Wie bereits berichtet, wechselt der deutsche Nationalkaderspieler in die TTBL. Der 20 Jahre alte Linkshänder spielte in der aktuellen Saison für den 1. FSV Mainz 05 in der 2. Bundesliga und erklimmt nun die nächste Stufe in seiner Karriere und spielt zukünftig auch in Sachen Liga erstklassig.
In der 2. Liga konnte sich Cedric Meissner eine 6:4 Bilanz erspielen, wobei alle vier Niederlagen äußerst eng mit 2:3 ausgefallen sind.
Wie groß sein Potenzial ist, bewies der gebürtige Niedersachse im Achtelfinale der Deutschen Meisterschaften 2020, als er keinen Geringeren als die Nummer 16 der Welt, Patrick Franziska, mit 4:3 besiegen konnte.
Nach seiner Vorstellung als Neuzugang beim TTC OE Bad Homburg möchten wir die Gelegenheit nutzen, einige Informationen über den jungen Nachwuchsspieler zu liefern.
Mit Tischtennis angefangen hat Meissner im Alter von 9 Jahren beim TTC Pe-La-Ka im Harz – ja, dieser Verein heißt tatsächlich so. Vorher hatte er sich ganz nach dem Vorbild seines Vaters, der u.a. mit dem VfL Wolfsburg in der 1. und 2. Fußballbundesliga gekickt hat, dem Fußball verschrieben.
Schnell kam Meissner in die Förderung des TTVN, wo er bis zu seinem 18. Lebensjahr trainierte. Anschließend zog er nach Düsseldorf um dort im DTTZ unter Profibedingungen zwei Mal täglich trainieren zu können.
Nach 3 Jahren in der 2. Bundesliga, wird der talentierte Angriffsspieler in der nächsten Saison nun erstmals in der TTBL angreifen dürfen.
Doch von seinen Anfängen in der Schüler-Kreisklasse – übrigens ungeschlagen – in der Saison 2009/2010 beim TTC Pe-La-Ka bis zum Erreichen seines ligamäßigen Karrierehöhepunktes in der Tischtennis-Bundesliga 2021/2022 beim TTC OE Bad Homburg, liegt mehr als ein Jahrzehnt harter Arbeit und die Perfektionierung jeglicher kleiner Details und Feinarbeit an Techniken und Bewegungsabläufen.
Im nachfolgenden Videomaterial sieht man, wie Cedric an seinem Rückhandtopspin arbeitet und im zweiten Clip, wie er seine Vorhand-Eröffnung gegen halblange Bälle verbessert, um mal einen Einblick in seine tägliche Trainingsarbeit zu bekommen.
Nach seiner Zeit bei seinem Heimatverein, wechselte Cedric Meissner zum TTC Grün-Weiß Hattorf, bei dem er in den Spielzeiten 2010/2011 und 2011/2012 sowohl bei der Jugend, als auch bei den Herren in der Bezirksliga spielte.
Mit wachsender Spielstärke waren Einsätze in höheren Ligen notwendig, so dass er sich zur Saison 2012/2013 Torpedo Göttingen anschloss, wo er in dieser und den nachfolgenden Spieljahren 2013/2014 und 2014/2015 Einsätze in der Verbandsliga und Oberliga hatte.
In der Saison 2015/2016 gab es eine Durchgangsstation beim MTV Eintracht Bledeln, wo er ebenfalls in der Oberliga spielte. Schon damals hatte Cedric Meissner das klare Ziel, Profispieler zu werden und sich weiter nach oben zu kämpfen. Bekanntlich gelang ihm die Erfüllung dieses Traumes und nach Abschluss der Mittleren Reife kann er sich mittlerweile voll auf Tischtennis konzentrieren.
Doch noch war es nicht soweit. Er erzielte zwar bereits zu dieser Zeit einige Achtungserfolge, wie seinen dritten Platz bei den Deutschen Schülermeisterschaften und einen Achtelfinaleinzug bei den Deutschen Jugendmeisterschaften, aber für den ganz großen Wurf reichte es noch nicht.
Den nächsten großen Sprung in seiner Karriere machte er 2016, als er zur Turn- und Sportvereinigung (TuS) Celle 92 wechselte, wo der Linkshänder im Zeitraum von der Saison 2016/2017, 2017/2018 und 2018/2019 in der 3. Bundesliga und in der 2. Bundesliga Fuß fassen konnte.
In diesem Zeitraum stellten sich nach und nach die großen Erfolge auf nationaler Ebene ein und Meissner trat auch international immer mehr in Erscheinung. Während 2016 und 2017 bei den Deutschen Jugendmeisterschaften noch im Viertelfinale Schluss war, konnte er sich 2018 in Berlin die Krone aufsetzen.
Cedric Meissner Deutscher Jugendmeister 2018!
Zusätzlich zu seinem Einzeltitel wurde er auch noch Deutscher Vizemeister im Doppel.
Parallel erzielte er auch international tolle Erfolge. 2017 nahm er an den Jugend-Weltmeisterschaften in Riva del Garda (ITA) teil. Und bei den kontinentalen Titelkämpfen im selben Jahr in Guimaraes (POR) war es sogar deutlich mehr als nur eine Teilnahme: Mit seinem schwedischen Doppelpartner Simon Soderlund gewann er die Silbermedaille und mit dem deutschen Nationalteam wurde es sogar Gold und somit konnte man als Mannschafts-Europameister 2017 mehr als zufrieden die Heimreise antreten.
Diesen Titel konnte das deutsche Team ein Jahr später zwar nicht verteidigen, im rumänischen Cluj-Napoca sprang am Ende nur Bronze raus. Doch eine höhere Bedeutung dürfte für Meissner sicherlich gehabt haben, dass er sich durch seinen ersten Platz beim Welt-Qualifikationsturnier „Road to Buenos Aires“ in Markham (CAN) für die Youth Olympic Games in Argentinien qualifizieren konnte.
Das war eine Qualifikation praktisch in letzter Minute, nachdem er vorher beim Qualifikationsturnier in Tunesien im Viertelfinale gescheitert war.
Neben der Teilnahme an den YOG in Buenos Aires stand 2018 eine weitere große Reise an, denn Meissner nahm an den Jugend-Weltmeisterschaften in Australien teil, die dort in Bendigo ausgetragen wurden.
Das Jahr 2018 wurde auch durch die Titelgewinne im U18-Doppel und dem U18-Mannschaftswettbewerb bei den Slovak Open abgerundet.
Der junge Nationalspieler, der am 13.07.2000 in Herzberg am Harz geboren wurde, ist natürlich seinen Wurzeln verbunden, jedoch war es Teil der weiteren Karriereplanung, dass er Ende 2018 nach Düsseldorf umzog, um im Deutschen TT-Zentrum DTTZ zu trainieren. Aber natürlich genießt er auch nach wie vor so oft wie möglich Besuche in seiner Heimat.
In den Jahren 2019 und 2020 galt es international vor allem viel Erfahrung zu sammeln. Diese Gelegenheit bekam Cedric Meissner durch zahlreiche Teilnahmen an der ITTF World Tour und Challenge Turnieren. In dieser Zeit nahm er an Turnieren in Portugal, Spanien, Serbien, Bulgarien, Tschechien, Schweden, Polen, Weißrussland und natürlich den German Open teil.
Darüber hinaus war er auch bei der U21 Europameisterschaft im kroatischen Varazdin im Einsatz.
Nach seinem Wechsel zum 1. FSV Mainz 05 spielte Meissner in der Saison 2019/2020 und in der abgebrochenen Saison 2020/2021 ebenfalls in der 2. Bundesliga.
In den Fokus des TTC OE Bad Homburg rückte er nicht zuletzt, weil diese nach dem angekündigten Abgang von Lev Katsman speziell auf der Suche nach einem Linkshänder waren. Der 20-jährige Meissner wird die Lücke schließen, die Katsman und der ebenfalls wechselnde Maksim Grebnev hinterlassen werden. Fun Fact am Rande: Ausgerechnet „Vorgänger“ Grebnev war sein Gegner bei den Italian Junior Open, genannt von Meissner auf die Frage, welches das bislang schwierigste Spiel in seiner Karriere war.
TTC OE Bad Homburg und Trainerlegende Helmut Hampl setzen auf junge deutsche Talente
Mit seinem Wechsel zum TTC OE Bad Homburg schließen sich gleich mehrere Kreise. Zum einen verfolgte der hessische Club von Beginn an das Ziel, insbesondere mit jungen deutschen Talenten nach oben zu kommen und nur aufgrund der Tatsache, dass diese dünn gesät sind, wurden in jüngerer Vergangenheit verstärkt Nachwuchsspieler aus dem Ausland eingesetzt. Mit den Wechseln von Cedric Meissner und Benno Oehme zum TTC OE Bad Homburg gelang nun gleich die Verpflichtung von zwei jungen deutschen Perspektivspielern.
Zum anderen gibt es ein Wiedersehen mit Helmut Hampl, denn der Erfolgscoach, der bis vor kurzem noch Cheftrainer im DTTZ war und dabei insbesondere für den DTTB U23 Anschlusskader zuständig war – eben jenem Nachwuchskader, dem sowohl Meissner, als auch Oehme angehören, ist auch beim TTC OE Bad Homburg involviert.
Nachdem Helmut Hampl zukünftig das Amt des Sportvorstandes beim TTC OE Bad Homburg inne hat und bereits vorher für den hessischen Club hinter den Kulissen tätig war, lag ein Wechsel der beiden Perspektivspieler letztendlich nahe.
Im Jahr 2020 zeigte Cedric Meissner, der sowohl in Deutschland zu den besten 25 Herrenspielern gehört, als auch weltweit zu den besten 25 Spielern im U21-Bereich, dass er auch international den meisten Spielern in den TOP100 der Weltrangliste gefährlich werden kann, obwohl er selber aktuell „nur“ auf Platz 244 der WRL gelistet ist. Diese Position ist gleichzeitig seine bisher höchste Weltranglistenotierung, aber sicherlich nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach oben. Seine Entwicklung ist beachtlich, immerhin war er vor zwei Jahren im März 2019 noch auf Platz 769 im globalen Ranking.
Sensation gegen Patrick Franziska – Ausrufezeichen gegen Belgiens Cedric Nuytinck
Sein Potential zeigte Cedric Meissner bei seinem sensationellen Sieg über Patrick Franziska im Achtelfinale bei den Deutschen Meisterschaften 2020. Gegen den damaligen Weltranglistenvierzehnten ließ sich Meissner auch nicht aus der Ruhe bringen, als der Olympia-Kaderspieler Franziska eine 3:1 Führung des DTTB U23 Kaderspielers egalisieren konnte und selbst als Franziska im Entscheidungssatz bei einer 10:7 Führung Meissners zwei Matchbälle abwehren konnte, verlor der Nachwuchsmann nicht die Nerven und gewann mit 11:9 Satz und Spiel.
Meissner sagte nach seinem geglückten Viertelfinaleinzug, dass Franziska natürlich grundsätzlich der bessere Spieler ist und er vorher davon ausging, dass er nicht einmal eines von zehn Spielen gegen ihn gewinnen könnte. Er ging mit Respekt in das Spiel, aber ohne Angst vor dem großen Namen und eigentlich spürte er erst nach dem Spiel eine gewisse Nervosität.
Dass dieser Sieg gegen Patrick Franziska keine Eintagsfliege war, bewies Cedric Meissner wenig später bei seinem Sieg gegen Namensvetter Cedric Nuytinck, hier im Video zu sehen. Der belgische Nationalspieler, der sich in den letzten zwölf Monaten in der Weltrangliste immer zwischen Platz 39 und 72 bewegte, spielt in der European Champions League für den GV Hennebont TT und war somit ein echter Gradmesser, auch wenn das Düsseldorf Masters natürlich in der Coronazeit eine andere Wertigkeit hatte, als beispielsweise die ITTF oder ETTU Events.
Jedenfalls darf man gespannt sein, wie sich Cedric Meissner bei seinem neuen Club im Hochtaunus in der TTBL schlagen wird. Wenn er auch hier keine Angst vor großen Namen hat, ihm weiterhin die Nervosität keinen Streich spielt und er das abrufen kann, was er bereits jetzt kann, dann wird er vielleicht schon in seiner Premierensaison für das ein oder andere Ausrufezeichen sorgen.
Text & Fotos: Johannes Gohlke