Neun Siege hatte der TTC Neu-Ulm vor der heutigen Partie auf dem Konto, Gegner TTC OE Bad Homburg einen einzigen. Im Spiel war allerdings kein Leistungsunterschied feststellbar, der Gast hatte diverse Chancen zu gewinnen und zog nach einer Riesenleistung nach dreieinhalb Stunden unglücklich mit 2:3 den Kürzeren. Die Düsseldorfer Borussia, mit Timo Boll angetreten, ließ dagegen auch in Mühlhausen nichts anbrennen und geriet beim 3:1-Erfolg nie wirklich in Gefahr.
TTC Neu-Ulm – TTC OE Bad Homburg 2:3
Ganz bitter für die Bad Homburger aus dem dörflichen Stadtteil Ober-Erlenbach. Nach einer solchen Klasseleistung am Ende mit leeren Händen dazustehen, wo doch der zum Greifen nahe Sieg fast schon den Klassenerhalt bedeutet hätte, ist mehr als bitter. Wäre man nicht vor fünf Tagen in Grenzau, das gewiss nicht stärker ist als der Aufsteiger, eher schwächer, völlig von der Rolle gewesen und hätte vor lauter Nervosität kaum einen Ball getroffen, hätte man ohnehin sehr gute Karten im Kampf um den Klassenerhalt, zumal man zwei Tage später schon gegen Meister Saarbrücken stark gespielt hat. Die letzten beiden guten Spiele liefen ohne Routinier Gustavo Tsuboi ab, der offenbar nicht zwingend nötig ist, damit der TTC OE auftrumpft. Hätten die jungen Wilden heute in Westschwaben den Sack zugemacht, was absolut verdient gewesen wäre, wären sie dem großen Ziel recht nahe gewesen, doch Konjunktive zählen im Topsport rein gar nichts.
Das Doppel Apolonia/Sidorenko kämpfte sich nach 1:2-Rückstand gegen Lev Katsman und Maksim Grebnev zurück und gewannen schließlich 3:2 (11:7, 9:11, 7:11, 12:10, 11:8). In den Einzeln gingen beide indes leer aus: Sidorenko verlor mit 2:3 (11:7, 12:10, 8:11, 8:11, 8:11) gegen Rares Sipos, Apolonia mit 2:3 (11:3, 3:11, 11:5, 4:11, 7:11) gegen Katsman. Dass es der turmhohe Favorit überhaupt ins Doppel schaffte, war Emmanuel Lebesson zu verdanken, der Maksim Grebnev mit 3:1 (11:7, 10:12, 11:8, 11:9) und Rares Sipos mit 3:2 (10:12, 11:9, 11:4, 7:11, 11:7) bezwang.
„Es war eines der schwersten Spiele in der TTBL bislang“, sagte Neu-Ulms Vladimir Sidorenko nach dem 3:2-Erfolg seines Teams in der vorgezogenen Begegnung des 15. Spieltags. „Es war sehr eng, wir mussten an unsere Grenze gehen und alles abrufen. Ich bin sehr froh, dass es mit dem Sieg geklappt hat, denn diese Punkte sind sehr wichtig für uns.“ Mit nun 20:10 Punkten überholten die Neu-Ulmer einstweilen den 1. FC Saarbrücken TT und die TTF Liebherr Ochsenhausen und schoben sich auf den zweiten Tabellenplatz vor.
Bad Homburg ist als „Lohn“ für den tollen Auftritt dagegen erst einmal wieder Tabellenschlusslicht – Tischtennis kann eben manchmal auch ziemlich ungerecht sein. „Ich habe gezittert auf der Bank“, gestand Geschäftsführer Mirko Kupfer nach der Partie ein. „Das Spiel hatte eigentlich keinen Verlierer verdient. Wir haben gekämpft und alles gegeben – so wollen wir weitermachen.“
Der TTC OE kann jetzt erst einmal nur hoffen, dass am Samstag die TTF Liebherr Ochsenhausen gegen Grenzau nichts anbrennen lassen und möglichst deutlich gewinnen – gegen diesen Gegner werden die Oberschwaben kaum mit Gauzy und Calderano antreten, vermutlich mit einem der beiden und den Youngsters Kulczycki und Kubik. Da möchte man noch kein Vermögen auf die TTF verwetten, auch wenn ein Ochsenhauser Sieg wahrscheinlich ist. Ja und dann müssten sich die Hessen tags darauf gegen Mühlhausen – auswärts nicht so stark wie zu Hause, dennoch aber eine sperrige Truppe – endlich einmal gegen einen der „Großen“ belohnen. Aber schon sind wir wieder bei den Konjunktiven. Wir bleiben aber gerade nach den letzten Eindrücken dabei und verlassen ausnahmsweise sogar ein wenig den Boden der Neutralität: Bad Homburg gehört in die TTBL – ohne Wenn und Aber!
Emmanuel Lebesson – Maksim Grebnev 3:1 (11:7, 10:12, 11:8, 11:9)
Vladimir Sidorenko – Rares Sipos 2:3 (11:7, 12:10, 8:11, 8:11, 8:11)
Tiago Apolonia – Lev Katsman 2:3 (11:3, 3:11, 11:5, 4:11, 7:11)
Emmanuel Lebesson – Rares Sipos 3:2 (10:12, 11:9, 11:4, 7:11, 11:7)
Tiago Apolonia/Vladimir Sidorenko – Lev Katsman/Maksim Grebnev 3:2 (11:7, 9:11, 7:11, 12:10, 11:8)
Post SV Mühlhausen – Borussia Düsseldorf 1:3
Gegen den Thriller in Pfaffenhofen bei Neu-Ulm war der Auswärtssieg der Düsseldorfer Borussen in Mühlhausen praktisch business as usual und kaum der Rede wert, ohne natürlich dem Wahnsinns-Lauf der Rheinländer, der sich ungebremst fortsetzt, die gebührende Würdigung verweigern zu wollen.
Der Spitzenreiter, der diesmal sogar auf den „Maestro“ Timo Boll höchstpersönlich zurückgriff, zeigte sich in der Nachholpartie des 10. Spieltags auch von den schwierigen Bedingungen in der extrem kleinen und schnellen Halle am Mühlhausener Kristanplatz unbeeindruckt und ließ sich nicht aufhalten. Der 13. Sieg im 14. Saisonspiel in der Liga, wettbewerbsübergreifend sogar der 23. Sieg in der 24. Partie für den Double-Gewinner, der das Triple im Visier hat. Ob sich noch ein Rivale findet, der dem Rekordmeister den dritten Sprung auf das Siegertreppchen verwehrt, wird sich aber noch zeigen.
Für die Postler hatte lediglich Steffen Mengel einen Riesenauftritt gegen Kristian Karlsson, der heute absolut chancenlos blieb. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte der Favorit bereits zwei Siege vorgelegt durch den weiterhin genial starken Anton Källberg, der mit dem 3:0 gegen Ovidiu Ionescu seine TTBL-Bilanz auf 16:1 hochschraubte, und Timo Boll, der zwei Sätze gegen Lubomir Jancarik heftig gefordert war, dann jedoch den Widerstand des lange Tschechen gebrochen hatte. Bolls lockeres 3:0 gegen Ionescu beendete die Partie.
„Wir machen uns gegenseitig heiß, jeder will das Beste herausholen. Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut. Aber trotzdem ist es jeden Tag knallharte Arbeit“, sagte Borussia-Trainer Danny Heister nach der Partie und ergänze: „Wir stehen sehr gut da, der Druck ist daher nicht mehr so groß. Daher können wir den Monat zu gezieltem Training nutzen, um vielleicht noch einen weiteren Schritt nach vorne zu machen.“ Mit nun 26:2 Punkten hat Düsseldorf bereits zehn Zähler Vorsprung auf den ersten Nicht-Play-off-Platz und kann die Endrundenteilnahme schon jetzt fest einplanen.
Ovidiu Ionescu – Anton Källberg 0:3 (3:11, 8:11, 8:11)
Lubomir Jancarik – Timo Boll 1:3 (11:13, 11:7, 2:11, 5:11)
Steffen Mengel – Kristian Karlsson 3:0 (11:6, 11:3, 11:9)
Ovidiu Ionescu – Timo Boll 0:3 (8:11, 4:11, 7:11)
Die TTBL-Woche in der Übersicht
Post SV Mühlhausen – Borussia Düsseldorf 1:3
TTC Neu-Ulm – TTC OE Bad Homburg 3:2
Samstag, 23. Januar, 19 Uhr
TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC Zugbrücke Grenzau
Sonntag, 24. Januar, 15 Uhr
TTC OE Bad Homburg – Post SV Mühlhausen
TSV Bad Königshofen – SV Werder Bremen
Beitragsbild oben: Das noch ungeschlagene Doppel Apolonia/Sidorenko ersparte dem TTC Neu-Ulm zum dritten Mal in dieser Saison eine Niederlage.
Text & Foto Katsman: Dr. Stephan Roscher
Teaserfoto Apolonia/Sidorenko: BeLa Sportfoto