Borussia Düsseldorf gilt eigentlich als Krösus im Bundesliga-Tischtennis. Mit potenten Sponsoren wie dem ARAG-Konzern oder der Ausrüster-Weltfirma Butterfly, deren europäischer Paradeklub die Borussia ist, schien die Zukunft des Rekordmeisters für die kommenden Jahre problemlos gesichert. Doch im Zuge von Corona ist vieles anders als zuvor.
So heißt es in einer aktuellen Presseerklärung des Vereins: „Die Corona-Krise hat Borussia Düsseldorf hart getroffen. Der erfolgreichste deutsche Tischtennisklub prägt die Sportart seit 60 Jahren, unvergessen sind die Triple-Gewinne in 2010, 2011 und 2018. Doch jetzt ruht der Betrieb, der Verein hat keinerlei Einkünfte mehr und steht vor einer großen wirtschaftlichen Herausforderung, die ohne finanzielle Unterstützung nicht zu meistern ist.“
Der Umstand, dass man den Kader unlängst mit Routinier Achanta abrundete und keinen Hochkaräter dazu verpflichtete, ließ schon Vermutungen aufkommen, dass es finanziell gar nicht so rosig bestellt sein könnte. Schließlich hat man alles andere als eine „billige“ Mannschaft am Start. Mit Tischtennis-Ikone Timo Boll verfügt man über einen „Leitwolf“, der für Tischtennisverhältnisse sehr gut verdient. Und ein Kristian Karlsson spielt gewiss auch nicht für ein Taschengeld. Ricardo Walther und Anton Källberg dürften dagegen den finanziellen Rahmen ebenso wenig sprengen wie Kamal Achanta.
Natürlich muss man dazusagen, dass angesichts der Einnahmen-Ausfälle durch die Corona-Krise auch die anderen Erstligisten teilweise deutliche Abstriche machen müssen und derzeit wohl alle Probleme haben, der Liga fristgerecht überzeugende Finanzkonzepte zu unterbreiten – was bekanntlich ein zentraler Teil des Lizenzierungsverfahrens ist. Kaum einer weiß mit Sicherheit, wer gerade von den mittelständischen Sponsoren die Pandemie und die damit zusammenhängenden Notmaßnahmen und Einschränkungen finanziell gut übersteht und danach noch die Möglichkeiten besitzt, in Bundesliga-Tischtennis zu investieren.
Solidaritätskampagne und „Geisterticket“
Borussia Düsseldorf hat sich, keineswegs als einziger Bundesligaverein, dafür entschieden, mit der schwierigen Situation offensiv umzugehen und aus der Not eine Tugend zu machen. Die Rheinländer haben sich der Solidaritätskampagne #gemeinsamfuerdenSport von Sportdeutschland.TV und YouSport angeschlossen und darüber hinaus mit Ticketpartner Reservix ein Solidaritäts-Ticket entwickelt.
Die Einzelheiten der Solidaritätskampagne entnehmen wir der Beschreibung im Pressetext des für die Play-offs qualifizierten Bundesligazweiten, deren Austragung höchst unsicher ist.
„Die Auswirkungen durch das Coronavirus treffen die gesamte Gesellschaft, auch der Sport ist komplett zum Erliegen gekommen. Alle Ligen haben ihren Spielbetrieb ausgesetzt oder die laufende Saison sogar bereits beendet. Vor diesem Hintergrund hat Sportdeutschland.TV die Solidaritätskampagne #gemeinsamfuerdenSport ins Leben gerufen. Mit dieser Kampagne wird jedem Verein in Deutschland die Möglichkeit geboten, über die Aktionsseite www.gemeinsam-fuer-den-sport.de seinen persönlichen Spendenaufruf zu starten, in dem er sich in einer Videobotschaft persönlich an die Fans und Unterstützer des Vereins wendet. Der Spendenbeitrag ist dabei frei wählbar. Jede Unterstützung hilft, ob durch Privatpersonen oder Unternehmen. Sportdeutschland.TV und YouSport bewerben die Kampagne gemeinsam auf den Digital- und Social Media-Kanälen und den TV-Sendern der ProSiebenSat.1-Gruppe. Für die größte Spendenaktion im deutschen Sport ist somit eine breite Aufmerksamkeit garantiert.“
Die Spendenseiten von Borussia Düsseldorf und anderer namhafter deutscher Sportvereine findet man unter https://sportdeutschland.tv/gemeinsamfuerdensport. Allerdings ist bis dato noch nicht allzu viel zusammengekommen. Und gerade das möchte man durch erhöhte Publizität des Projekts nun ändern. Aus der TTBL sind im Übrigen auch der 1. FC Saarbrücken-TT, der Post SV Mühlhausen, der ASV Grünwettersbach, der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell sowie der TTC Zugbrücke Grenzau beteiligt, also die halbe Liga. Von der Düsseldorfer Borussia gibt es zudem einen gut gemachten, von Sportdeutschland.TV erstellten Trailer, unter anderem mit Timo Boll und Danny Heister, der auf facebook.com/borussiaduesseldorf angeschaut werden kann.
Zusammen mit Ticketpartner Reservix hat Borussia Düsseldorf zudem das Solidaritätsticket #seidabei entwickelt. Der Verein erklärt die Details: „Dieses wird für ein Heimspiel angeboten, das nie stattfinden wird. Das Prinzip des Solitickets funktioniert dabei ganz einfach: Durch den Kauf eines #seidabei-Tickets unterstützen Sie die Borussia und erhalten als Dank eine Eintrittskarte mit den Autogrammen der gesamten Mannschaft. Das Ticket gibt es für 5 Euro, 10 Euro und 20 Euro. Sie entscheiden selbst, wie hoch Ihre Spende ausfallen soll. Das Solidaritätsticket erhalten Sie in unserem Ticketshop auf https://borussia-duesseldorf.reservix.de.“
Zum Vergleich: Einige Fußball-Traditionsklubs, vornehmlich solche, die nicht mehr ganz oben dabei sind und ums Überleben kämpfen, haben seit circa 14 Tagen ähnliche Aktionen am Laufen – teils mit großem Erfolg. So konnte Regionalligist Kickers Offenbach bisher schon knapp 3.000 „Geistertickets“ zu Preisen zwischen 5 und 190 Euro absetzen, darunter erstaunlich viele im höchsten Preissegment. Man muss allerdings die Befürchtung hegen, dass Weltklassetischtennis nicht die finanzielle Resonanz erfahren wird wie Viertliga-Fußball.
Die Pressemitteilung von Borussia Düsseldorf endet mit folgendem Statement: „In schwierigen Zeiten wie diesen ist eines gefragter denn je: Solidarität. Die Bereitschaft, anderen zu helfen. Lassen Sie uns zusammenstehen, dass es auch nach der Corona-Pandemie Spitzensport bei der Borussia geben, die Behindertensport-Abteilung mit Rollstuhlfahrern, stehend Behinderten und Blinden aufrecht erhalten sowie das soziale Engagement mit eigenen Projekten fortgesetzt werden kann.“
Text & Foto Boll: Dr. Stephan Roscher
Mannschaftsfoto: Borussia Düsseldorf