So, 22. Dezember 2024
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40 Jahre und schon ganz schön weise: Gedanken zum runden Geburtstag Timo Bolls

Am heutigen 8. März feiert Ausnahmespieler Timo Boll seinen 40. Geburtstag. Viel wurde nicht allein anlässlich seines Ehrentages über ihn geschrieben, wir wollen es an dieser Stelle nicht wiederholen und schon gar nicht im Wikipedia-Stil seine Titel und Erfolge auflisten. Uns geht es mehr darum, das Geburtstagskind als außergewöhnliche Spielerpersönlichkeit und als Menschen von Format und Charakter zu würdigen.

Sportliche Highlights und Superlative

Natürlich müssen wir dennoch in knapper Form einige Highlights erwähnen. Als da wären sage und schreibe 19 Titel bei Europameisterschaften, drei olympische Medaillen, acht Mal Edelmetall bei Weltmeisterschaften, ferner Siege bei den Grand Finals der Pro Tour/World Tour, beim World Cup oder beim Europe Top 12/Top 16. Oder der Sieg bei den European Games 2019, mit dem er sich als erster Sportler überhaupt für die Olympischen Spiele in Tokio qualifizierte, jene Spiele, auf die er bis heute warten muss.

Timo Boll bei seinem gefürchteten Vorhandtopspin.

Nicht weniger als 13 Mal stand er als Deutscher Einzelmeister ganz oben auf dem Treppchen, ebenso eine Rekordmarke wie seine bislang 26 Titelgewinne mit der Düsseldorfer Borussia. Unbedingt erwähnenswert sind auch die beiden Champions-League-Siege, die er mit dem TTV Gönnern unter seinem langjährigen Trainer und Förderer Helmut Hampl einfuhr und die damals – in den Jahren 2005 und 2006 – weit sensationeller waren, als wenn heute Düsseldorf die Königsklasse gewinnt. Das waren Highlights, die selbst einen alten Recken wie Helmut Hampl zu Tränen rührten – und Timo Boll stand im Fokus und war der gefeierte Held.

Timo Boll musste schon viele Sekt- und Bierduschen über sich ergehen lassen.

Der aus dem pittoresken Odenwaldstädtchen Erbach stammende Ausnahmekönner wurde bereits mit 21 Jahren die Nummer eins der Welt und stand später mit 29 erneut an der Spitze des internationalen Rankings, um als 37-jähriger als älteste Nummer eins aller Zeiten nochmals dorthin zurückzukehren.

Seinen „Ritterschlag“ und die wohl größte Anerkennung seiner Karriere erhielt Boll 2016, als er als Fahnenträger das deutsche Olympiateam in Rio anführen durfte – eine Auszeichnung, die nicht nur dem außergewöhnlichen Sportler Timo Boll, sondern auch seiner Persönlichkeit und Ausstrahlung galt.

Timo Boll bei der Einkleidung für Olympia 2012 in London. Vier Jahre später in Rio durfte er die deutsche Fahne tragen.

Mister Fairplay

Boll ist ohne Frage Deutschlands bester Tischtennisspieler aller Zeiten und hat zwei Jahrzehnte unseren Sport nicht nur in Deutschland geprägt. Zudem ist er für Generationen junger Tischtennisspieler zum Idol geworden und hat dem in den Medien oft stiefmütterlich behandelten Tischtennissport Rückenwind verschafft. Seine sportlichen Erfolge, seine Fairness und seine außergewöhnliche Persönlichkeit „im Paket“ sind seine Visitenkarte. Sein Fairplay wurde legendär, als er 2005 bei der WM in China in seinem heftig umkämpften Achtelfinale gegen Liu Guozheng bei eigenen Matchball nach einem Rückschlag seines Gegners eine von den Schiedsrichtern nicht bemerkte Tischberührung des Balles angezeigt hatte. Er verlor das Spiel, gewann aber ganz viele Sympathien, nicht zuletzt im Reich der Mitte.

Timo Boll mit Jörg Roßkopf direkt nach dem Gewinn des Mannschaftstitels bei der EM in Belgrad 2007.

„Geerdeter“ Weltstar ohne Allüren

Wir möchten noch einige Gedanken formulieren, die uns zu dem auch als Weltstar stets bodenständig gebliebenen Odenwälder in den Sinn kommen, der nicht nur als grandioser Spieler, sondern auch als charakterstarker Mensch als Vorbild dienen kann. Einen derart „geerdeten“ Topstar mit so viel Bodenhaftung und ganz ohne Allüren muss man in sämtlichen Sportarten erst einmal finden. Der auch in China so beliebte, als Gegner aber auch gefürchtete Hesse ist in seiner angenehmen Bescheidenheit eigentlich der Gegenentwurf zu 19-jährigen Fußball-Jungprofis, die im Zweit-Maserati auf den Trainingsplatz vorfahren und sich für ganz tolle Kerle halten, obwohl sie im Leben außer dem bisschen Kickerei noch nichts geleistet haben.

Timo Boll freut sich mit den Düsseldorfer Fans über den Pokalsieg 2018.

Unbändige Lust auf Tischtennis beim beliebtesten Spieler der Welt

Ans Aufhören denkt Boll noch längst nicht. „Ich spiele noch zu gerne“, sagt er und man nimmt ihm das sofort ab und spürt, dass es ehrlich gemeint ist – auch wenn er fast alles erlebt hat, was ein Tischtennisspieler erleben kann. Doch Timo liebt und lebt Tischtennis. Natürlich will er gewinnen, wenn er am Tisch steht – ohne den Ehrgeiz, ganz oben stehen zu wollen, kann man Toptischtennis schließlich nicht betreiben und stößt schon gar nicht in die höchsten Regionen vor. Doch es ist kein verbissener, verkrampfter Ehrgeiz, der ihn auszeichnet, sondern ein gönnender Ehrgeiz, der auch dem Gegner gerecht wird und dessen Leistungen ohne Umschweife anerkennt. Manchmal hat man sogar dem Eindruck, dass sich Boll, dessen Fairness eben nicht bloß eine Floskel ist, ein Stück weit mitfreuen kann, wenn ein Kontrahent gegen ihn über sich hinauswächst und am Ende den „Maestro“ besiegt. Und auch denen, denen er klar überlegen ist, begegnet er immer mit Respekt.

Hans Wilhelm Gäb freut sich mit Timo Boll über den Gewinn des Mannschaftstitels bei der EM 2009 in Stuttgart.

Bolls großer Förderer und Mentor, DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb, formuliert, was viele denken. „Nach zwanzig Jahren in der absoluten Weltklasse darf Timo als der bekannteste und beliebteste Tischtennisspieler der Welt angesehen werden“, so Gäb. „Er hat sich diesen Ruf erworben durch die Beständigkeit seiner Leistungen, durch sein Fairplay in Sieg und Niederlage und schließlich durch seine Freundlichkeit und seinen Respekt im Umgang mit Menschen aller Kontinente.“

Die Redaktion von TT-NEWS wünscht Timo Boll von Herzen alles Gute, weitere tolle Erfolge am Tisch sowie die Titel, die noch in seiner Sammlung fehlen. Wir rufen ihm zu: Timo, bleib wie Du bist, dann machst Du alles richtig! Und wer sagt denn, dass man Top-Chinesen nicht auch noch mit 40, 42 oder vielleicht sogar 45 schlagen kann!

Text & Fotos (7): Dr. Stephan Roscher

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