Viele hatten vor der Saison das neuformierte Team des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell außerordentlich hoch eingeschätzt und in den Osthessen einen lupenreinen Play-off-Anwärter gesehen. Insbesondere die Verpflichtung des Weltranglisten-20. Quadri Aruna (Archivfoto) sollte den TTC in neue sportliche Dimensionen befördern. Dass die Trauben dennoch recht hoch hängen, zeigte der sperrige Saisonauftakt in Bad Königshofen, der glatt mit 0:3 verloren ging.
Der TSV durfte sich seinerseits über einen Sieg von historischer Dimension freuen, gelang doch im siebten Anlauf erstmals ein Erfolg gegen den Klub aus der Rhön, dessen Halle knappe 80 Kilometer von den Unterfranken entfernt liegt. Beide Vereine betrachten die Begegnungen als Derbys – und die Fans erst recht.
Dabei hatte vor dem Duell einiges für Maberzell gesprochen, zumal dem TSV mit Abdel-Kader Salifou der Neuzugang fehlte, während der Gast mit Topstar Aruna angereist war. Doch es kam alles anders – und daran hatte nicht zuletzt der 39-jährige Routinier Bastian Steger seinen Anteil, der im Auftaktmatch gegen Ruwen Filus einen 0:2-Satzrückstand noch in eine Sieg ummünzte. „Er hat die Taktik ein bisschen umgestellt, ist dann sehr stark zurückgekommen – und hat dann auch verdient gewonnen“, räumte Fuldas Abwehrass ein.
Im Anschluss ging Kilian Ort als Außenseiter gegen Quadri Aruna an den Tisch. Der Nigerianer schien seinen Gegenüber in Grund und Boden spielen zu wollen und legte mit einem 11:3 im ersten Satz forsch los. Doch der 24-jährige Deutsche, der so lange verletzungsbedingt außer Gefecht gesetzt war, dachte gar nicht daran, die Flinte ins Korn zu werfen und arbeitete sich anschließend immer besser ins Match hinein, sodass er die Partie gegen Fuldas nicht mehr in seinen Rhythmus findenden Spitzenspieler noch mit 3:1 Sätzen drehen konnte. 2:0 für den Gastgeber – die halbe Miete.
Doch dann musste erst einmal die etatmäßige Nummer vier Filip Zeljko, von manchen nur als Stammersatz angesehen, in den Ring, der letzte Saison kaum etwas gewonnen hatte. Und das gegen einen Fan Bo Meng, der allgemein im Aufwind schien und sich in diversen Auftritten beim Düsseldorf Masters eine ordentliche Wettkampfpraxis verschafft hatte. Doch der 23-jährige TSV-Kroate legte – durch die Führung seines Teams erkennbar mit Rückenwind versehen – einen hoch konzentrierten, auch spielerisch ansprechenden Auftritt hin, während sein vier Jahre jüngerer Kontrahent, wie so oft in der Saison 2019/20, an seinen Nerven scheiterte. Zeljko, der zuvor erst dreimal in seiner Karriere ein TTBL-Match gewonnen hatte, siegte in vier Sätzen (15:13, 11:1, 10:12, 11:9) und tütete den glatten Bad Königshofener Erfolg ein.
„Das hatten wir nicht erwartet“, sagte Kilian Ort nach der Partie. „Wir haben es super gemacht und eine klasse Leistung geboten.“ Filip Zeljko gab zu Protokoll: „Ich freue mich insbesondere für Kilian, der in der Vergangenheit immer wieder Probleme hatte. Mit meinem eigenen Spiel bin ich nicht ganz zufrieden, es gibt noch viele Dinge zu verbessern. Trotzdem freue ich mich natürlich über meinen Sieg.“ Ruwen Filus zeigte sich enttäuscht: „Bad Königshofen hat verdient gewonnen, trotzdem tut es sehr weh.“
Übrigens: 0 Zuschauer in Bad Königshofen, in Worten: Null! Was nun kommt, ist nur die Meinung des Verfassers, doch angesichts des Umstandes, dass es in Deutschland kaum noch Corona-Tote gibt und alle anderen Klubs wenigstens einige Zuschauer begrüßen durften – die meisten übrigens Liganeuling Bad Homburg (220) bei relativ liberaler Regelung in Hessen –, mutet die restriktive Corona-Politik Bayerns gerade in Hinblick auf unseren Sport merkwürdig überzogen an. Keine Zuschauer bei einem brisanten Derby zum Saisonauftakt, so macht man den professionellen Mannschaftssport kaputt!
TSV Bad Königshofen – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 3:0
Bastian Steger – Ruwen Filus 3:2 (8:11, 8:11, 11:6, 11:5, 11:6)
Kilian Ort – Quadri Aruna 3:1 (3:11, 11:8, 11:7, 11:9)
Filip Zeljko – Fan Bo Meng 3:1 (15:13, 11:1, 10:12, 11:9)
Zuschauer: 0 (!)
DIE WEITEREN PARTIEN DES 1. SPIELTAGS
Borussia Düsseldorf – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1
Anton Källberg – Robin Devos 3:1 (11:4, 12:14, 11:7, 11:5)
Danny Heister – Ioannis Sgouropoulos 1:3 (12:10, 5:11, 9:11, 3:11)
Ricardo Walther – Cristian Pletea 3:1 (9:11, 11:6, 12:10, 11:6)
Anton Källberg – Ioannis Sgouropoulos 3:0 (11:6, 11:4, 13:11)
Zuschauer: 110
Post SV Mühlhausen – ASV Grünwettersbach 1:3
Daniel Habesohn – Deni Kozul 3:1 (9:11, 11:7, 11:4, 11:5)
Ovidiu Ionescu – Wang Xi 2:3 (11:9, 8:11, 11:5, 12:14, 9:11)
Steffen Mengel – Dang Qiu 2:3 (9:11, 11:7, 6:11, 11:5, 8:11)
Daniel Habesohn – Wang Xi 0:3 (3:11, 3:11, 10:12)
Zuschauer: 50
TTC Schwalbe Bergneustadt – SV Werder Bremen 3:0
Benedikt Duda – Marcelo Aguirre 3:0 (11:8, 11:5, 11:1)
Alvaro Robles – Mattias Falck 3:2 (11:6, 9:11, 5:11, 11:6, 11:6)
Stefan Fegerl – Kirill Gerassimenko 3:1 (11:5, 2:11, 11:6, 11:8)
Zuschauer: 88
TTC OE Bad Homburg – TTC Neu-Ulm 1:3
Gustavo Tsuboi – Vladimir Sidorenko 3:2 (5:11, 11:7, 5:11, 11:6, 11:4)
Lev Katsman – Tiago Apolonia 1:3 (11:8, 12:14, 7:11, 10:12)
Rares Sipos – Emmanuel Lebesson 1:3 (5:11, 11:6, 5:11, 6:11)
Gustavo Tsuboi – Tiago Apolonia 0:3 (9:11, 8:11, 9:11)
Zuschauer: 220
Sonntag, 20. September, 15 Uhr:
TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT
(Spielverlegung, da zwei Saarbrücker Spieler in Quarantäne sind)
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher