Inzwischen ist das Ziel Hugo Calderanos, der die TTF Liebherr Ochsenhausen als Spieler nach dieser Saison verlässt, offiziell bekannt. Der 24-jährige Brasilianer, aktuelle Nummer sechs der Welt, steht kommende Saison bei Russlands Topklub Fakel Gazprom Orenburg unter Vertrag. Nach sieben Jahren Bundesliga im Ochsenhausener Dress verliert Europas Topliga damit ihren nominell stärksten Spieler.
Unter anderem auf der Webseite der TTBL wird Calderano aus seinen Social-Media-Kanälen zitiert: „Ich freue mich, meinen Wechsel zu Fakel Gazprom Orenburg bekannt geben zu dürfen, für die ich in der kommenden Saison in der Champions League spielen werde. Der Wechsel erlaubt mir, Teil eines sehr starken Teams zu sein und zugleich trotzdem ausreichend Flexibilität zu haben, mich auf das Training und die internationalen Wettbewerbe zu konzentrieren.“
Dazu noch einige Informationen und Gedanken, die man sonst eher nicht zu lesen bekommt.
Es war klar, dass Hugo Calderano, der vor zehn Tagen erklärt hatte, dass er zwar weiterhin in Ochsenhausen leben und trainieren, zumindest kommende Saison aber nicht für die Oberschwaben in der TTBL aufschlagen wird, nur zu einem absoluten europäischen Topklub wechseln würde. Von daher waren die teilweise auch hier im Forum geäußerten Spekulationen, er würde bei einem polnischen Verein unterschreiben, von vorneherein gegenstandslos. Jedem Insider war klar, dass ausschließlich Orenburg in Frage kommen würde – und das nur für ganz wenige Spiele, für die die weiter von Gazprom gut „gefütterten“ Russen sehr ordentlich bezahlen werden.
Außer einigen Champions-League-Spielen wird Calderano keine Einsätze haben. Das kommt ihm sehr entgegen, da er sich zumindest in der kommenden Saison ganz karriereorientiert im internationalen Tischtennis bewegen möchte und austesten will, ob er im Rahmen der neuen ITTF/WTT-Turnierstruktur seine Position halten oder vielleicht sogar noch steigern und entsprechend gut verdienen kann. Dazu kommt nun ein stattliches „Zubrot“ aus Orenburg. Bei der Hausnummer, um die es hier dem Vernehmen nach geht, wäre Calderano wirklich töricht gewesen, „njet“ zu sagen. Letztlich hat der Brasilianer in Orenburg unterschrieben, um dort auf dem Bogen zu stehen und drei, vier Champions-League-Partien zu bestreiten – mehr dürften es kaum werden.
Calderano wäre gerne auch als Spieler in Ochsenhausen geblieben, da er dort wesentliche Prägung erfahren hat und den TTF eng verbunden ist. Und man hätte ihn trotz seiner priorisierten internationalen Ambitionen auch gerne behalten, doch ein solcher Spieler hat schon einen erheblichen Marktwert und ist nicht aus der Portokasse zu bezahlen, auch nicht für drei, vier oder fünf Einsätze.
Zur Stabilisierung der Mannschaft wäre ohnehin ein neuer Spieler nötig gewesen, der schließlich auch adäquat entlohnt werden will. Es geht um eine potenzielle Nummer zwei hinter Topmann Simon Gauzy. Man befindet sich diesbezüglich übrigens in Verhandlungen und wird den Neuzugang, der auch zur Philosophie des Vereins passen soll, zeitnah bekannt geben.
Die Oberschwaben und Calderano haben lange gemeinsam – der Spieler war in jeder Phase mit einbezogen – überlegt, wie man das Problem lösen kann, und kamen schließlich überein, es so zu lösen wie geschehen. Man geht formal, aber nicht so ganz auseinander und alle Türen bleiben offen.
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher