Die beiden Samstagsspiele der 1. Bundesliga Damen waren spannend und auf gutem sportlichem Niveau. Der TSV Langstadt nahm nach einer vorzüglichen Leistung einen recht deutlichen 6:2-Sieg beim bisherigen Spitzenreiter TSV Schwabhausen mit nach Hause und verbesserte sich auf Rang 3. Die dezimierte TTG Bingen/Münster-Sarmsheim zeigte in Weil, dass sie auch mit drei aufopferungsvoll kämpfenden Spielerinnen nicht zu unterschätzen ist, allerdings behielt der Aufsteiger – wie schon im Pokal – die Oberhand über die Rheinhessinnen. 5:3 hieß es nach zweieinhalb Stunden für das Team aus dem Dreiländereck, das sich inzwischen gut im Oberhaus akklimatisiert hat.
TSV Schwabhausen – TSV Langstadt 2:6
Wie gewonnen, so zerronnen! Nach dem überragenden Heimauftritt gegen die SV Böblingen eine Woche zuvor, der mit der Tabellenführung belohnt worden war, wurden die Damen aus Oberbayern heute von starken Langstädterinnen etwas unsanft auf den Boden zurückgeholt.
Sabine Winter ist aktuell weiter die beste Spielerin der Liga und baute ihre Bilanz auf 8:0 aus. Auch die ägyptische Linkshänderin Dina Meshref und sogar die Weltranglisten-19. Petrissa Solja konnten der Schwabhausenerin nur jeweils einen Satz abluchsen. Doch die Unterstützung von Winters Mitspielerinnen blieb diesmal aus, die zwar engagiert kämpften, aber keinen weiteren Punkt beisteuern konnten – und das war der entscheidende Faktor für den letztlich doch recht klaren Gästesieg.
Mehshref und Solja punkteten gegen Mateja Jeger (jeweils 3:1) und im unteren Paarkreuz gingen alle Matches an die Hessinnen. Die erfahrene Tanja Krämer ließ gegen Orsolya Feher (3:2) und Defensiv-Ass Alina Nikitchanka (3:0) nichts anbrennen, während die 18-jährige Franziska Schreiner, deren Leistungskurve steil nach oben zeigt, beide Gegnerinnen jeweils in vier Sätzen bezwang.
Schwabhausen musste aufgrund der Niederlage die SV Böblingen in der Tabelle wieder vorbeiziehen lassen, die somit am Sonntagmorgen als Spitzenreiter den SV DJK Kolbermoor empfängt. Sollte Langstadt morgen auch gegen Bingen einen Sieg landen, wäre es ein sehr gelungenes Wochenende für Solja und Co., die sich dann für die etwas unglückliche 3:5-Niederlage unlängst in Kolbermoor gut rehabilitiert hätten.
Alexander Yahmed erkannte die starke Leistung des Gästeteams an. „Die bessere Mannschaft hat verdient gewonnen“, so der Trainer des TSV Schwabhausen. „Trotzdem sind wir nicht traurig und haben heute einiges gesehen, wo wir ansetzen können, um uns weiterzuentwickeln. Jetzt heißt es, die richtigen Schlüsse ziehen und entwickeln. Auf jeden Fall Glückwunsch an unseren Gast, der es wirklich gut gemacht hat.“ Auch Abteilungsleiter Helmut Pfeil lobte den Gegner: „Ein starkes Langstädter Team wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Der Sieg geht voll in Ordnung.“ Pfeil fügte hinzu: „In manchen Situationen hatten wir ein wenig Pech und mit etwas mehr Glück hätten wir vielleicht ein besseres Ergebnis erzielen können. Bisher hatten wir zu unseren sehr guten Leistungen auch ein wenig Glück und standen zu recht kurz an der Tabellenspitze. Aber ein starker Gegner ließ weder das Glück noch weitere hervorragende Leistungen zu. Unter dem Strich sind wir mit dem Saisonverlauf immer noch sehr zufrieden.“ Ein Extralob gab es für die Spitzenspielerin: „Sabine zeigte einmal mehr, dass sie zu den besten Spielerinnen der Liga gehört.“
Eitel Freude beim Gast aus Hessen. „Eine tolle Mannschaftsleistung von uns mit einem überragenden hinteren Paarkreuz“, so Petrissa Solja. „Ich bin sehr froh, dass das Team mit diesem tollen Ergebnis gewonnen hat“, freute sich Dina Meshref. „Mit meiner Performance bin ich ebenfalls sehr zufrieden.“ Auch Franziska Schreiner, deren 6:2-Bilanz sich wirklich sehen lassen kann, gab einen Kommentar ab: „Ich bin froh, dass wir das Spiel gewonnen haben und dass ich dazu meinen Beitrag leisten konnte.“ Manfred Kämmerer war ebenfalls sehr zufrieden. „Ein hochklassiges Spiel mit einem verdienten Sieg für uns“, so Langstadts Sportlicher Leiter. „Wir waren die ausgeglichenere Mannschaft und haben unsere Chancen heute viel besser genutzt als letzte Woche.“ Coach Thomas Hauke äußerte einen Wunsch: „Jetzt noch ein Sieg gegen Bingen und das Wochenende wäre perfekt.“
ESV Weil – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 5:3
Zweiter Sieg für Neuling ESV Weil in der 1. Bundesliga Damen, gleichzeitig wettbewerbsübergreifend der vierte Saisonsieg, von denen drei gegen Erstligarivalen gelangen: Das kann sich sehen lassen! Der Aufsteiger mit seinem ausgeglichen besetzten Fünferkader ist gut in Europas stärkster Liga angekommen und verbesserte sich nach dem heutigen 5:3-Erfolg gegen die Rheinhessinnen mit 4:6 Punkten auf den fünften Tabellenrang.
Dabei machte es das Bingener Trio – die übrigen drei Spielerinnen sitzen wegen der strengen Coronavorschriften derzeit in ihren Heimatändern fest – den Weilerinnen nicht leicht und hielt beherzt dagegen. Doch der Gastgeber hatte eben in jedem Paarkreuz Asse im Ärmel und trumpfte auch ohne die spielstarke Serbin Izabela Lupulesku auf.
Vorne konnte zwar Ievgeniia Sozoniuk kein Match gewinnen (1:3 gegen Giorgia Piccolin, 2:3 gegen Chantal Mantz), dafür präsentierte sich aber Polina Trifonova in Topform (3:2 gegen Mantz, 3:0 gegen Piccolin). Gegen Mantz siegte die Bulgarin mit 15:13 im Entscheidungssatz – Satzverlauf: 2:0, 2:6, 7:6, 10:8, 10:11, 11:12, 13:12, 13:13. Die 24-jährige Deutsche hatte es also auf dem Schläger, ihr Team mit einem Remis zu belohnen. Doch stattdessen zog Weil mit dem kampflosen Sieg von Sophia Klee auf 2:1 davon.
Ein vorentscheidendes Match lieferten sich Vivien Scholz und Katerina Tomanovska. Zwar musste die in dieser Saison noch ungeschlagene 23-jährige Brandenburgerin den ersten Satz in der Verlängerung abgeben, hatte im Anschluss gegen die tschechische Linkshänderin das Geschehen jedoch recht gut im Griff und erhöhte auf 3:1. „Im ersten Satz war ich noch nicht wirklich 100-prozentig im Spiel“, so Vivien Scholz. „Doch ab dem 2. Satz kam ich besser mit Tomanovskas gefährlichen Aufschlägen zurecht. Mein Vorhand-Parallel-Ball war der Schlüssel zum Erfolg.“
Durch Sozoniuks Niederlage gegen Mantz kam Bingen auf 2:3 heran, doch stellte Trifonova mit ihrem glasklaren 3:0 über Piccolin (11:5, 11:5, 11:2) den alten Abstand wieder her. Beim Zwischenstand von 4:2 war der Weiler Sieg bereits in trockenen Tüchern, da am Ende ja noch ein kampfloser Punkt von Scholz folge würde. Das Duell zwischen Klee und Tomanovska hatte nur noch kosmetischen Wert, doch die 1,82 Meter große Tschechin kämpfte beherzt und gewann in fünf Durchgängen.
Bingen wartet weiter auf das erste Erfolgserlebnis in dieser schwierigen Saison, während bei den Südbadenerinnen alles rund läuft.
„Das war natürlich eine tolle Sache, der zweite Saisonsieg in der 1. Bundesliga“, freute sich Doris Spiess. „Auch wenn Bingen nur zu dritt antreten konnte, gab es tolle Spiele mit viel Kampfgeist auf beiden Seiten.“ Die Abteilungsleiterin des ESV Weil ging auch in die Einzelkritik: „Überragend auf unserer Seite waren Polina Trifonova, die knapp gegen Chantal Mantz gewann und im zweiten Spiel Giorgia Piccolin keine Chance ließ, sowie Vivien Scholz, die sich gegen Katerina Tomanovska durchsetzte. Da war es auch nicht weiter tragisch, dass Ievgeniia Sozoniuk leer ausging und Sophia Klee gegen Tomanovska verlor. Ein Lob aber auch an unsere Gäste, die trotz widriger Umstände zum Spiel antraten und sich nie geschlagen gaben.“ Auch Vivien Scholz war sehr zufrieden: „Dass wir am Ende den Sieg davongetragen haben, war eine tolle Sache. Wenn man ganz ehrlich ist, dann wäre es gegen vier Bingenerinnen aber gewiss viel schwerer geworden.“
Trotz der Niederlage war Bingens Vorsitzender Joachim Lautebach gar nicht so unzufrieden: „Wir haben eigentlich gut mitgespielt, eine gute Leistung in Unterzahl. Schön, dass alle drei jeweils einen Sieg beigesteuert haben. Das zeigt auch die gute Einstellung. Was wäre mit einem kompletten Team alles möglich ….“
Am Sonntag spielen:
SV Böblingen – SV DJK Kolbermoor (10.30 Uhr)
TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (14.00 Uhr)
Beitragsbild oben: Derzeit in sehr guter Form: Franziska Schreiner.
Text & Fotos (4): Dr. Stephan Roscher