Mattias Falck sorgt in Budapest weiter für Furore. Der 27-jährige Schwede besiegte auch Simon Gauzy und hat eine Medaille sicher. An Haeyun setzte sich im Korea-Duell hauchdünn gegen Jang Woojin durch und hat ebenfalls Bronze sicher. Die erste Goldmedaille des Turniers im Mixed ging an China.
Falck, kommende Saison beim SV Werder Bremen in der TTBL unter Vertrag, machte ein Wahnsinnsspiel gegen Xu Xin-Bezwinger Gauzy und gewann mit 11:8, 11:13, 11:6, 11:3 und 11:7. Besonders in den letzten drei Durchgängen spielte der Skandinavier auf extrem hohem Niveau, seine Konterbälle und Schüsse, besonders mit der Rückhand, kamen nahezu perfekt. Falck hatte fast immer die bessere Lösung parat, während Gauzy nicht an seine Form der letzten Tage anknüpfen konnte und sich zunehmend beeindruckt zeigte vom Niveau seines Kontrahenten.
Da auch Jang Woojin den Sprung in die Medaillenränge verpasste – seine Niederlage gegen Harimoto-Bezwinger An Haeyun fiel mit 10:12 im siebten Satz allerdings denkbar knapp aus –, war es kein guter Tag für die TTF Liebherr Ochsenhausen, die sich über eine WM-Medaille eines ihrer Spieler sehr gefreut hätten.
Falck und An treffen am Samstag (18 Uhr) im Halbfinale aufeinander. Eine Stunde zuvor kreuzen Liang Jingkun, der Koki Niwa im Viertelfinale mit 4:3 besiegte, und Ma Long im China-Duell die Klingen. Der Titelverteidiger spielt bisher unheimlich stark und ließ in seinem Viertelfinal-Match auch Lin Gaoyuan beim 4:0 keine Chance.
Wir werden auf jeden Fall einen Sensations-Finalisten in Budapest haben. Dieser wird im Endspiel womöglich von Ma Long oder Liang Jingkun in Grund und Boden gespielt, hat dessen ungeachtet aber mit der Silbermedaille im Herren-Einzel bei der WM 2019 etwas für die Ewigkeit erreicht.
Die erste Medaille der Welttitelkämpfe ging an das China-Duo Xu Xin/Liu Shiwen, das den Mixed-Wettbewerb gewann. Die japanischen Titelverteidiger Maharu Yoshimura/Kasumi Ishikawa, am Vortag noch absolut dominant gegen Franziska/Solja, blieben beim 1:4 (5:11, 8:11, 11:9, 9:11, 4:11) letztlich ohne echte Chance.
Im Herren-Doppel standen die Halbfinal-Matches auf dem Programm. Im Europa-Duell setzten sich die TTBL-Profis Ovidiu Ionescu/Alvaro Robles (Mühlhausen/Bergneustadt) knapp gegen die Portugiesen Tiago Apolonia/Joao Monteiro durch (4:3) und haben somit die Silbermedaille sicher. Im Finale gegen Ma Long/Wang Chuqin (4:0 gegen Liang Jingkun/Lin Gaoyuan) sind Ionescu/Robles allerdings krasse Außenseiter. Gespielt wird am Samstag um 12 Uhr.
Boll noch immer krank, Roßkopf glaubt an ihn
Bundestrainer Jörg Roßkopf ist davon überzeugt, dass sich Timo Boll von seinem WM-Pech, wo ihn eine Virusinfektion möglicherweise zwei Medaillen gekostet hat, nicht aus der Bahn werfen lassen wird. „Timo hat noch ein paar Meisterschaften, er denkt noch nicht ans Aufhören“, ist „Rossi“ überzeugt. Boll sei noch immer „voller Ehrgeiz, weil er sieht: Sein Spielsystem passt perfekt, er ist körperlich topfit und technisch perfekt ausgebildet. Den kannst du nachts wecken, und mit dem kannst du auch nach drei Wochen Pause wieder anfangen zu trainieren. Das ist technisch immer perfekt. Er kann noch länger auf diesem Niveau weiterspielen.“ Auch das Alter von 38 Jahren sieht Roßkopf nicht als Problem: „Jemand wie Timo kann deutlich länger spielen als ein Chinese, der irgendwann ausgebrannt ist, weil er über Jahre wie ein Verrückter zwölf Stunden am Tag trainiert hat“, so Roßkopf.
Im Augenblick geht es für Boll allerdings erst einmal darum, von Budapest wieder ins heimische Höchst im Odenwald zurückzukommen. Wie DTTB-Mannschaftsarzt Dr. Antonius Kass am Freitag erklärte, ist die für Samstag geplante Heimkehr des Weltranglistenfünften wegen seiner Viruserkrankung noch fraglich: „Momentan geht es darum, dass er überhaupt transportfähig wird. Am Samstag geht sein Flieger, und wie es momentan aussieht, wird es knapp.“
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Der Schnappschuss des Tages
WM 2019 auf der Webseite der ITTF
Text: Dr. Stephan Roscher
Fotos (3): ITTF