Sie wollen unbedingt in die TTBL, man spürt förmlich, wie heiß Zweitliga-Meister TTC OE Bad Homburg auf das Abenteuer 1. Liga ist. Allerdings hat man sich mit dem Corona-Frühling 2020 die schwierigste Zeit für ein solches Ansinnen überhaupt „ausgesucht“. Dennoch kommt man auf dem Weg ins Oberhaus voran und konnte eine weitere Hürde nehmen.
60 Prozent des Etats trotz schwieriger Sponsorensituation abgedeckt
Nie zuvor war es so schwierig, Sponsoren für verbindliche Etatzusagen zu gewinnen, was angesichts der unsicheren Situation vieler Wirtschaftsbetriebe absolut zu verstehen ist. Dennoch konnten die Kurstädter jetzt einen weiteren Etappen-Erfolg auf dem Weg nach oben verkünden.
So konnte man fristgerecht zum 30. April die für die Lizenzierung erforderlichen Mittel aufbringen, auch wenn der für eine konkurrenzfähige Truppe veranschlagte Gesamtetat noch längst nicht erreicht ist. Am Donnerstag wurden bei dem von der TTBL Sport GmbH beauftragten Wirtschaftsprüfungsunternehmen die Finanzunterlagen eingereicht, mit denen die zwölf Vereine, die sich für die Saison 2020/21 für einen Platz in der höchsten Spielklasse beworben haben, ihre Wirtschaftlichkeit nachweisen müssen. 60 Prozent des veranschlagten Etats mussten zum Stichtag als abgedeckt nachgewiesen werden – und das hat funktioniert, wie der Sportliche Leiter Sven Rehde bestätigte.
„Es ist uns dank verschiedener Maßnahmen und Projekte gelungen, die erforderlichen 60 Prozent unseres geplanten Haushalts auf die Beine zu stellen“, so Rehde, dessen Klub aktuell circa 130.000 Euro für das ehrgeizige Ziel beisammen hat. Das veranschlagte Budget des TTC OE für die Premieren-Saison in der 1. Bundesliga beläuft sich allerdings auf 200.000 Euro. Rehde konnte jedenfalls Positives vermelden: „Nach einem Bericht im hessischen Regionalfernsehen sind einige Sponsoren von sich aus auf uns zugekommen.“
Transfermarkt noch unübersichtlich
Unter Hochdruck wird weiter an der Verpflichtung des neuen Spitzenspielers gearbeitet, was angesichts der aktuellen Situation, die auch Auswirkungen auf den Transfermarkt hat, nicht ganz einfach ist. Im Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach rechnet man damit, dass bald wieder trainiert werden darf und auch ein geregelter Spielbetrieb noch in diesem Jahr wieder aufgenommen werden kann, womöglich in einem modifizierten System ohne Doppel.
Die Verschiebung der Olympischen Spiele ist ein Faktor, der den Transfermarkt beeinflusst. Wegen der erneuten Vorbereitungszeit werden die Topasiaten von ihren nationalen Verbänden erneut kaum beziehungsweise allenfalls in Ausnahmefällen – wie 2019/20 An Yaehyun für den TTC Neu-Ulm – die Freigabe für europäische Vereine erhalten. Da nicht nur die Kurstädter, sondern nahezu alle Vereine der TTBL derzeit um ihre Etats zu kämpfen haben, ist generell noch unklar, wer mit welchen Mitteln zu welchem Zeitpunkt um welche Spieler werben kann. Aufgrund des Lockdowns sind nämlich fast überall kleinere und mittlere Sponsoren „weggebrochen“, vielfach mittelständische Unternehmen, die ihr Personal in Kurzarbeit schicken mussten und nicht wissen, ob und wie sie weitermachen können. Einige Erstligisten haben etwa Hoteliers oder Reiseunternehmer unter ihren Gönnern, denen nun das Wasser bis zum Hals steht. Doch das soll hier nicht weiter vertieft werden, festzuhalten bleibt, dass in der gesamten Liga finanziell noch vieles unklar ist. In den Spielermarkt wird deshalb womöglich erst sehr spät richtig Bewegung kommen.
Klassenerhalt kein Selbstläufer
Die neue Nummer eins des Aufsteigers soll dennoch möglichst bald bekannt gegeben werden können. Es soll ein Spieler sein, der in der Weltrangliste entsprechend gut platziert ist. Den wird man auch brauchen, um in der starken Eliteliga nicht als Kanonenfutter zu dienen. Ohne Leitwolf wäre der perspektivenreiche junge Kader für die kommende Spielzeit mit Lev Katsmann, Rares Sipos, Nils Hohmeier und Maxim Grebnev mit dem Unternehmen Klassenerhalt maßlos überfordert. Mit Talent allein hält man die Liga nicht, auch der Faktor Routine spielt eine wesentliche Rolle.
Und darauf zu spekulieren, dass man sich irgendwie durchmogelt, wenn vielleicht nach der Saison 2020/21 kein Zweitligist nach oben will, ist nicht das, was die Hessen im Sinn haben, die von Anfang an im Oberhaus konkurrenzfähig sein und etwas aufbauen wollen.
Erlesen ist die Liste der potenziellen Ligakonkurrenten des TTC OE: 1. FC Saarbrücken-TT, Borussia Düsseldorf, TTF Liebherr Ochsenhausen, SV Werder Bremen, Post SV Mühlhausen, TTC Schwalbe Bergneustadt, ASV Grünwettersbach, TTC Neu-Ulm, TSV Bad Königshofen, TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell und TTC Zugbrücke Grenzau. Nach dem derzeitigen Stand wird man sich zunächst wohl an den Grenzauern zu orientieren haben und diese hinter sich zu lassen versuchen. Momentan scheint es schwer vorstellbar, dass man von den übrigen Ligarivalen noch den einen oder anderen abschütteln könnte, auch wenn wir noch nicht wissen, wer das Team in der TTBL anführen wird.
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher