Mo, 23. September 2024
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OLYMPIA QUALIFIKATION: Vier Damen-Olympiatickets vergeben – Jancarik in Galaform

Beim Olympia-Qualifikationsturnier in Doha, wo bis einschließlich Mittwoch 73 Spieler und 60 Spielerinnen um insgesamt maximal neun Plätze für die Olympischen Sommerspiele in Tokio kämpfen, sind am Montag die ersten Entscheidungen gefallen. Bei den Herren wurden in Stage 1 jeweils zwei weitere Runden gespielt, sodass die Finalpaarungen für den Dienstag feststehen. Mit dabei ist der künftige Bad Homburger Lubomir Jancarik, der zwei starke Leistungen ablieferte und nun die Chance hat, durch einen weiteren Sieg sein Olympia-Ticket zu lösen. Bei den Damen fanden sogar bereits die Endspiele der vier „Spots“ statt, somit sind die ersten vier Olympiatickets vergeben.

Eerland, Bergström, Mikhailova und Yang fahren nach Tokio

Beginnen wir diesmal mit den Damen der Schöpfung: Britt Eerland (Niederlande/ttc berlin eastside), Linda Bergström (Schweden), Polina Mikhailova (Russland) und Yang Xiaoxin (Monaco) durften jubeln. Dieses Quartett gewann die vier Finals in Stage 1 und fährt im Juli nach Tokio – so Gott will und die Spiele diesmal tatsächlich stattfinden.

Britt Eerland mit erwartetem Erfolg

Eerland (Platz 27) ist die im ITTF-Ranking am höchsten gelistete Spielerin, die das begehrte Ticket lösen konnte. Die derzeit erfolgreichste Spielerin des Bundesliga-Spitzenreiters (Bilanz 17:1) hatte ein durchwachsenes Halbfinale, wo sie gegen die krasse Außenseiterin Paulina Vega (Chile) über die volle Distanz von sieben Sätzen gehen musste. Im Endspiel agierte sie dann aber souverän und überließ der Spanierin Galia Dvorak (WRL 77), die zuvor die 16-jährige Französin Prithika Pavade (WRL 396) in sieben Durchgängen besiegt hatte, keinen Satz, auch wenn das Match phasenweise schon umkämpft war: 11:5, 12:10, 12:10, 11:7.

Abwehrspielerinnen in den Feldern 2 und 3 erfolgreich

In der 2. K.o.-Runde von Stage 1 setzte sich durchaus überraschend die schwedische Defensivspielerin Linda Bergström (WRL 80) durch, die im Finale mit der Ukrainerin Margaryta Pesotska (WRL 32) die topgesetzte Spielerin schlagen konnte. 4:1 (11:7, 13:11, 9:11, 11:7, 11:9) hieß es am Ende zugunsten der extrem sicher abwehrenden Skandinavierin.  

Auch in Spot 3 konnte sich eine Defensivspielerin durchsetzen. Die Russin Polina Mikhailova (WRL 46), die auch schon in Berlin unter Vertrag stand triumphierte im Endspiel in sechs Sätzen über die Thailänderin Suthasini Sawettabut (WRL 41), die im Halbfinale der Ex-Driburgerin Sarah de Nutte mit 4:0 das Nachsehen gab.

Happyend für Yang Xiaoxin gegen starke Maria Xiao

Langnoppenkünstlerin Yang Xiaoxin (WRL 44) siegte wie erwartet in der 4. K.o.-Gruppe – doch im Finale machte ihr die spanische Linkshänderin Maria Xiao (WRL 72) das Leben richtig schwer. Yang, die mit ihrem Noppenbelag auf der Rückhand ungewöhnlich offensiv spielt, musste beim 14:12, 8:11, 4:11, 11:7, 11:3, 9:11, 12:10 alles geben und hatte einige bange Momente zu überstehen, bis ihr Sieg in trockenen Tüchern war. Im Halbfinale hatte Yang im Langnoppen-Duell die Inderin Manika Batra mit 4:1 besiegt, während Xiao die Russin Yana Noskova mit 4:2 schlagen konnte.

Yang Xiaoxin, hier ihr Langnoppenbelag gut zu erkennen, musste im Finale zittern, löste dann aber doch ihr Olympiaticket.

Die vier unterlegenen Finalistinnen beginnen am Dienstag mit ihrer K.o.-Runde und duellieren sich in den Halbfinals. Tags darauf steigt das Endspiel, dessen Siegerin das fünfte Olympiaticket löst. Am Dienstag stehen sich gegenüber: Galia Dovorak und Maria Xiao (beide Spanien) sowie Suthasini Sawettabut (Thailand) und Margaryta Pesotska (Ukraine).

