Do., 30. Januar 2025
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NDM 2020: Franziska kalt erwischt – Finale Duda vs. Walther

Überraschungen sind das Salz in der Suppe bei Titelkämpfen, Sensationen erst recht. Und dass der topgesetzte Patrick Franziska bei den 88. Nationalen Deutschen Meisterschaften in Chemnitz in der 2. Runde gegen den 19-jährigen Mainzer Zweitligaspieler Cedric Meissner ausschied, war eine echte Sensation.

Meissner vereitelt Franziskas Plan

Beim ersten NDM-Event ohne Boll hatte sich die Aufmerksamkeit auf Patrick Franziska konzentriert. Der 27-jährige Nationalspieler, immerhin die aktuelle Nummer 14 der Welt, war nach Sachsen gereist, um sich den ersten deutschen Einzelmeistertitel seiner Karriere zu sichern. Die Chancen schienen günstig, zumal das Turnier nach den Absagen einiger namhafter DTTB-Asse nominell nicht allzu hochkarätig besetzt war. Doch der Bensheimer konnte den hohen Erwartungen nicht entsprechen.

Schon sein erstes Match gegen den 18-jährigen Kirill Fadeev vom Drittligisten TTC Ruhrstadt Herne verlief – bis auf den Beginn – etwas holprig, doch der glasklare Favorit konnte sich schließlich mit 11:3, 11:3, 10:12, 11:6 und 17:15 durchsetzen. In Runde zwei, gleichbedeutend mit dem Achtelfinale, konnte sich Franziska gegen Cedric Meissner trotz einer Aufholjagd nach zwischenzeitlichem 1:3-Satzrückstand eben nicht mehr entscheidend in Szene setzen – der Zweitliga-Akteur aus dem hinteren Paarkreuz, im ITTF-Ranking gerade einmal auf Position 302 geführt, hatte am Ende mit 11:8, 11:8, 7:11, 12:10, 5:11, 10:12 und 11:9 die Nase vorn. Zweifellos der größte Erfolg in Meissners bisheriger Karriere und für die deutsche Nummer drei, international nur noch Nuancen von den Nummern eins und zwei entfernt, eine böse Enttäuschung.

Benedikt Duda und Ricardo Walther bestreiten Herren-Finale

Um ein Haar hätte es am Auftakttag in Chemnitz noch einen weiteren Favoritensturz gegeben. Der zu den Turnierfavoriten zählende Benedikt Duda – zuletzt auf der World Tour bärenstak – wirkte schon beim 4:2 über Gerrit Engemann nicht allzu souverän und zitterte sich anschließend im Viertelfinale gegen Alexander Flemming nach einem 0:3-Satzrückstand noch mit 4:3 ins Ziel (8:11, 9:11, 7:11, 11:7, 11:9, 11:2, 11:6). Am Sonntagvormittag präsentierte sich der Bergneustädter TTBL-Profi dann überzeugender beim 4:2-Halbfinalerfolg (11:2, 11:7, 8:11, 9:11, 12:10, 11:5) über den Grünwettersbacher Dang Qiu, der zu den Mitfavoriten auf den Titel zählte.

Im Endspiel trifft Duda um 14.50 Uhr auf Ricardo Walther. Der Düsseldorfer hatte sein „Holpermatch“ am Samstag in der zweiten Runde gegen Dennis Klein (4:3), spielte danach aber souverän auf, vor allem am Sonntagvormittag beim glatten 4:0 (11:8, 11:9, 11:9, 11:4) im Halbfinale über Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), den Deutscher Meister des Jahres 2013.

Achtelfinal-Coup durch Pranjkovic – Mittelham will gegen Lang die Titelverteidigung perfekt machen

Auch bei den Damen „erwischte“ es eine gestandene Bundesligaspielerin, der man durchaus zugetraut hatte, in Chemnitz eine gute Rolle zu spielen, erstaunlich früh – und dann auch noch gegen ein Tischtennis-Nesthäkchen. Die Rede ist von der 38-jährigen deutschen Ex-Nationalspielerin Jessica Göbel, derzeit noch im vorderen Paarkreuz des TV Busenbach in der 1. Bundesliga unterwegs, die sich überraschend im Achtelfinale der 15-jährigen Jugendnationalspielerin Naomi Pranjkovic (SV DJK Kolbermoor) in fünf Sätzen (8:11, 9:11, 8:11, 11:6, 11:6) beugen musste. Ein schöner Erfolg für das bayerische Toptalent, das anschließend allerdings gegen die prominente Klubkollegin Kristin Lang chancenlos blieb aber in zwei von vier Sätzen gut mitspielte.

Ansonsten setzten sich weitgehend die Favoritinnen durch. Lang traf im Halbfinale auf Chantal Mantz (TTG Bingen/Münster-Sarmsheim), die in einem wahren Viertelfinal-Krimi der künftigen Langstädterin Tanja Krämer mit 13:11 im siebten Satz das Nachsehen gegeben hatte. Die faktische Nummer eins des SV DJK Kolbermoor – Liu Jia dürfte in dieser Saison kaum noch einmal spielen – siegte erwartungsgemäß mit 4:1, musste aber in zwei Sätzen durch die Verlängerung gehen. Im anderen Halbfinale hatte es die topgesetzte Titelverteidigerin Nina Mittelham, die im Viertelfinale die 19-jährige Yuki Tsutsui (TuS Bad Driburg) mit 4:1 besiegt hatte, nicht leicht gegen Sabine Winter (TSV Schwabhausen) – Winter hatte sich im Viertelfinale in fünf Sätzen gegen die routinierte Bad Driburger Bundesligaspielerin Nadine Bollmeier behaupten können. Mit 4:2 (3:11, 12:10, 6:11, 11:9, 11:7, 11:9) erwies sich Mittelham über die längere Distanz aber doch als die bessere Spielerin.

Nina Mittelham vs. Kristin Lang lautet also die Finalpaarung um 15.40 Uhr in der Richard-Hartmann-Halle – eigentlich ein 50:50-Match mit vielleicht minimalen Vorteilen auf dem Papier für die Titelverteidigerin vom ttc berlin eastside –, also dann doch eher eine 52:48-Konstellation. Doch das ist alles graue Theorie, alles was zählt, spielt sich am Tisch ab. Man darf gespannt sein.

Doppel-Wettbewerbe und Mixed in der entscheidenden Phase

Das Finale des Damen-Doppels bestreiten um 14.40 Uhr Nina Mittelham/Sabine Winter und die Noch-Busenbacherinnen Tanja Krämer/Jessica Göbel, letztere ein eingespieltes Duo aus der 1. Bundesliga Damen. Wer sich dagegen im Endspiel des Herren-Doppels duelliert, ist noch nicht raus. Die Kandidaten sind die Semifinalisten Benedikt Duda/Dang Qiu, Alexander Flemming/Erik Bottroff, Tobias Hippler/Gianluca Walther und Kilian Ort/Ricardo Walther – die Halbfinals waren zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Artikels noch nicht beendet. Duda/Dang und Ort/R.Walther sind sicher leicht favorisiert, doch was will das schon heißen. Im Mixed schließlich kommt es um 13.30 Uhr zum finalen Showdown zwischen Nadine Bollmeier/Erik Bottroff und der bisher unerwartet erfolgreichen Hessen-Kombination aus Janina Kämmerer vom TSV Langstadt und Nils Hohmeier vom TTC OE Bad Homburg.

 

Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher

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