Nun nimmt die 1. Bundesliga Damen wieder Fahrt auf, allmählich biegt die Punktrunde nämlich auf die Zielgerade ein. Drei interessante Partien stehen am kommenden Wochenende auf dem Programm. Im Fokus steht eindeutig das erste Duell der beiden großen Meisterschaftsfavoriten Kolbermoor und Berlin – das zweite folgt bereits eine Woche später in Frankfurt am Main. Am Sonntag gibt berlin eastside, das über das Wochenende in Oberbayern bleibt, seine Visitenkarte in Schwabhausen ab, sicher auch kein Selbstläufer. Schwabhausen kommt aus Langstadt angereist, wo man am Samstag beim Tabellenzweiten aufschlägt.
Samstag, 13.00 Uhr: SV DJK Kolbermoor – ttc berlin eastside
Schaut man sich die aktuelle Tabelle an, scheint zunächst einmal einiges für „Herausforderer“ Kolbermoor zu sprechen, der mit 13:3 Punkten auf der Spitzenposition zu finden ist, während die Berlinerinnen momentan mit 8:4 Zählern lediglich Dritter sind. Doch das kann täuschen.
eastside war zunächst voll und ganz auf die ersten beiden Wettbewerbe der Saison fokussiert, in denen es Titel zu gewinnen gab, und hat beide – in der Champions League und im nationalen Pokalwettbewerb – in die Hauptstadt geholt. Seit Beginn des Jahres 2021 konzentriert man sich voll auf die Liga und arbeitet sich Punkt für Punkt nach oben.
Im deutschen Pokalfinale am 10. Januar standen sich die beiden Erzrivalen zum ersten Schlagabtausch dieser Saison gegenüber. Am Ende hatte der ttc eastside – trotz einer überragenden Fu Yu – mit 3:2 die Nase vorn. Mittelham und Co. haben zuletzt zweimal deutlich in Bingen gewonnen (6:2 und 7:1), während sich auch Kolbermoor in guter Verfassung zeigte und zunächst in Weil klar dominierte (7:1) und am letzten Wochenende dann nach einem 6:2 gegen Bingen die Halle als Sieger verließ.
Betrachtet man die für den Samstag angekündigten Aufstellungen, könnte man den Hauptstadtklub als leicht favorisiert ansehen, doch auch das ist nicht in Stein gemeißelt, zumal sich bei einem solchen Klassiker meist beide Teams mit Herzblut hineinhängen, sodass vieles möglich scheint.
„Für uns ist es wohl das “leichteste” Spiel der laufenden Saison, da wir nicht den Druck haben, als Favorit das Spiel gewinnen zu müssen“, sagt Kolbermoors Trainer Michael Fuchs im Vorfeld des Topspiels. „Wir werden ohne Fu Yu spielen und wieder unseren jungen Spielerinnen, die sich in den letzten Wochen gut verkauft haben, einen Einsatz ermöglichen. Die Vorteile liegen deshalb sicher bei Berlin. Dennoch wollen wir uns gut verkaufen.“ Der Tischtennislehrer fügt hinzu: „Mit ist es wichtig, dass meine Spielerinnen kämpfen und ein gutes Spiel abliefern, das Ergebnis ergibt sich dann von ganz alleine.“
Berlins Manager Andreas Hain macht es kurz und bündig: „Wir werden versuchen, beide Spiele des Wochenendes zu gewinnen, denn unser Ziel ist es nach wie vor, als Erster in die Play-offs zu gehen. Dementsprechend werden wir auch mit einer starken Mannschaft antreten.“
Samstag, 15.00 Uhr: TSV Langstadt – TSV Schwabhausen
Neben der sportlichen Brisanz – Solja und Co. wollen ihre gute Position in der Tabelle behaupten – ist es auch eine Art Abschied, allerdings nur vorläufiger Natur. Es handelt sich nämlich bereits um das letzte Heimspiel der TSV-Damen in der regulären Punktrunde. Zwar müssen diese danach noch viermal an die Tische, aber ausschließlich in fremden Hallen. Erst in den Play-offs, die man gewiss erreiche wird, darf man die Langstädterinnen, die sich immer mehr als Deutschlands Nummer drei, direkt hinter Berlin und Kolbermoor, etablieren, wieder in der Eckehardt-Colmar-Halle erwarten. Im April wird dies der Fall sein und alle Beteiligten hoffen inständig darauf, dass dann endlich wieder Zuschauer das Team nach vorne puschen dürfen. Am Samstag indes wird wie immer in letzter Zeit auf dem Bogen „Zuschauer: 0“ stehen.
Die bis auf die überragende Nummer eins sehr ausgeglichenen Oberbayern sind das Überraschungsteam der Saison und waren zeitweise sogar Spitzenreiter. Dass sie sich derart gesteigert und momentan nur einen Punkt weniger als die Langstädterinnen auf dem Konto haben, ist nicht zuletzt der seit Saisonbeginn in toller Form aufspielenden Spitzenspielerin Sabine Winter geschuldet. Die 28-jährige deutsche Nationalspielerin glänzt bisher mit einer makellosen 12:0-Bilanz. Sie hatte in der Vorrunde auch gegen das Langstädter Spitzenpaarkreuz mit Petrissa Solja und Dina Meshref beide Schwabhausener Gegenpunkte beim Langstädter 6:2-Sieg verbucht. Hinter Winter schlagen die Kroatin Mateja Jeger, die weißrussische Defensivspielerin Alina Nikitchanka sowie die Ungarinnen Mercedes Nagyvaradi und Orsolya Feher auf – vier grundsolide Spielerinnen, die sich durch einen guten Team Spirit auszeichnen.
„Wir wollen uns für die Play-offs eine optimale Ausgangsposition sichern und streben daher gegen den Verfolger Schwabhausen einen Erfolg an“, lässt der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer keinen Zweifel am unbedingten Siegeswillen der TSV-Damen aufkommen. Kämmerer zufolge muss die Mannschaftsleistung passen, um die Punkte in Langstadt zu behalten: „Um den Erfolg aus dem Hinspiel zu wiederholen, muss alles optimal laufen und insbesondere im hinteren Paarkreuz müssen die TSV-Damen nach Möglichkeit die starke Vorstellung aus der Vorrunde mit vier Siegen wiederholen.“ Konkrete Angaben zur Mannschaftsaufstellung macht Kämmerer wie immer keine: „Unsere Aufstellung steht noch nicht final fest.“
„Uns erwartet ein schwieriges Wochenende. Nominell spielen wir zweimal gegen insgesamt besser besetzte Teams“, meint Schwabhausens Abteilungsleiter Helmut Pfeil. „Aber in diesen Coronazeiten ist die tatsächliche Aufstellung oft mit Fragezeichen behaftet. Trotzdem sind wir in beiden Spielen in der Außenseiterrolle. Aber wir geben unser Bestes, um uns gut präsentieren zu können.“
Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – ttc berlin eastside
Nach dem Schlagerspiel in Kolbermoor bleibt der Hauptstadtklub in Bayern und begibt sich auf den 100-Kilometer-Trip in Richtung Nordwesten nach Schwabhausen. Natürlich ist der TSV, der bisher eine sehr gute Saison spielt, eindeutig in der Außenseiterrolle, doch auch diese Partie will aus Sicht der Berlinerinnen erst einmal gewonnen werden.
Das Hinspiel im letzten September am Vortag des Pokal-Qualifikationsturniers verlief nämlich enttäuschend für den Titelverteidiger, der sich ohne Shan Xiaona mit einem Remis zufriedengeben musste – und das, obwohl Sabine Winter für den Pokal geschont wurde. Allerdings war eastside an jenem Samstag doppelt geschwächt, da Nina Mittelham angeschlagen war und ihre Matches abschenken musste. Natürlich möchte Berlin diese Scharte nun auswetzen und ein deutliches Signal aussenden, dass man den Spitzenklub nicht zweimal in einer Saison ärgern darf.
Doch es bleibt abzuwarten, wie man sich tags zuvor in Kolbermoor schlägt – es könnte schließlich ein enges, kräftezehrendes Match werden –, aber auch, wie frisch und fit die Schwabhausenerinnen aus Langstadt zurückkehren. Dies betrifft sowohl die sportliche Komponente – es könnte ja eine längere, kraftaufwändige Partie werden – als auch die Heimfahrt bei vermutlich extrem winterlichen Witterungsbedingungen, die auch erst einmal gemanagt sein will.
„Jetzt kommen wir langsam in die spannende Phase, deswegen denke ich, dass die Topfavoriten den Endspurt anlegen“, ist TSV-Trainer Alexander Yahmed überzeugt. „Somit sind unsere Positionen in beiden Spielen klar. Wir nutzen das Wochenende, um zu sehen, wo wir stehen und woran wir noch arbeiten müssen. Sollte sich eine Chance ergeben, werden wir natürlich alles tun, um sie zu nutzen.“
Sonntagsgegner eastside will bekanntlich als Erster die Punktrunde abschließen und das etwas sonderbar verlaufene Hinspiel vergessen machen. Berlins Manager Andreas Hain, der mit einem spielstarken Team in Richtung Süden reisen wird, sagt unmissverständlich: „Wir wollen beide Spiele in Bayern gewinnen und als Erster in die Play-offs gehen.“ Hain fügt hinzu: „Natürlich wollen wir mit einem Sieg Wiedergutmachung für den Punktverlust leisten. Das wird uns nur gelingen, wenn alle vom ersten Moment an voll konzentriert zur Sache gehen. Schwabhausen hat nichts zu verlieren und beim Final 4 gezeigt, wozu das Team um Sabine Winter in der Lage sein kann.“
Beitragsbild oben: Nicht zuletzt auf Nina Mittelham beruhen Berlins Hoffnungen im Spitzenspiel.
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher