Im Augenblick dürfen sie das nicht tun, was sie am allerbesten können, nämlich Tischtennis zu spielen. Doch über Auszeichnungen darf man sich auch im Zeichen von Corona freuen. Dies tun Patrick Franziska, Petrissa Solja und Annett Kaufmann, die bei den Wahlen zu den Spielern des Jahres ganz vorne landeten.
Patrick Franziska ist zum ersten Mal Deutschlands Tischtennisspieler des Jahres. Der Bensheimer setzte sich knapp gegen Deutschlands Tischtennis-Ikone Timo Boll durch, der ebenfalls Hesse ist und aus dem Odenwald stammt. Franziska triumphierte in einem knappen Rennen mit 45,6 Prozent gegen Rekordtitelträger Boll, der 42,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinigte. Abgeschlagen auf Platz drei landete der ehemalige Weltranglistenerste Dimitrij Ovtcharov (Orenburg), für den nur 6,7 Prozent voteten. „Als ich davon hörte, dachte ich im ersten Augenblick an Fake News und habe auf den Kalender geschaut. Nein, es ist noch nicht der 1. April. Diese Wahl der Fans vor meinem großen Vorbild Timo Boll zu gewinnen, ist eine große Ehre und Auszeichnung“, sagte Franziska.
Auch bei den Frauen triumphierte das hessische Spitzentischtennis, allerdings nicht durch eine aus Hessen stammende Athletin, sondern eine Pfälzerin, die aber für den hessischen Bundesligisten TSV Langstadt aufschlägt und folglich HTTV-Spielerin ist: Petrissa Solja sicherte sich den Titel bereits zum sechsten Mal in ihrer Karriere, das erste Mal jedoch wieder seit 2017.
„Es ist immer toll, direkt von den Zuschauern und den Fans gewählt zu werden“, so die 26-Jährige, die sich mit knapp 60 Prozent der Stimmen klar gegen ihre Hauptkonkurrentin Nina Mittelham vom ttc berlin eastside durchsetzte, die gut 25 Prozent der Stimmen auf sich zog. „Schön, dass Tischtennis-Deutschland meinen Weg mitverfolgt, bei meinem Spielen mitfiebert und mich mit meinen Leistungen auch als Spielerin des Jahres würdigt“, sagte die aktuelle Weltranglisten-20. , als sie von ihrer Wahl erfuhr.
Wenn man so will, ist die Wahl nicht bloß der totale Triumph des hessischen Tischtennissports, sondern des südhessischen Profitischtennis. Denn Langstadt, ein Stadtteil von Babenhausen, liegt ebenso im Süden des Bundeslandes wie die Bensheimer Gegend und der angrenzende Odenwald, die Regionen, aus denen Franziska und Boll stammen. Dass es nicht ausschließlich „Hessen vorn“ hieß, ist einem 13-jährigen Tischtennis-Teenager aus Baden-Württemberg zu verdanken. Der Nachwuchspreis ging nämlich erstmals an die Schülerinnen-Nationalspielerin Annett Kaufmann, die bereits für die SV Böblingen in der 1. Bundesliga Damen aufschlägt.
Spieler des Jahres
1. Patrick Franziska: 45,6%
2. Timo Boll: 42,9%
3. Dimitrij Ovtcharov: 6,7%
4. Thomas Schmidberger: 4,8%
Spielerin des Jahres
1. Petrissa Solja: 59,8%
2. Nina Mittelham: 25,5%
3. Stephanie Grebe: 8,5%
4. Han Ying: 6,2%
Nachwuchsspieler des Jahres
1. Annett Kaufmann: 31,7%
2. Kay Stumper: 29,3%
3. Sophia Klee: 20,7%
4. Franziska Schreiner: 14,1%
5. Gerrit Engemann: 4,2%
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher