Es war eine der „saubersten“ Meisterschaftsentscheidungen überhaupt in einer Rumpfsaison mit einer Reihe sportlich unbefriedigender Lösungen. Der Sieg der Berliner Hertha in der 3. Bundesliga Nord war mindestens so ungefährdet wie der Titelgewinn der eastside-Damen im Oberhaus. Niemand hätte die Hertha auf ihrem Weg nach oben noch stoppen können.
Nach sieben Jahren kehrt man nun endlich ins Unterhaus des deutschen Mannschaftstischtennis zurück. Man hatte das erklärte Saisonziel mit 26:0 Punkten und 78:20 Spielen ungefährdet erreicht, mit acht Zählern Vorsprung auf den Tabellenzweiten und den Dritten TTC Champions Düsseldorf und TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell II, die beide punktgleich über die nach vorne versetzte Ziellinie einliefen. Zumeist war es eine ganz klare Angelegenheit, wenn die Hauptstadt-Asse an die Tische gingen, nur in Schwarzenbek in der Vorrunde sowie in Fulda in der Rückrunde musste man sich etwas quälen – beide Partien wurde „nur“ mit 6:4 gewonnen.
Überragender Spieler war einmal mehr Philipp Floritz. Der 28-Jährige, der international für Bulgarien aufschlägt, verbuchte als bester Akteur der gesamten Liga eine 20:2-Bilanz – der zweitbeste Spieler, Lars Hielscher (SV Union Velbert), verlor bereits sieben Matches (21:7). In der Rückrunde blieb Floritz komplett ungeschlagen (8:0), zudem verlor er gegen keine einzige gegnerische Nummer eins (10:0). Natürlich gehören bisweilen auch knappe Siege zum Geschäft, so konnte sich der Hertha-Topspieler etwa gegen Lars Hielscher gerade so mit 14:12 im fünften Satz behaupten. „Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden“, so Floritz im Gespräch mit TT-NEWS. „Über die ganze Saison habe ich ein ordentliches Niveau gespielt und vor allem in den wichtigen Spielen gut gespielt. Auch im Doppel mit Torben haben wir eine top Bilanz gespielt.“ Zur Erläuterung: An der Seite des früheren deutschen Nationalspieler Torben Wosik erzielte Floritz eine überzeugende 10:1-Bilanz im Doppel.
Natürlich war Hertha BSC kein „TTC Floritz“ – auch die übrigen Herthaner trugen entscheidend zu Meisterschaft und Aufstieg bei. Der 37-jährige Pole Jakub Kosowski, vielen noch aus Bundesliga-Zeiten in Frickenhausen und Plüderhausen bekannt, überzeugte an Position zwei mit einer 12:4-Bilanz. Und die Einzel-Resultate des inzwischen 46 Jahre alten Linkshänders Torben Wosik (11:3, hinten 9:1) können sich ebenfalls sehen. Der junge Brasilianer Danilo Toma kam nur fünfmal zum Einsatz, verlor aber auch lediglich ein Match (5:1). Hartmut Lohse stand in acht Mannschaftswettkämpfen am Tisch (6:3), während Deniz Aydin nur viermal dabei war (4:1) – Lohse und Aydin waren in der zweiten Mannschaft, die in der Oberliga Nord-Ost den vierten Platz belegte, gemeldet, kamen dort aber nicht zum Einsatz.
Hertha-Abteilungsleiter Gerd Welker kommentiert den Saisonverlauf nüchtern und pragmatisch: „Überraschungen gab es keine. Wir haben unser Saisonziel erreicht.“ Philipp Floritz zeigt sich gesprächiger. „Wir sind natürlich sehr glücklich, unser Ziel erreicht zu haben, die Meisterschaft und somit den direkten Aufstieg in die 2. Liga“, freut sich Floritz. „Wir haben keinen Punkt abgegeben und acht Punkte Vorsprung. Das war eine super Mannschaftsleistung diese Saison. Jeder hat einen wichtigen Teil dazu beigetragen.“ Der unumstrittene Spitzenspieler fügt hinzu: „Aufgrund des vorzeitigen Saisonabbruchs mussten wir dann aber nochmal zittern, da zunächst niemand wusste, wie und ob die Saison gewertet wird.“
In welcher Aufstellung der Berliner Traditionsklub das Abenteuer 2. Liga angehen wird, ist zum Teil noch offen. Welker lässt sich noch nichts entlocken: „Es ist noch alles möglich.“
Philipp Floritz hat dagegen schon einmal eine gute Nachricht für die Fans parat: „Ich bleibe bei der Hertha und freue mich auf die nächste Saison!“
Text & Action-Foto Floritz (Archivbild): Dr. Stephan Roscher
Mannschaftsfoto Hertha BSC 2019/20: Verein