Das war heftig. Eine Qualifikation in vier anstrengenden Runden. Namhafte Spieler blieben auf der Strecke. Darunter auch DTTB-Asse wie Duda, Walther, Ort und Mittelham. Von den ursprünglich 21 Deutschen sind nur sechs im Hauptfeld vertreten. Nur Ruwen Filus und Bastian Steger meisterten die Qualifikation.

Vier Gesetzte und zwei Qualifikanten im Hauptfeld, 15 DTTB-Spieler beiderlei Geschlechts in der Qualifikation gescheitert – keine optimale Ausbeute. Mit Petrissa Solja steht eine einzige DTTB-Dame als Gesetzte in der 1. Hauptrunde. Ein deutsches Damen-Doppel (Chantal Mantz/Wan Yuan) sowie zwei Mixed-Kombinationen (Patrick Franziska/Petrissa Solja und Qiu Dang/Nina Mittelham) stehen zudem in den Achtelfinals der betreffenden Wettbewerbe.

Der Auftakt im Haupfeld wird nicht einfach für die deutschen Asse. Die Auslosung bescherte Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Petrissa Solja Erstrunden-Duelle mit chinesischen Qualifikanten, die alle natürlich viel besser sind als ihre Weltranglistenpositionen.

Boll, Ovtcharov und Solja sowie Franziska/Solja vor Duellen mit Chinesen

Die bei den Czech Open an den Positionen drei und vier gesetzten Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov bekommen es in ihren ersten Einzeln mit Xia Yizheng beziehungsweise Xue Fei zu tun. Der 26 Jahre alte Linkshänder Xia ist ein international nahezu unbeschriebenes Blatt und tauchte nur sporadisch in der World Tour auf, Penholderspieler Xue Fei hingegen zählt mit 20 Jahren zur jungen chinesischen Garde und nimmt aktuell Position 194 im ITTF-Ranking ein. Der Weltranglisten-15. Patrick Franziska ist der einzige deutsche Gesetzte, der nicht gegen einen Chinesen spielt. Der Saarbrücker trifft in seinem Eröffnungsmatch gegen den Schweden Anton Källberg, der am Mittwoch zunächst seinen Düsseldorfer Teamkollegen Ricardo Walther und anschließend noch den Chinesen Xiang Peng – beide jeweils mit 4:1 – bezwang. Källberg scheint sein Dauertief der Saison 2018/19 überwunden zu haben und dürfte auch für Franziska kein leichter Gegner werden.

Erstrunden-Gegnerin von Europe-Top-16-Siegerin Petrissa Solja (TSV Langstadt) ist die Chinesin Feng Yalan. Die 29-Jährige spielte in den vergangenen Jahren nicht regelmäßig auf der Tour. Wenn sie aber spielt, ist sie immer für Überraschungen gut. Insgesamt vier Turniersiege tauchen in ihrer Titelsammlung auf – sie siegte unter anderem bei den German Open 2010 in Berlin sowie zwei Jahre darauf bei den Kuwait und den Russian Open. Am Mittwoch in Olmütz schaltete Feng zuerst ihre Landsfrau Fan Siqi (4:2) und später die Holländerin Li Jie aus, wobei die vermutlich immer noch stärkste europäische Abwehrspielerin mit 11:6, 11:6, 11:6, 11:4 regelrecht demontiert wurde. Keine einfache Gegnerin für Solja, die in Topform spielen muss, um überhaupt eine Chance zu besitzen.

Im gemischten Doppel bekommen es die – strikt nach der Mixed-Weltrangliste – lediglich an Position sieben gesetzten WM-Dritten Franziska/Solja ebenfalls mit Gegnern aus dem Reich der Mitte (Zhu Linfeng/He Zhuojia) zu tun. 

Steger mit Glück, Filus souverän, Ort scheitert kurz vor dem Ziel

In einem von Taktik geprägten Marathon-Duell der Nationalmannschaftskollegen setzte sich der Bad Königshofener Bastian Steger gegen den Mühlhausener Steffen Mengel durch. Steger machte einen 1:3-Satzrückstand sowie im Entscheidungsdurchgang einen 4:7-Rückstand wett und atmete nach dem 11:9 im Entscheidungssatz auf. Mengel, der ein starkes Turnier spielte, hatte zuvor seinen österreichischen Vereinskollegen Daniel Habesohn besiegt.

Ruwen Filus behauptete sich recht souverän in fünf Sätzen gegen Bad Königshofens Nummer zwei Mizuki Oikawa und besiegte später auch den Russen Aleksandr Tiutriumov mit 4:1. Filus trifft nun in der ersten Runde auf Weißrusslands Tischtennis-Ikone Vladimir Samsonov, Steger bekommt es mit Jun Mizutani zu tun. Steger: „Wenn ich sehr gut spiele, habe ich vielleicht eine Chance.“ Sollten tatsächlich beide DTTB-Qualifikanten siegen, könnte es am Freitag im Achtelfinale zu deutschen Duellen zwischen Steger und Franziska sowie Filus und Ovtcharov kommen.

Etwas unglücklich lief es für Kilian Ort, der nach dem starken Auftritt vom Vortag gegen Chuang Chih-Yuan am Mittwoch in der vierten Quali-Runde in der Verlängerung des siebten Satzes dem Japaner Yuki Hirano unterlag. Dabei lag der NDM-Finalist von 2018 zwischenzeitlich mit 3:0 Sätzen in Front und ließ im vierten Durchgang bei 10:9 und im siebten Satz bei 10:7 insgesamt vier Matchbälle liegen.

Mittelham vergeigt drei Matchbälle

Das Wort „Matchball“ mag auch die amtierende Deutsche Einzelmeisterin Nina Mittelham gerade nicht so gerne hören. Die Leistungsträgerin des ttc berlin eastside lag nach einem ungefährdeten Sieg über die Kroatin Mateja Jeger vom Bundesliga-Aufsteiger TSV Schwabhausen in der vierten Quali-Runde gegen die Chinesin Liu Weishan bereits mit 3:1 nach Sätzen vorne und hatte im sechsten Durchgang bei 10:7 drei Matchbälle, die alle ungenutzt blieben. Die Doppel-Europameisterin anschließend selbstkritisch „Gut gespielt habe ich leider nicht. Erfreulich an dem Match ist allein die Erkenntnis, dass ich auch in nicht so guter Form die Chance auf einen Sieg über eine Chinesin hatte.“ 

Ohne Chance blieb Sabine Winter, neue Spitzenspielerin des TSV Schwabhausen, trotz ihrer Qualität gegen defensive Spielsysteme gegen die 27-jährige Chinesin Wu Yang. Die ehemalige Nummer vier der Welt ist zwar mangels regelmäßiger internationaler Einsätze mittlerweile nur noch auf Position 97 notiert, aber immer noch für Europäerinnen kaum zu bezwingen – Chinesinnen, jedenfalls die besseren, schießen sie dagegen nicht selten vom Tisch. Wus starke Leistung musste auch Winter beim 7:11, 8:11, 7:11 und 8:11 gegen die extrem sichere Abwehrkünstlerin neidlos anerkennen.

DIE ERGEBNISSE DER DEUTSCHEN IN DER QUALIFIKATION (21. August)

Herren-Einzel
3. Runde
Steffen Mengel – Daniel Habesohn AUT 4:3 (-9,11,-12,9,-6,7,5)
Bastian Steger – Yuto Kizukuri JPN 4:1 (10,-9,5,8,7)
Benedikt Duda – Samuel Walker ENG 3:4 (6,3,-3,7,-4,-7,-9)
Ricardo Walther – Anton Källberg SWE 1:4 (-6,8,-9,-5,-5)
Ruwen Filus – Mizuki Oikawa JPN 4:1 (-6,8,8,10,6)
Kilian Ort – Yaroslav Zhumdenko UKR 4:0 (5,8,10,7)
4. Runde
Bastian Steger – Steffen Mengel 4:3 (-8,9,-8,-9,7,8,7)
Ruwen Filus – Aleksandr Tiutriumov RUS 4:1 (1,9,-9,7,14)
Kilian Ort – Yuki Hirano JPN 3:4 (9,7,8,-10,-6,-8,-10)
Die Sieger der 4. Runde erreichen das Hauptfeld

Damen-Einzel
3. Runde
Sabine Winter – Ekaterina Guseva RUS 4:3 (-9,-11,10,-9,7,3,8)
Nina Mittelham – Mateja Jeger CRO 4:2 (7,9,9,6)
4. Runde
Sabine Winter – Wu Yang CHN 0:4 (-7,-8,-7,-8)
Nina Mittelham – Liu Weishan CHN 3:4 (-6,11,8,11,-7,-11,-6)
Die Siegerinnen der 4. Runde erreichen das Hauptfeld

Herren-Doppel
1. Runde
Dimitrij Ovtcharov/Ricardo Walther – Kirill Gerassimenko KAZ/Andreas Levenko AUT 0:3 Wertung (Aufgabe wegen Verletzung Walthers)

Damen-Doppel
1. Runde
Chantal Mantz/Wan Yuan – Goi Rui Xuan/Wong Xin Ru SGP 3:0 (10,3,9)
2. Runde
Chantal Mantz/Wan Yuan – Nadezhda Bogdanova/Daria Trigolos BLR 3:0 (2,8,11)
Die Siegerinnen der 2. Runde erreichen das Hauptfeld

Mixed
1. Runde
Qiu Dang/Nina Mittelham – Manav Vikash Thakkar/Sutirtha Mukherjee IND 3:2 (4,6,-8,-11,9)
2. Runde
Qiu Dang/Nina Mittelham – Jakub Dyjas/Natalia Partyka POL 3:2 (-8,-5,5,8,8)
Die Sieger der 2. Runde erreichen das Hauptfeld

DIE SPIELE DER DEUTSCHEN IM HAUPTFELD (DONNERSTAG, 22. August)

Herren-Einzel
1. Runde (Beste 32)
Timo Boll – Xia Yizheng CHN 17.10 Uhr
Dimitrij Ovtcharov – Xue Fei CHN 19.40 Uhr 
Patrick Franziska – Anton Källberg SWE 19.40 Uhr 
Ruwen Filus – Vladimir Samsonov BLR 19.40 Uhr
Bastian Steger – Jun Mizutani JPN 19.40 Uhr

Damen-Einzel
1. Runde (Beste 32)
Petrissa Solja – Feng Yalan CHN 18 Uhr

Damen-Doppel
Achtelfinale
Chantal Mantz/Wan Yuan – Natalia Bator/Natalia Partyka POL 12.20 Uhr

Mixed
Achtelfinale
Patrick Franziska/Petrissa Solja – Zhu Linfeng/He Zhuojia CHN 10.40 Uhr
Qiu Dang/Nina Mittelham – Lubomir Pistej/Barbora Balazova SVK 10.40 Uhr

Weitere Informationen, Livestreams und Ergebnisse des Turniers auf der Webseite des Tischtennis-Weltverbandes ITTF. 

Text & Foto Wu Yang: Dr. Stephan Roscher

Foto Mizutani: ITTF