Das war denn doch eine Nummer zu groß. In der zweiten Auflage des neuen „Bundesliga-Dauer-Klassikers“ zwischen Bingen und berlin eastside zeigte sich der Titelverteidiger noch einen Tick überlegener als beim 6:2 am Vortag. 7:1 hieß es am Ende zugunsten des klaren Favoriten. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man das kurzweilige Duell noch einige weitere Male veranstalten könnte und es immer nur die Frage wäre, wie hoch der Hauptstadtklub gewinnt.
Da die Aufstellungen beider Teams gegenüber dem Vortag unverändert waren, wurden exakt dieselben Matches gespielt. Einen Satz konnte sich Chantal Mantz gegen Nina Mittelham schnappen, am Ende blieb sie beim 1:3 aber weit von einem Erfolg entfernt. Am Samstag hatte die Berlinerin ebenfalls mit 3:1 gewonnen, doch die einzelnen Sätze waren wesentlich enger verlaufen. Giorgia Piccolin blieb gegen Shan Xiaona, mit deren druckvollem Penholder-Spiel sie einfach nicht zurechtkommt, genauso chancenlos wie in der ersten Partie. Katerina Tomanovska sorgte anschließend recht früh für Bingens Ehrenpunkt, was man zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen konnte. Gegen Jessica Göbel siegte die tschechische Linkshänderin diesmal sogar erstaunlich deutlich mit 11:4, 11:7 und 11:7. Tomanovskas Landsfrau Karolina Mynarova spielte gegen Britt Eerland besser mit als tags zuvor, musste am Ende aber doch wieder ein 0:3 (7:11, 11:13, 3:11) quittieren. 1:3 nach dem ersten Durchgang – der zweite sollte komplett an eastside gehen.
Chantal Mantz konnte ihren sensationellen Sieg vom Vortag gegen ihre frühere Mannschaftskollegin Shan Xiaona nicht wiederholen, auch wenn sie zwischenzeitlich mit 2:1 Sätzen vorne lag. Im fünften Durchgang hatte die Bingenerin nichts mehr zuzusetzen und Shan machte den Sack zu. Nina Mittelham erhöhte gegen Giorgia Piccolin ungefährdet auf 5:1. Britt Eerland punktete im Anschluss gegen Katerina Tomanovska, die beim 0:3 aber in den Sätzen eins und drei fast auf Augenhöhe war. Die Bingener Hoffnungen auf ein günstigeres Ergebnis ruhten am Ende noch auf Karolina Mynarova, die am Samstag nur hauchdünn gegen Jessica Göbel verloren hatte. Der erste Satz ging zwar an die 24-jährige Tschechin, doch danach stellte die 39-jährige Deutsche ihr Spiel um und hatte fortan alles im Griff. Der hohe Gästesieg war in trockenen Tüchern.
Mit den beiden Erfolgen des Wochenendes hat sich Berlin schon einmal auf Platz drei hochgearbeitet (8:4 Punkte) und sitzt nun den Teams aus Kolbermoor (9:3) und Langstadt (9:5) dicht im Nacken. Und am kommenden Sonntag wollen Mittelham und Co. zu Hause gegen Böblingen zwei weitere Zähler eintüten und zudem Revanche für die bisher einzige Saisonniederlage im Hinspiel nehmen.
Nicht ganz so rosig sieht es derzeit für die Rheinhessinnen aus, die mit 4:12 Zählern erst einmal wieder hinter den ESV Weil (4:10) auf den siebten Rang zurückgefallen sind, den – wie es aktuell aussieht – Hauptrivalen um den sechsten Play-off-Platz. Am 21.02. wird sich womöglich im direkten Duell entscheiden, zumindest vorentscheiden, wer am Ende die Nase vorn hat.
„Diesmal lief es nicht ganz so gut wie gestern“, so das Urteil von Joachim Lautebach. „Man muss aber auch die Überlegenheit der Berlinerinnen in dieser Besetzung mit drei Spielerinnen unter den TOP 50 in der Weltrangliste neidlos anerkennen.“ Bingens Vorsitzender sieht es gelassen: „Für uns kein Beinbruch, wir müssen uns in den noch ausstehenden Spielen auf die Teams konzentrieren, die mit uns auf Augenhöhe sind.“ Teammanager Frank Liesenfeld merkte an: „Die Ergebnisse sind aus meiner Sicht beide etwas zu hoch ausgefallen und spiegeln unseren Einsatz und Aufwand nicht ganz wieder. Dennoch sind wir für unsere Spiele und Ergebnisse natürlich selbst verantwortlich. Aber Berlin hat einfach sportlich eine super Truppe zusammen.“
„Meine Mannschaft hat sich heute besser präsentiert als am Samstag und einige kleinere Fehler abgestellt, sodass unser Sieg auch in dieser Höhe in Ordnung ging“, so eastside-Trainerin Irina Palina nach der Begegnung. „Insgesamt bin ich mit dem Wochenende sehr zufrieden.“
Beitragsbild oben: Nina Mittelham blieb an beiden Tagen ungeschlagen.
Text & Foto Mittelham: Dr. Stephan Roscher
Foto Tomanovska: Petra Steyer