischen Wert. Der TTC Zugbrücke Grenzau sicherte sich vor 380 Fans gegen Werder Bremen mit 3:2 den siebten Saisonsieg, blieb aber Tabellenneunter, punktgleich mit dem Achten Bad Königshofen. Der SV Werder war diesmal nicht der SV Steger, da der deutsche Nationalspieler überraschend sein erstes Match gegen Anders Lind verlor. Gegen seinen Bremer „Nachfolger“ Kirill Gerassimenko gewann der nach Bad Königshofen wechselnde 37-Jährige aber deutlich. Zuvor hatte Gerassimenko aber mit 3:0 gegen Florent Lambiet gewonnen. Im Duell der Dreier setzte sich Hunor Szöcs gegen den in der Rückrunde arg schwachen Mihai Bobocica (3:8) durch. Im Schlussdoppel hatten Bobocica/Lind gegen Tsuboi/Szöcs die Nase vorn.
Der TTC indeland Jülich beendete die Runde mit 0:40 Punkten und einem Spielverhältnis von 9:60. Für die älteren Fußbalkenner unter uns: Tasmania 1900 lässt grüßen. Der Aufsteiger, der letzte Saison um ein Haar in der 3. Liga gelandet wäre, war – das muss man ehrlich eingestehen – keine Bereicherung für die TTBL, auch wenn er heute beim 1:3 gegen den Post SV Mühlhausen eines seiner besten Saisonspiele ablieferte. Man kann nur hoffen, dass der Traditionsklub aus der westlichen Grenzregion für die kommende Saison etwas mehr Geld in die Hand nimmt und personell nachrüstet. Dann kommen sicher auch mal mehr als die heutigen 120 Zuschauer. Dennis Klein war aus Jülicher Sicht der Mann des Tages, da er keinen Geringeren als Vizeeuropameister Ovidiu Ionescu mit 3:1 bezwang. Seine Kollegen konnten es ihm nicht gleichtun, wobei Martin Allegro gegen Ionescu ebenfalls Siegchancen besaß, jedoch schließlich in fünf Sätzen den Kürzeren zog.
Bilanzen und Statistik
Erfolgreichster Spieler der Runde war Patrick Franziska mit einer megastarken 23:4-Bilanz. Ihm folgen mit deutlichem Abstand Bastian Steger (23:10), Kristian Karlsson (16:6), Daniel Habesohn (19:10) sowie Mizuki Oikawa (18:9). Bestes Doppel war die Bergneustädter Formation Paul Drinkhall/Alvaro Robles (6:1).
Die Zuschauerresonanz hat sich gegenüber der Vorsaison gebessert. Waren es 2017/18 im Schnitt nur 384 Fans pro Partie, sind es nunmehr 446. Ein Spiel stellte diesbezüglich alles in den Schatten, nämlich das als Event inszenierte Topduell zwischen Düsseldorf und Ochsenhausen vor drei Wochen im Münchner Audi Dome mit 4.500 Besuchern.
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher