Di., 18. Februar 2025
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WM 2019: Einmal Bronze und sonst nichts

Der 25. April 2019 war kein guter Tag aus Sicht des DTTB. Alles, was man sich erhofft hatte, ging schief. Der erkrankte Timo Boll musste sein Achtelfinal-Match sowie das Doppel-Viertelfinale absagen. Und dann verpassten Patrick Franziska und Petrissa Solja im Mixed den Sprung ins Endspiel – und zwar deutlich.

Dabei waren die Chancen für den prominenten Odenwälder selten so gut gewesen, in ein WM-Endspiel einzuziehen, auch wenn er dazu noch drei Siege benötigt hätte. Im unteren Tableau war spätestens nach Simon Gauzys Sieg über Xu Xin eigentlich alles aus dem Weg geräumt, was den Weg versperrt hätte. Die „Riesen“ – gemeint sind die Top-Chinesen – tummeln sich alle in der oberen Hälfte und kicken sich gegenseitig aus dem Turnier, was am fünften WM-Tag auch Branchenprimus Fan Zhendong beim 2:4 gegen Liang Jingkun schmerzhaft erfahren musste. Zudem verabschiedete sich Medaillenanwärter Tomokazu Harimoto, der wie Boll in der unteren Hälfte spielte.

Natürlich muss man Spieler wie Jang Woojin, den auch im Achtelfinale extrem starken Simon Gauzy, der Wang Yang förmlich zerlegte, oder den in Budapest für Furore sorgenden Neu-Bremer Matthias Falck (sensationelles 4:1 gegen Lee Sangsu) auch erst einmal schlagen, unmöglich wäre es für Boll aber gewiss nicht gewesen. Doch es war einfach höhere Gewalt.

Richard Prause machte gestern am späten Nachmittag deutlich, dass es sich nicht um ein diffuses Unwohlbefinden handelte sondern richtig heftig war: „Das Fieber von Timo hat sich seit dem Vormittag noch einmal erhöht und ist auf 39,1 gestiegen. Außerdem hat er angefangen, sich zu übergeben. Wir gehen davon aus, dass es ein Virus ist. Er liegt im Bett und kann nicht aufstehen, an Spielen ist überhaupt nicht zu denken. Die Gesundheit steht ganz eindeutig im Vordergrund.“

Bolls WM-Fluch hat also wieder zugeschlagen und allzu viele Möglichkeiten, bei Weltmeisterschaften in die Medaillenränge vorzustoßen, wird es für den 38-Jährigen – trotz seiner Klasse – nicht mehr geben.

Am Abend folgte dann noch die Enttäuschung im Mixed, auch wenn Patrick Franziska nach der Verletzung vom Vortag am linken Fuß leicht angeschlagen in die Partie gegangen war. Man hatte ihm und Petrissa Solja nach dem vorzüglichen Auftritt gegen Morizono/Ito eine 50:50-Chance auf das Erreichen des Endspiels eingeräumt. Doch gegen das andere starke Japan-Duo Maharu Yoshimura/Kasumi Ishikawa standen die beiden Deutschen auf verlorenem Posten.

Schnell lagen sie gegen die Titelverteidiger mit 0:3 Sätzen im Hintertreffen, um in Durchgang vier nochmals anzudeuten, dass vielleicht doch etwas hätte gehen können. Es blieb indes ein Strohfeuer, der fünfte Durchgang ging wieder klar an Yoshimura/Ishikawa, die es nach einer 9:2-Führung mit 11:6 noch gnädig machten. Sie waren an diesem Abend einfach zu stark und ihre Gegner über weite Strecken eben nicht auf Augenhöhe. „Die Japaner haben verdient gewonnen. Wir sind etwas enttäuscht, haben uns schon mehr ausgerechnet“, sagte Petrissa Solja. „Im Aufschlag-Rückschlag-Bereich waren wir definitiv schlechter und konnten uns nicht so gut darauf einstellen.“ Immerhin sicherten sich Franziska/Solja die einzige deutsche WM-Medaille 2019.

Sich das Weltturnier schön zu reden, führt nicht weiter. Aus deutscher Sicht war es alles in  allem eine bescheidene WM, selbst wenn man das Pech eines Timo Boll berücksichtigt. Zu viele Hoffnungsträger sind einfach zu früh ausgeschieden.

WM 2019 auf der Webseite der ITTF

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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