Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben im ersten Play-off-Halbfinale in Saarbrücken eine unglückliche 2:3-Niederlage kassiert. Die Oberschwaben lagen mit 2:0 vorne und hatten diverse Chancen, den Sack zuzumachen, konnten aber keine nutzen, sodass die Saarländer das Match noch drehten. Somit lastet im Rückspiel am Samstag in Ochsenhausen immenser Druck auf den TTF, die nun unter Zugzwang stehen und gewinnen müssen, um ein drittes Spiel, das am Montag in Saarbrücken stattfinden würde, zu erzwingen. Der FCS braucht nur noch einen Sieg, Ochsenhausen dagegen noch zwei Erfolge, um ins Endspiel gegen die bereits souverän qualifizierte Düsseldorfer Borussia einzuziehen.
Dabei hatte das Gästeteam ganz souverän begonnen und war schnell mit 2:0 in Führung gegangen. Simon Gauzy hatte dem Slowenen Darko Jorgic beim 11:8, 11:5, 11:6 ebenso wenig eine Chance gelassen wie danach Hugo Calderano dem Chinesen Shang Kun, dem er mit 12:10, 11:4 und 11:7 das Nachsehen gab.
Es roch zur Pause nach einem glasklaren Sieg der Oberschwaben, doch die konnten in keinem der nachfolgenden drei engen Matches den Sack zumachen – alle gingen sehr knapp an Saarbrücken. 12:9 Sätze für Ochsenhausen und dennoch eine Niederlage – so etwas kommt eher selten vor. Der einzige Vorwurf, den man den Ochsenhausener Spielern machen könnte, wäre, dass sie im entscheidenden Moment nicht kaltschnäuzig genug waren, wobei die Saarbrücker immense Nervenstärke zeigten.
Hugo Calderano hätte eigentlich in seinem zweiten Einzel gegen Darko Jorgic alles klarmachen sollen, doch am Ende stand eine knappe Fünfsatz-Niederlage des Brasilianers auf dem Bogen, der seine zwei Sätze klar gewann und die anderen alle mit jeweils zwei Punkten Differenz verlor. Der 18-jährige Samuel Kulczycki hatte zuvor eine Klasseleistung gegen den Weltranglisten-16. Patrick Franziska gezeigt und – nach zwei vergebenen Matchbällen – mit 12:14 im Entscheidungssatz verloren. Hätte er einen davon verwertet, wäre die Partie 3:0 für Ochsenhausen ausgegangen. 35 Minuten später versiebte Calderano gegen Jorgic den dritten Matchball seines Teams zu einem 3:1-Auswärtserfolg.
So kam es zum abschließenden Doppel, in dem das Ochsenhauser Duo Simon Gauzy/Samuel Kulczycki zweimal nach Sätzen in Führung ging und am Ende ein knappes und bitteres 2:3 quittieren musste, sodass nach einem erbittertem Kampf von drei Stunden und zehn Minuten die Saarbrücker jubeln durften, die dreimal der drohenden Niederlage von der Schippe gesprungen waren.
„Es war ein verrücktes Spiel. Wir lagen zunächst deutlich hinten, Gauzy und Calderano haben fantastisch und fast fehlerfrei gespielt“, sagte Saarbrückens Darko Jorgic nach der Partie. „Aber Patrick Franziska hat uns zurückgebracht, und es hat zum Glück noch mit dem Sieg geklappt. Jetzt freuen wir uns auf Samstag – es wird sicherlich erneut schwer, aber wir hoffen auf einen weiteren Erfolg.“
„Natürlich verdient die kämpferische Leistung und die Nervenstärke von Saarbrücken Respekt“, so TTF-Präsident Kristijan Pejinovic, „doch wir hatten viele Chancen, den Sack zuzumachen. Das war schon bitter, aber das ist Tischtennis.“ Pejinovic weiter: „Die Mannschaft war am Anfang genau auf den Punkt voll da und hat dann trotz guter Leistungen recht unglücklich verloren. Insgesamt drei Matchbälle zum Sieg haben wir vergeben, die schmerzen nun schon, doch ich kann keinem einen Vorwurf machen.“ Wem denn auch: „Samuel hat gegen Patrick Franziska prima gespielt und auch unser Doppel mit Simon und Samuel hat stark gespielt und der gefährlichen Saarbrücker Rechts-Links-Kombination Franziska/Shang Kun das Leben schwer gemacht, doch es hat leider nicht gereicht. Jetzt lastet ganz schön viel Druck auf unseren Schultern im Rückspiel am Samstag.“
Fu Yong sah zwei gleichwertige Teams: „Beide Mannschaften haben eine Top-Leistung gezeigt“, so der TTF-Cheftrainer. „Es ist sehr schade, dass es nicht mit dem Sieg geklappt hat, zu dem wir mehrere gute Chancen hatten. Aber es ist noch nicht vorbei, am Samstag werden wir im Heimspiel alles geben und vielleicht klappt es ja dann. Wir können es schaffen, ein drittes Spiel zu erzwingen, wenn die Jungs eine ähnlich gute Leistung wie heute abrufen und wieder mit ganz viel Kampfgeist auftreten.“
1. FC Saarbrücken TT – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2
Darko Jorgic – Simon Gauzy 0:3 (8:11, 5:11, 6:11)
Shang Kun – Hugo Calderano 0:3 (10:12, 4:11, 7:11)
Patrick Franziska – Samuel Kulczycki 3:2 (11:5, 11:5, 7:11. 11:13, 14:12)
Darko Jorgic – Hugo Calderano 3:2 (6:11, 12:10, 2:11, 12:10, 11:9)
Franziska/Kun – Gauzy/Kulczycki 3:2 (8:11, 11:9, 7:11, 11:6, 11:9)
Play-off-Termine
08.04.2021 19.00 Uhr: 1. FC Saarbrücken TT – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2
10.04.2021 19:00 Uhr: TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT
12.04.2021 19:00 Uhr: 1. FC Saarbrücken TT – TTF Liebherr Ochsenhausen
(falls eine dritte Partie nötig ist).
Beitragsbild oben: Darko Jorgic holte den wichtigen Punk gegen den Weltranglistensiebten Hugo Calderano.
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher