Durch einen 3:0-Heimerfolg am Montagabend über den SV Werder Bremen bleibt der TTC Neu-Ulm aussichtsreich im Kampf um die Play-off-Plätze und schob sich mit 16:8 Punkten an den Bergneustädter Schwalben vorbei auf den dritten Tabellenplatz vor, direkt hinter dem regionalen Rivalen aus Ochsenhausen. Die Norddeutschen dagegen, die einfach zu unkonstant spielen, können sich bei nun 10:14 Punkten wohl jetzt schon von dem Gedanken an die Meisterschaftsendrunde verabschieden. Highlight der Partie war aus Neu-Ulmer Sicht der 3:1-Sieg des 18-jährigen Russen Vladimir Sidorenko über den Weltranglistenachten Mattias Falck.
Überhaupt lief in der Abschlussbegegnung des 12. Spieltags alles eigentümlich synchron ab. Jedes Match endete mit 3:1 zu Gunsten der Westschwaben. Emmanuel Lebesson machte den Auftakt gegen Marcelo Aguirre, dem Werder-Trainer Cristian Tamas den Vorzug vor Hunor Szöcs gegeben hatte. Nach verlorenem erstem Satz bekam der Ex-Europameister aus Frankreich das Geschehen immer besser in den Griff und war am Ende klar überlegen.
Auch im zweiten Spiel des Abends sah es anfänglich nicht schlecht aus für die Grün-Weißen: Vizeweltmeister Mattias Falck dominierte den ersten Satz gegen den jungen Linkshänder Vladimir Sidorenko. Doch das Match kippte, im zweiten Durchgang bekam der Schwede gar nichts auf die Reihe sowie in den Sätzen drei und vier nur etwas mehr, jedoch nicht genug. Sidorenko durfte ein 6:11, 11:2, 11:8, 11:6 bejubeln gegen einen enttäuschten und enttäuschenden Falck, dessen gegenwärtige 12:6-Bilanz sich zwar nicht übel liest, der sich aber gerade gegen die „Kleinen“ zu viele Ausrutscher erlaubt. So hatte der lange Schwede, der sich letzte Saison regelmäßig die Zähne an Abdel-Kader Salifou ausbiss, bereits Ende September Fan Bo Meng gratulieren müssen. Dies soll im Übrigen den tollen Auftritt Sidorenkos nicht schmälern.
Tiago Apolonia machte den Deckel drauf. In den ersten beiden Sätzen dominierte der Portugiese gegen Kirill Gerassimenko klar, doch der Kasache kämpfte sich zurück ins Match und war in den Durchgängen drei und vier auf Augenhöhe – mit dem besseren Ende für Apolonia.
Die Neu-Ulmer kletterten dank des achten Saisonsiegs auf den dritten Tabellenplatz und stehen vor den punktgleichen Bergneustädter Schwalben (beide 16:8). Dahinter lauern der 1. FC Saarbrücken und der TSV Bad Königshofen mit jeweils 14:10 Zählern. Es scheint im Augenblick so, als würde das Sextett Düsseldorf, Ochsenhausen, Neu-Ulm, Bergneustadt, Saarbrücken und Bad Königshofen die vier Play-off-Plätze untereinander ausmachen, wenngleich Grünwettersbach und Mühlhausen noch hoffen dürfen.
„Damit war nicht zu rechnen. Vor dem Spiel hatte ich mir vorgenommen, einfach um jeden Punkt zu kämpfen“, sagte ein freudestrahlender Sidorenko nach seinem Coup gegen Falck. „Nach dem zweiten Satz habe ich erstmals gedacht, eine gute Chance auf den Sieg zu haben. Zum Glück hat es geklappt.“ „Wir haben heute gegen einen sehr starken Gegner gespielt“, musste dagegen der Werder-Schwede einräumen. „Das 0:3 und die 3:9 Sätze sprechen eine deutliche Sprache.“
Am 15. Januar gastiert der TTC Neu-Ulm in Mühlhausen und könnte einen weiteren Play-off-Rivale vorentscheidend distanzieren, während Werder Bremen am selben Tag bei Ligaprimus Düsseldorf eine weitere Niederlage einkalkulieren muss.
TTC Neu-Ulm – SV Werder Bremen 3:0
Emmanuel Lebesson – Marcelo Aguirre 3:1 (9:11, 11:7, 11:8, 11:2)
Vladimir Sidorenko – Mattias Falck 3:1 (6:11, 11:2, 11:8, 11:6)
Tiago Apolonia – Kirill Gerassimenko 3:1 (11:5, 11:8, 12:14, 12:10)
Beitragsbild oben: Vladimir Sidorenko besiegte überraschend Mattias Falck und darf auf seine momentane 6:5-Bilanz in Europas Topliga schon ein wenig stolz sein.
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: BeLa Sportfoto