In hochklassigen, spannenden Endspielen sicherten sich Ricardo Walther und Nina Mittelham die nationalen Meistertitel 2020 in den Einzelwettbewerben. Insgesamt 3.800 Fans am Samstag und Sonntag in der Chemnitzer Richard-Hartmann-Halle sorgten für eine prima Stimmung bei den Titelkämpfen.

Walther gewann den Titel erstmals in seiner Karriere, Mittelham glückte dagegen die Titelverteidigung.

Der 28-jährige Turniersieger, in der TTBL bei Borussia Düsseldorf unter Vertrag, spielte gegen Benedikt Duda drei Sätze lang wie von einem anderen Stern und deklassierte den Bergneustädter förmlich, konnte jedoch dieses extreme Niveau nicht halten, sodass sich sein Gegner ins Match zurückkämpfen konnte und auf 2:3 herankam. Walther indes behielt kühlen Kopf und machte im sechsten Durchgang alles klar. Der frischgebackene Titelträger, der Timo Boll „beerbt“ hatte, ließ keinen Zweifel über seine Gefühlslage aufkommen: „Es fühlt sich geil an, Deutscher Meister zu sein!“

Die 23-jährige Mittelham dagegen sah nach drei Sätzen gegen Kristin Lang (6:11, 5:11, 9:11) wie die sichere Verliererin aus, doch die Leistungsträgerin des ttc berlin eastside resignierte nicht, startete eine furiose Aufholjagd und kam am Ende doch noch durch einen 4:3-Erfolg – alle Durchgänge nach dem 0:3 waren umkämpft – zum zweiten nationalen Meistertitel ihrer Karriere.

Auch im Herren-Doppel durften die Titelverteidiger erneut jubeln. Bereits im Vorjahr in Wetzlar hatten sich Benedikt Duda und Dang Qiu in die Siegerliste eingetragen. Am Sonntagnachmittag in Chemnitz behaupteten sie sich gegen Kilian Ort und Ricardo Walther in vier Sätzen. Walther hatte schon 2019 Doppel-Silber gewonnen, damals aber an der Seite von Patrick Franziska.

Bei den Damen stand Nina Mittelham nach dem Doppel-Finale ein weiteres Mal ganz oben auf dem Treppchen. Hatte sie in Wetzlar noch gemeinsam mit Franziska Schreiner gewonnen, hieß ihre Partnerin diesmal Sabine Winter. Das Noch-Busenbacher-Gespann Jessica Göbel/Tanja Krämer wurde in vier Durchgängen auf Distanz gehalten. Mittelham avancierte mit ihren beiden Goldmedaillen zum erfolgreichsten Turnierteilnehmer.

Im Mixed gab es neue Titelträger – und freuen durfte sich der HTTV. Das letztjährige Erfolgsduo Solja/Franziska war nicht am Start, dafür spielten sich Janina Kämmerer vom TSV Langstadt, die bei ihrem Klub zwischen 1. und 3. Liga hin und her pendelt, und Nils Hohmeier vom TTC OE Bad Homburg, der mit den Kurstädtern kommende Saison in der TTBL aufschlagen will, in der Vordergrund. Das hessische „Zufalls-Duo“ musste im Finale gegen Erik Bottroff und Nadine Bollmeier zwar einem 0:2-Satzrückstand hinterherlaufen, löste die Aufgabe am Ende aber doch noch recht souverän.

Ein Fazit von Chemnitz ist jedenfalls, dass es auch reizvolles deutsches Tischtennis auf hohem Niveau in der Nach-Boll-Ära geben wird. Deutsche Meisterschaften können also auch ohne Boll, Ovtcharov und weitere Topleute durchaus interessant sein. Die Leistungen stimmten und es gab das eine oder andere echte Highlight samt einigen faustdicken Überraschungen. Freudestrahlende Sieger und am Boden zerstörte Verlierer – alles an Zutaten war dabei, was diesen Sport für die Fans erst richtig attaktiv macht. Der Funke sprang über, sodass vermutlich keiner der Zuschauer sein Kommen bereut hat.

Ergebnisse des Finaltags in der Übersicht 

Herren-Einzel, Halbfinale
Steffen Mengel – Ricardo Walther 0:4 (-8,-9,-9,-4)
Benedikt Duda – Dang Qiu 4:2 (2,7,-8,-9,10,5) 

Finale
Ricardo Walther – Benedikt Duda 4:2 (4,3,7,-8,-7,8) 

Damen-Einzel, Halbfinale
Nina Mittelham – Sabine Winter 4:2 (-3,10,-6,9,7,9)
Kristin Lang – Chantal Mantz 4:1 (5,-11,12,8,10) 

Finale
Nina Mittelham – Kristin Lang 4:3 (-6,-5,-9,8,8,10,9) 

Herren-Doppel, Halbfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Erik Bottroff/Alexander Flemming 3:0 (10,7,5)
Kilian Ort/Ricardo Walther – Tobias Hippler/Gianluca Walther 3:0 (2,6,11) 

Finale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Kilian Ort/Ricardo Walther 3:1 (9,-7,11,7) 

Damen-Doppel, Halbfinale
Nina Mittelham/Sabine Winter – Franziska Schreiner/Yuki Tsutsui 3:1 (8,-10,8,9)
Jessica Göbel/Tanja Krämer – Nadine Bollmeier/Kristin Lang 3:2 (-9,4,-9,7,4) 

Finale
Nina Mittelham/Sabine Winter – Jessica Göbel/Tanja Krämer 3:1 (6,9,-4,7) 

Mixed, Finale
Erik Bottroff/Nadine Bollmeier – Nils Hohmeier/Janina Kämmerer 2:3 (5,7,-3,-9,-4)

Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher