Eine neue Erfahrung für Kay Stumper: Erstmals flog der 18-Jährige alleine zu einem internationalen Turnier – ohne Betreuer zum WTT Star Contender nach Tunis. „Bislang war ich immer mit Trainern unterwegs. In Hongkong, wo ich einmal alleine angetreten bin, haben mich meine Eltern betreut. Ganz ohne Coach anzutreten ist aber etwas komplett Neues für mich,“ sagte der Deutsche, nachdem er in Tunis angekommen war.
Nach seinem dritten Platz beim WTT Contender in Portugal, bei dem neben ihm auch 13 andere deutsche Nachwuchsasse angetreten waren, wollte Stumper nun erneut beweisen, dass er zur europäischen Spitze gehört und dabei natürlich auch wichtige Weltranglistenpunkte sammeln.
Starkes Teilnehmerfeld
Neben Stumper gingen auch der Kroate Ivor Ban, der Belgier Adrien Rassenfosse und die Russen Vladimir Sidorenko und Maksim Grebnev als Titelanwärter ins Turnier.
„Die Russen sind die gefährlichsten Konkurrenten, aber auch die beiden anderen sind stark. Ich hoffe, ich kann in Tunis meine Setzung erfüllen. Alles darüber hinaus wäre sehr gut! Meine Form im Training ist recht gut, auch wenn es noch besser geht“, sagte der DTTB-Kaderspieler noch vor dem Turnier.
Seine Setzung – Stumper war an drei gesetzt – konnte der TTBL-Spieler ohne Probleme erfüllen.
Einen Satz gab er in der Vorrunde ab, zwei glatte 3:0 Siege erspielte sich Angriffsspieler im Achtel- und Viertelfinale.
Setzung bestätigt – also Ziel erreicht? Ja, aber da ging noch mehr!
Gegen den topgesetzten Ivor Ban kämpfte sich der Sieger des ETTU Youth Top10-Turnier in den Entscheidungssatz und gewann diesen deutlich.
Im Finale traf der Neu-Ulmer, sicherlich auch zu seiner eigenen Überraschung, nicht auf seinen Mannschaftskameraden Vladimir Sidorenko, der sich im Viertelfinale knapp gegen Landsmann Grebnev durchgesetzt hatte sondern auf Adrien Rassenfosse. Der Belgier gewann im Halbfinale überraschend mit 14:12 im Entscheidungssatz gegen den U21- Europameister aus Russland.
Kurzer Schock im Finale
Rassenfosse, der sich in der französischen Pro A in der abgelaufenen Saison eine 2:6 Bilanz erspielen konnte, fand nur schleppend ins Endspiel herein und verlor den 1. Satz.
Den zweiten Satz hatte er schon auf dem Schläger: Doch nach eigenen Satzbällen gab er diesen noch in der Verlängerung aus der Hand. Auch der weitere Verlauf war enorm ausgeglichen: Stumper lag gegen den ein Jahr jüngeren Rechtshänder in Satz drei bereits mit 7:10 hinten, glich dann zum 10:10 aus, ehe Rassenfosse diesen Satz dann doch noch mit 12:10 für sich entschied.
Dann ein plötzlicher Stopp: Das Spiel musste zwangsunterbrochen werden. Was war passiert? Ein Teil der Beleuchtung versagte, sodass einige Minuten vergingen, ehe das volle Licht wieder zurückkam und das Finale fortgeführt werden konnte. Kay Stumper blieb cool und gewann am Ende mit 11:7 den 4. Satz zum 3:1 Gesamtsieg.
Neben der starken spielerischen Leistung war sicherlich auch die Auslosung für den Turniersieg ein Faktor. Aber: In der Form, in der sich der Deutsche in Tunesien präsentierte, hätte er sicherlich auch gegen die gefährlichen Russen bestehen können.
Auf die Nachfrage, ob es ihn denn störte ohne Coach zu spielen, meinte Stumper nach dem Turnier mit einem Lächeln auf den Lippen: „Wie man an dem Ergebnis sieht, hat es mir nichts ausgemacht.“
Weiter geht es für Stumper und auch für viele andere deutsche Nachwuchshoffnungen beim WTT Contender in Tschechien vom 07. – 13.06.2021.
Text: Johannes Gohlke
Bild: courtesy by the ITTF