Herren-Turnier: Finalpaarungen stehen fest

Komplizierter ist es bei den Herren: Mehr Bewerber, weniger Plätze, nämlich drei, eventuell auch vier. Mit Sicherheit jedenfalls fahren die drei Gewinner der K.-o.-Runden von Stage 1 nach Japan. Und da stehen uns am Dienstag rassige, kampfbetonte Endspiel-Duelle bevor – wer einmal bei einer Olympia-Quali zugegen war weiß, wie dort um jeden Punkt gefightet wird, gerade wenn es in die entscheidende Phase geht. Bei Olympischen Spielen aufzuschlagen, ist und bleibt eben für sehr viele Tischtennisprofis das Größte überhaupt.

Die drei Finalpaarungen lauten: Lubomir Jancarik (Tschechische Republik) – Kou Lei (Ukraine), Florent Lambiet (Belgien) – Bence Majoros (Ungarn) sowie Panagiotis Gionis (Griechenland) – Wang Yang (Slowakei). Drei dieser sechs Akteure lösen das Ticket und dürfen sich glücklich und zufrieden aus Katar verabschieden, die übrigen drei fahren noch nicht nach Hause, sondern spielen gemeinsam mit den unterlegenen Halbfinalisten den möglichen vierten Olympia-Startplatz aus.

Jancarik will den ganz großen Coup

Der baumlange Tscheche Lubomir Jancarik, der vom Post SV Mühlhausen zum TTC OE Bad Homburg wechselt, ist der Spieler der Stunde im ersten K.o.-Feld. Nach Kirill Gerassimenko (4:2) am Sonntag, konnte Jancarik am Montag auch Bergneustadts Alvaro Robles sowie den Weltranglisten-15. Liam Pitchford besiegen – wie gehabt stets in sechs Sätzen. Pitchford hatte übrigens im Viertelfinale im Duell der Ex-Ochsenhausener Jakub Dyjas knapp geschlagen (4:3). Ob Jancarik die Power und Nervenstärke besitzt, im Finale gegen den Ex-Grenzauer Kou Lei ein weiteres und letztes 4:2 folgen zu lassen? Der in China geborene Ukrainer hatte sich im Halbfinale gegen den Italiener Niagol Stoyanov behauptet (4:1).

Überraschungsfinale Lambiet vs. Majoros

In Spot 2 kommt es zu einem ziemlich überraschenden Finale. Die beiden Außenseiter der Vorschlussrunde hatten in ihren Matches die Nase vorn: Der rotblonde Belgier Florent Lambiet, der in der TTBL bei Werder Bremen (2017-19) nicht so der Überflieger war, konnte das packende Siebensatz-Duell gegen den Neu-Ulmer Mazunov-Schützling Vladimir Sidorenko zu seinen Gunsten entscheiden. Und Bence Majoros, dessen Bundesligabilanz in Bad Königshofen, wo er bis vor zwei Jahren unter Vertrag stand, alles andere als erbaulich war, schaffte es, Mühlhausens Vizeeuropameister Ovidiu Ionescu, der zuvor seinen Teamkollegen Daniel Habesohn ganz knapp geschlagen hatte, nach einem 1:3-Satzrückstand noch zu besiegen.

Bence Majoros lieferte auch im Bad Königshofener Dress spektakuläre Spiele ab, konnte aber zu selten gewinnen. Inzwischen scheint er auch taktisch weiter zu sein.

Defensivduell im Finale

Kommen wir zur dritten und letzten Staffel in Stage 1: Im Viertelfinale konnte Kirill Skachkov, der einen Sahnetag erwischt hatte, überraschend den Weltranglisten-24. Robert Gardos ohne Satzverlust ausschalten (11:7, 11:7, 12:10, 11:8), später im Halbfinale gegen Panagiotis Gionis war der 1,90 Meter große Russe nahe dran, der sich schließlich mit 8:11 im 7. Satz geschlagen geben musste. Der Finalgegner von Gionis heißt Wang Yang. Der überaus emotional agierende Abwehrspieler, vor Jahren in Frickenhausen aktiv, gewann sein Halbfinalmatch gegen den Ungarn Adam Szudi mit 4:2. Im Viertelfinale hatte sich Wang beim 4:3 gegen den Penholder-Spanier Jesus Cantero mächtig gequält, Szudi hatte den Weißrussen Aliaksandr Khanin in sechs Sätzen in Schach gehalten. Somit kommt es am Dienstag zu einem Finalduell zweier Defensivspezialisten, bei dem durchaus auch die Zeitspiel-Regelung zu ihrem Recht kommen könnte. Allerdings können sowohl Gionis als auch Wang natürlich schon angreifen, und das nicht bloß, wenn es unbedingt gefordert ist.  

Ergebnisse Olympia Qualifikation

OLYMPIA QUALIFIKATION: Drittes Turnier in Doha in vollem Gange

Beitragsbild oben: Ein Sieg trennt Lubomir Jancarik noch vom Tokio-Ticket.

Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher

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