Souverän sind Deutschlands Nationalteams in das Halbfinale der 2. European Games in Minsk eingezogen. Die Herren besiegten Rumänien mit 3:0, die Damen die Niederlande mit 3:1. Getrübt wurde die Freude allerdings durch die Verletzung von Petrissa Solja, für die das Turnier damit beendet ist.
Für die Goldmedaillengewinnerin im Mixed sind die Europaspiele in Minsk aufgrund einer Verletzung der hinteren Oberarmmuskulatur am Schlagarm beendet. Schon morgen im Halbfinale um 9 Uhr gegen Polen kommt die mitgereiste Nummer vier, Shan Xiaona, zum Einsatz.
DTTB-Herren überrollen im Viertelfinale Rumänien
Mit einer konzentrierten Leistung in ihrem Auftaktmatch der Mannschaftswettbewerbe bei den European Games in Minsk sind Deutschlands Herren ihrem großen Ziel, der Qualifikation für die Olympischen Spielen in Tokio 2020, einen Schritt näher gekommen. Im Viertelfinale gelang ihnen ein 3:0-Erfolg über Rumänien, das zuvor Gastgeber Weißrussland ausgeschaltet hatte. Im Halbfinale wartet nun Titelverteidiger Portugal.
Das Duo Timo Boll/Patrick Franziska legte gegen Rumänien gleich im ersten Spiel den Grundstein zum Erfolg. Dimitrij Ovtcharov erhöhte im Anschluss im Duell mit EM-Finalist Ovidiu Ionescu durch einen Drei-Satz-Sieg. Patrick Franziska schließlich rechtfertigte im zweiten Einzel gegen Cristian Pletea das Vertrauen von Bundestrainer Jörg Roßkopf in ihn, der Rekord-Europameister Boll diesmal erst fürs Schlusseinzel vorsah. Roßkopf: „Das war so vorgesehen. Timo sollte Doppel spielen und Patrick auch sein erstes Einzel bestreiten. Das ist wichtig für die folgenden Matches.“
Franziska war zufrieden mit seinen beiden Auftritten. „Im Doppel haben Timo und ich von Anfang an unseren Rhythmus gehabt. Auch im Einzel habe ich gut gespielt, habe aber nervös begonnen. Ich bin froh, jetzt mal ein Spiel gemacht zu haben. Mein Gegner ist sehr gut und wir kennen uns aus dem Training, in der nächsten Saison werden wir ja auch in Saarbrücken in einem Team spielen.“ Dimitrij Ovtcharov zeigte sich nach seinem Sieg über Ionescu erleichtert: „Nachdem ich im Einzelturnier gegen Groth verloren hatte, war ich schon sehr verunsichert. Das 3:0 heute hat gut getan.“
Titelverteidiger Portugal wartet im Halbfinale
Der Halbfinalgegner des deutschen Teams, das von Ersatzmann Ricardo Walther ergänzt wird, heißt um 15 Uhr deutscher Zeit Portugal. Der Titelverteidiger der 1. Auflage der European Games besiegte im seinem Viertelfinalspiel Großbritannien mit 3:2. Dass die Südeuropäer in der Lage sind, auch gegen das deutsche Team zu bestehen, bewies sie 2014 in Lissabon, als Portugal bei den Europameisterschaften im eigenen Land in Lissabon im Finale die Titelserie der deutschen Mannschaft unterbrach. Bei der Mannschafts-EM 2017 in Luxemburg revanchierte sich die DTTB-Auswahl in einer Neuauflage des Endspiels von 2014 mit einem 3:0-Erfolg. Das Spielsystem bei den European Games ist mit einem Doppel zum Auftakt allerdings ein gänzlich anderes: Hier dürfte es morgen voraussichtlich zum Duell der WM-Dritten Tiago Apolonia/Joao Monteiro mit den China-Open-Gewinnern Timo Boll/Patrick Franziska kommen. Dies hätte bei der WM in Budapest im April das Viertelfinale sein sollen, die Deutschen konnten allerdings wegen einer Viruserkrankung Bolls nicht antreten.
Im zweiten Halbfinale stehen sich um 18 Uhr der WM-Dritte Schweden und Dänemark gegenüber, das angeführt von einem erneut überragenden Jonathan Groth Österreich mit 3:1 ausschaltete. Schweden erkämpfte sich mit einem knappen 3:2 über Kroatien seinen Platz im Halbfinale.
DTTB-Damen im Halbfinale ohne die verletzte Solja
Die Freude über den Einzug ins Halbfinale von Deutschlands Damen bei den European Games nach einem 3:1-Sieg über den vierfachen Europameister Niederlande ist getrübt. Petrissa Solja zog sich in ihrem Einzel eine Verletzung der hinteren Oberarmmuskulatur am Schlagarm zu. Bei der Europe-Top-16-Siegerin war nach gewonnenem erstem Durchgang gegen Europas Nummer neun Britt Eerland eine Verletzung aufgetreten. Solja konnte nach Behandlung durch die medizinische Abteilung von DTTB und DOSB mit Mannschaftsarzt Dr. Toni Kass und Physiotherapeut Peter Heckert vom Olympiastützpunkt Hessen in Frankfurt am Main zwar das Spiel beenden, unterlag aber in vier Durchgängen.
Auch wenn die endgültige Diagnose wohl erst durch einen Ultraschall in einem Minsker Krankenhaus gestellt werden kann, steht jetzt schon fest: Petrissa Solja wird den Mannschaftswettbewerb bei den European Games in der weißrussischen Hauptstadt nicht fortsetzen. Für sie rückt die als Ersatzfrau mitgereiste Berlinerin Shan Xiaona ins Trio von Bundestrainerin Jie Schöpp mit Han Ying und Nina Mittelham. Shan hatte vor vier Jahren an der Seite von Han und Solja die European Games in Baku gewonnen und auch gemeinsam mit ihnen ein Jahr später die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen.
Entscheidung erst am Freitag war nicht möglich
Der Wechsel im Team Deutschland musste den Statuten folgend unmittelbar nach Abschluss der Herren-Runde beim sogenannten Technical Meeting vorgenommen werden. So blieb dem DTTB-Aufgebot keine Möglichkeit, die Entscheidung auf den Halbfinaltag, eine zuvor gesicherte Diagnose und intensive Weiterbehandlung Soljas zu verschieben.
„Für Peti ist das natürlich bitter“, befand DTTB-Sportdirektor Richard Prause. „Sie hat hier ein sehr gutes Turnier gespielt. Im Einzel nur unglücklich gegen die spätere Siegerin verloren, im Mixed Gold geholt und sich für Tokio qualifiziert. Und auch heute im Doppel gegen die Holländerinnen hat sie direkt an die überragenden Leistungen aus dem Mixed angeknüpft.“
Erholte Han Ying macht zwei Punkte
Bis dahin war alles planmäßig für die in Minsk topgesetzte Mannschaft von Bundestrainerin Jie Schöpp gelaufen. Zum Auftakt glückte Nina Mittelham ihr European-Games-Debüt im Doppel an der Seite von Petrissa Solja gegen Britt Eerland/Kim Vermaas. Im Anschluss wiederholte Silbermedaillengewinnerin Han Ying ihren Viertelfinalsieg im Abwehrduell mit Li Jie mit einer erneut starken Leistung. Sie war es auch, die nach Soljas Niederlage den Schlusspunkt ohne Satzverlust gegen Vermaas setzte. Han Ying: „Heute waren die Beine nicht mehr müde so wie gestern im Finale. Ich habe mich viel frischer gefühlt und gut gespielt.“ Auch Youngster Nina Mittelham war zufrieden: „Am Anfang war ich sehr nervös, aber dann habe ich besser gespielt. Es ist schon eine totale Umstellung, an solch einer großen Veranstaltung teilzunehmen. Athletendorf, Lärm, Essen – alles ist anders, als man es bei Turnieren gewohnt ist. Das ist eine wichtige Erfahrung, mit der man umgehen lernen muss.“
Deutschland im Halbfinale gegen Polen
Der Gegner in der Vorschlussrunde am Freitag um 9 Uhr deutscher Zeit ist Polen. Die Polinnen hielten die in Minsk an Position vier gesetzten Österreicherinnen in Schach, bei denen Spitzenspielerin Sofia Polcanova als Europaranglistenzweite überraschend keines ihrer beiden Einzel gewinnen konnte. In der unteren Hälfte des Tableaus trifft der amtierende Europameister Rumänien auf Ungarn. Han Ying: „Polen ist ein sehr gefährlicher Gegner. Sie haben ein sehr gutes Doppel und verfügen in Li Qian über eine Spitzenspielerin, die sehr stark ist.“
Die Spiele am Freitag
Herren-Halbfinale
Deutschland – Portugal 15 Uhr
Schweden – Dänemark 18 Uhr
Damen-Halbfinale
Deutschland – Polen, 9 Uhr
Rumänien – Ungarn, 12 Uhr
Die Ergebnisse vom Donnerstag
Herren-Mannschaft, Viertelfinale
Deutschland – Rumänien 3:0
Timo Boll/Patrick Franziska – Hunor Szocs/Cristian Pletea 3:0 (2,5,12)
Dimitrij Ovtcharov – Ovidiu Ionescu 3:0 (11,6,10)
Franziska – Pletea 3:1 (-7,10,8,3)
Großbritannien – Portugal 1:3
Österreich – Dänemark 1:3
Schweden – Kroatien 3:2
Achtelfinale
Deutschland, Freilos
Weißrussland – Rumänien 2:3
Großbritannien, Freilos
Frankreich – Portugal 1:3
Österreich, Freilos
Slowenien – Dänemark 2:3
Kroatien – Belgien 3:1
Schweden, Freilos
Damen-Mannschaft, Viertelfinale
Deutschland – Niederlande 3:1
Petrissa Solja/Nina Mittelham – Britt Eerland/Kim Vermaas 3:1 (9,7,-10,5)
Han Ying – Li Jie 3:0 (11,2,7)
Solja – Eerland 1:3 (7,-9,-5,-9)
Han – Vermaas 3:0 (7,6,5)
Österreich – Polen 1:3
Ungarn – Ukraine 3:0
Rumänien – Schweden 3:1
Achtelfinale am Donnerstagmorgen
Deutschland, Freilos
Weißrussland – Niederlande 0:3
Polen – Russland 3:0
Österreich, Freilos
Ungarn, Freilos
Luxemburg – Ukraine 1:3
Schweden – Spanien 3:1
Rumänien, Freilos
Quelle: DTTB
Foto: Dr. Stephan Roscher