Mattias Falck spielt eine unglaubliche WM. Am Samstag setzte sich der 27-jährige Schwede auch gegen den koreanischen Gipfelstürmer An Haeyun durch und trifft am Sonntag im Finale (13.30 Uhr) auf Ma Long – als erster europäischer Finalist seit dem Titelgewinn des Österreichers Werner Schlager 2003 in Paris.
Das spannende Match gegen den Juniorenweltmeister, der gestern so knapp seinen Landsmann Jang Woojin geschlagen hatte, endete mit 4:3 (8:11, 11:7, 3:11, 11:4, 11:9, 2:11, 11:5) zugunsten des großen blonden Skandinaviers, der unter anderem Simon Gauzy, Lee Sangsu und Patrick Franziska aus dem Turnier geworfen hat. Der Weltranglisten-16. und künftige Werder-Profi in der TTBL will nun das Finale einfach genießen. Sein Halbfinalmatch gegen den aggressiv angreifenden An brachte Falck auf folgenden Nenner: „Es war ein hartes Spiel und ich hatte einen starken Gegner. Ich musste schlau und aggressiv spielen und habe immer versucht, den ersten Angriff zu bekommen.“
Sein Finalgegner Ma Long agiert in Ungarn in Topform und ließ sich beim 4:1 (11:8, 6:11, 11:9, 11:9, 14:12) auch vom starken Liang Jingkun nicht aufhalten. Der Weg für die erfolgreiche Titelverteidigung scheint geebnet. Allerdings hat Ma viel mehr zu verlieren als Falck, der bereits wesentlich mehr erreicht hat als er sich erträumen konnte. Dennoch wäre alles andere als ein klarer Sieg für den 30-jährigen Chinesen eine Sensation.
Am Samstag wurden in Budapest aber auch zwei Weltmeistertitel vergeben – und die gingen ausnahmslos an China. Liu Shiwen gewann erstmals in ihrer Karriere WM-Gold im Damen-Einzel. Die Weltranglisten-Fünfte, zuletzt im Oktober 2016 als Nummer eins der Welt notiert, setzte sich nach ihren Endspiel-Niederlagen 2013 und 2015 diesmal im Finale in 4:2 Sätzen gegen ihre Landsfrau Chen Meng durch. Zusammen mit Xu Xin hatte die 28-Jährige am Vortag bereits den WM-Titel im Mixed gewonnen.
Im Herren-Doppel sicherte sich Ma Long seine erste Goldmedaille bei den Welttitelkämpfen 2019. Gemeinsam mit Wang Chuqin ließ er den rumänisch-spanischen Sensationsfinalisten Ovidiu Ionescu/Alvaro Robles keine Chance. Die beiden TTBL-Profis spielten aber recht gut mit und schnappten sich sogar den zweiten Satz. Danach brachten die Chinesen das Match aber kompromisslos zu Ende (11:3, 8:11, 11:7, 11:3, 11:5).
Neben dem Herren-Finale steht am Sonntag in Budapest noch das Endspiel im Damen-Doppel an (14.30 Uhr) – ein gelinde gesagt etwas eigentümlicher Zeitplan, für den aber nicht der Ausrichter, der seine Sache prima macht, sondern die ITTF verantwortlich zeichnet.
Und es könnte gut sein, dass auch die WM-Titel Nummer vier und fünf an China gehen – drei haben sie bereits eingetütet. Jedenfalls sofern Sun Yingsha/Wang Manyu, die am Samstag ihre Landsfrauen Chen Meng/Zhu Yuling in sieben Sätzen aus dem Weg räumten, sich im Finale gegen das Japan-Duo Hina Hayata/Mima Ito, 4:2-Siegerinnen über die ebenfalls japanische Defensiv-Formation Honoka Hashimoto/Hitomi Sato, durchsetzen.
WM 2019 auf der Webseite der ITTF
Text: Dr. Stephan Roscher
Fotos (3): ITTF