Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov haben bei den German Open das Achtelfinale erreicht. Patrick Franziska, dem man in Magdeburg einiges zugetraut hatte, ist dagegen schon draußen. Ein bisher absolut überzeugender Benedikt Duda ist indes ebenso eine Runde weiter wie Damen-Ass Petrissa Solja.
Timo Boll fordert bei den German Open nun die Nummer eins der Welt heraus. Nach seinem Auftaktsieg gegen den Nigerianer Quadri Aruna trifft der 38-jährige Odenwälder am Freitag im Achtelfinale auf den Weltranglisten-Ersten Fan Zhendong. Gegen den Titelverteidiger aus dem Reich der Mitte er noch nie gewonnen – er müsste schon über sich selbst hinauswachsen, bei Boll nie ganz auszuschließen, um seine Negativserie gegen Fan in Magdeburg zu beenden. Aber auch gegen Aruna hatte er bei den Olympischen Spielen 2016 eine bittere Niederlage kassiert, und diesmal entschied der Europameister das Duell in sechs Sätzen zu seinen Gunsten.
Überraschend aber nicht wirklich sensationell war der Sieg des Bergneustädter Bundesliga-Profis Benedikt Duda in der ersten Hauptrunde gegen den WM-Silbermedaillengewinner Mattias Falck, der sich – wie unlängst berichtet, für weitere zwei Jahre an den SV Werder Bremen gebunden hat. Duda, der bisher in der GETEC-Arena einen ganz starken Eindruck hinterlassen hat, gewann mit 4:3 und spielt am Freitag gegen Zhao Zihao (Weltrangliste Platz 24), einen der an einem Toptag für ihn vielleicht schlagbaren Chinesen. Der Weltranglisten-14. Patrick Franziska verlor dagegen mit 2:4 gegen den kleinen, wendigen Japaner Mizuki Oikawa vom Erstligisten TSV Bad Königshofen.
Die besten Perspektiven in Magdeburg aus Sicht des DTTB könnte Dimitrij Ovtcharov besitzen. Nach seinem ungefährdeten 4:0-Auftaktsieg gegen den Südkoreaner Lim Jonghoon gab der Weltranglisten-Elfte zu Protokoll: „Ich möchte bei meinem Lieblingsturnier noch weit kommen.“ Der dreimalige German-Open-Sieger konnte dem für ihn äußerst gefährlichen Tischtennis-Wunderknaben Tomokazu Harimoto elegant aus dem Weg gehen. Der 16-jährige Japaner unterlag nämlich überraschend dem 38-jährigen Dauerbrenner Chuang Chih-Yuan aus Taiwan, der früher in der Bundesliga jahrelang für Ochsenhausen und Bremen aktiv war.
Auch im Doppel hat Ovtcharov zusammen mit Patrick Franziska als einziges DTTB-Duo das Viertelfinale erreicht. Beide besiegten die WM-Zweiten Ovidiu Ionescu und Alvaro Robles (Rumänen/Spanien) nach einer ganz souveränen Vorstellung mit 3:0. Ovtcharov/Franziska sind bisher die Entdeckung des Turniers und scheinen fast perfekt am Tisch zu harmonieren mit einer sehr stimmigen Mischung aus Spielkultur und Kampfgeist.
Im Damen-Einzel ist aus deutscher Sicht nur noch Petrissa Solja vom TSV Langstadt in der „Verlosung“. Sie gewann gegen Zeng Jian aus Singapur mit 4:1, die in der Qualifikation unter anderem Langstadts Bundesliga-Taiwanerin Cheng Hsien-Tzu hauchdünn in sieben Sätzen ausgeschaltet hatte. Im Achtelfinale dürfte „Peti“ es aber schwer bekommen – dort trifft sie nämlich am Freitag auf die frühere Weltranglisten-Erste Zhu Yuling (China).
Alle Ergebnisse und Ansetzungen der German Open 2020 auf der Webseite der ITTF
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher