Die 55. Weltmeisterschaften in Budapest sind Geschichte. Die Spieler der TTF Liebherr Ochsenhausen können zufrieden sein, auch wenn es letztlich zu keiner Medaille gereicht hat. Besonders Simon Gauzy konnte Akzente setzen. Auch Jang Woojin stieß bis ins Viertelfinale vor.
Der 24-Jährige katapultierte mit dem Weltranglisten-Zweiten Xu Xin (China) einen der ganz großen Turnierfavoriten aus dem Wettbewerb – einer der größten Erfolge seiner bisherigen Karriere. Generell kann Gauzy auf seine Leistungen in Budapest stolz sein. Zunächst wurde der Nordkoreaner Ham Yu Song besiegt (4:1), dann der Südkoreaner Park Ganghyeon (4:2), anschließend Xu Xin (4:2) und danach der international für die Slowakei startende Defensivkünstler Wang Yang, der von ihm beim 4:0 förmlich zerlegt wurde. Ein Sieg fehlte zur Medaille, doch im Viertelfinale fand der Franzose im späteren Sensationsfinalisten Mattias Falck (Schweden), der wirklich extrem stark spielte, seinen Meister und unterlag in fünf Durchgängen. Kommende Saison erhält Gauzy in der Bundesliga die Chance zur Revanche, da Falck dann für den TTF-Rivalen Werder Bremen aufschlagen wird.
Auch Hugo Calderano zeigte in Ungarn gute Leistungen. Er schaltete den Argentinier Horacio Cifuentes (4:2), den Japaner Kazuhiro Yoshimura (4:2) sowie Grünwettersbachs Inder Sathiyan Gnanasekaran (4:0) aus, um im Achtelfinale schließlich dem Titelverteidiger und späteren Weltmeister Ma Long (China) gratulieren zu müssen, gegen den er nur einen Satz gewinnen konnte.
Noch eine Runde weiter kam Jang Woojin. Der 23-jährige Südkoreaner, der diese Saison noch bei den TTF unter Vertrag steht, danach aber im Zuge der Olympia-Vorbereitungen in sein Heimatland zurückkehren muss, zog durch drei souveräne Siege ins Achtelfinale ein. Dort hätte er sich eigentlich mit Timo Boll duellieren müssen, doch die deutsche Tischtennis-Ikone musste wegen eines fiebrigen Infekts passen. Somit stand Jang in der Runde der letzten Acht und hätte zur WM-Medaille noch einen Sieg gegen seinen in Budapest wie entfesselt spielenden Landsmann An Jaehyun benötigt, doch es fehlte ihm das entscheidende Quäntchen Glück, so dass er schließlich in dem packenden Duell mit 10:12 im siebten Satz den Kürzeren zog. Im Doppel erreichte der TTF-Koreaner gemeinsam mit Park Ganghyeon das Achtelfinale, im Mixed an der Seite von Choi Hyojoo ging es ebenfalls bis zur Runde der letzten 16.
Keineswegs schlecht gespielt haben auch Jakub Dyjas und Stefan Fegerl. Dyjas meisterte zunächst die Qualifikation mit zwei lockeren 4:0-Siegen und besiegte dann im Hauptfeld mit dem Russen Alexander Shibaev und dem Schweden Kristian Karlsson (Borussia Düsseldorf) zwei der besten Spieler Europas, bevor er in der dritten Runde dem Weltklasse-Japaner Koki Niwa in fünf Sätzen unterlag.
Und Fegerl ereilte nach einem klaren Erstrundensieg gegen einen Chilenen in der zweiten Runde das Aus gegen Xu Xin, dem Simon Gauzy anschließend die WM verdarb. Im Mixed drang der 30-jährige Österreicher mit Partnerin Sofia Polcanova bis ins Achtelfinale vor.
Nun kann sich das Ochsenhausener Team in aller Ruhe und voll fokussiert auf das letzte große Highlight der Saison vorbereiten, das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in der Frankfurter Fraport Arena gegen den 1. FC Saarbrücken am 25. Mai.
Drei von vier LMC-Spielern erreichen Hauptfeld
Zu den vier WM-Teilnehmern aus dem Liebherr Masters College (LMC): Can Akkuzu, als einziger LMC-Student für das Hauptfeld gesetzt, besiegte in der ersten Hauptrunde den Brasilianer Vitor Ishiy, selbst Dauergast in Ochsenhausen, mit 4:1, um in Runde zwei gegen den Weltklasse-Japaner Jun Mizutani in sechs Sätzen, in denen er fast auf Augenhöhe war, den Kürzeren zu ziehen. Die Ungarn Bence Majoros und Adam Szudi hatten sich vor heimischer Kulise natürlich besonders viel vorgenommen. Beide spielten sich über die Qualifikation ins Hauptfeld, wo sie jeweils in der ersten Hauptrunde den Kürzeren zogen. Szudi gegen den späteren Finalisten Mattias Falck (1:4) und Majoros gegen den Tschechen Pavel Sirucek (3:4). Im Doppel erreichte Szudi zusammen mit Nandor Ecseki, mit dem er auf fast allen Turnieren spielt, immerhin das Achtelfinale. Ebenso weit kam er im Mixed mit Landsfrau Szandra Pergel. Der 17-jährige Russe Vladimir Sidorenko verpasste als einziger den Sprung ins Hauptfeld, da er das entscheidende Gruppenspiel gegen den Serben Zsolt Petö knapp verlor. Kein Beinbruch, Sidorenko hat noch genügend Zeit, auch bei Weltmeisterschaften für Furore zu sorgen.
Mai-Weltrangliste: Calderano jetzt Achter, Jang und Gauzy machen Boden gut
Inzwischen liegt bereits die Mai-Weltrangliste des Weltverbandes ITTF vor, die auch die WM berücksichtigt. Durch den rasanten Vorstoß von Weltmeister Ma Long von Platz elf auf fünf konnte Hugo Calderano seinen siebten Rang nicht halten und fiel um eine Position zurück. Anders die beiden Ochsenhausener Viertelfinalisten: Jang Woojin erreichte mit Rang neun eine neue persönliche Bestmarke und Simon Gauzy machte sieben Plätze gut (von 34 auf 27). Deutlich verbessert hat sich auch Jakub Dyjas, der von Platz 80 auf 70 sprang, während Stefan Fegerl fünf Ränge eingebüßt hat und nun die Nummer 66 des Welt-Klassements ist.
Die Platzierungen der TTF-Spieler im Mai
8. (Vormonat: 7.) Hugo Calderano
9. (10.) Jang Woojin
27. (34.) Simon Gauzy
66. (61.) Stefan Fegerl
70. (80.) Jakub Dyjas
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher