Vor dem Jahreshighlight Olympia steht für die europäischen Topstars noch eine echte Generalprobe an: Vom 22. bis zum 27. Juni werden im polnischen Warschau die neuen Europameister in den Individualkonkurrenzen ausgespielt. Ursprünglich angesetzt war das Turnier für 2020, doch die Corona-Pandemie verhinderte die geplante Austragung. Nun ist es soweit: Am gestrigen 29. Mai sind die Meldungen veröffentlicht worden – mit der ein oder anderen Überraschung.
Dang Qiu nur im Doppel und Mixed
Deutschland setzt in den Einzelkonkurrenzen auf seine Olympiastarter – Boll, Ovtcharov, Franziska bei den Herren sowie Han, Solja und Shan bei den Damen. Hinzu kommen die Ersatzspieler für Tokio, Benedikt Duda und Nina Mittelham, die ebenfalls in Warschau ihr Glück versuchen werden. Spannend jedoch die Nominierung des fünften und letzten Platzes: Bundestrainer Jörg Roßkopf lässt Ruwen Filus in Polen auflaufen, der zwar ein überragendes Star Contender in Katar spielte aber in der TTBL eine sehr schwierige Saison durchzustehen hatte. Nicht berücksichtigt im Einzel sind somit Dang Qiu und Ricardo Walther, welche in letzter Zeit durchaus ansprechende Leistungen zeigten. Qiu wird jedoch trotzdem in den Nachbarstaat reisen: Im Doppel und Mixed wird der Neu-Düsseldorfer die deutschen Farben vertreten. Bei den Damen konnte Sabine Winter das fünfte Ticket ergattern und sich somit gegen Wan Yuan und Chantal Mantz durchsetzen. Nach ihrer durch das Ablegen der Abiturprüfung bedingten Pause konnte Winter in der 1. Bundesliga mit einer überragenden Bilanz überzeugen. Ihre Berücksichtigung für Warschau ist daher folgerichtig.
Der Blick in die weiteren europäischen Länder zeigt: Die Nationaltrainer vertrauen auf ihre Olympiaformationen, die EM wird umgekämpft sein – mit vielen Spielern in Topform. Kleinere Überraschungen gibt es in den Teams aus Polen und Rumänien: Während Polen auf den 2006 geborenen Milosz Redzimski setzt, fehlt im Aufgebot der Rumänen der Name Cristian Pleteas. Die Begründung? Bisher noch unklar, aber eine disziplinarische Maßnahme als Reaktion auf unsportliches Verhalten am Tisch ist nicht unwahrscheinlich. Ersetzen wird den Grenzauer die Nachwuchshoffnung Eduard Ionescu, der sich beim WTT Youth Contender gegen den Deutschen Mike Hollo durchsetzen konnte. Weitere Auffälligkeiten: Im Aufgebot Russlands fehlt Alexander Shibaev, die Ukraine wird ohne den Olympia-Qualifikanten Kou Lei antreten.
Niederlande nur mit Eerland dabei
Im Damen-Einzel hat Frankreich die Überraschungssiegerin des Olympia-Qualifikationsturnier Prithika Pavade nominiert. Man darf gespannt sein, ob sie in Warschau erneut für Furore sorgen wird. Die für gewöhnlich größten Konkurrentinnen des deutschen Nationalteams aus Rumänien setzen auf ihr etabliertes Führungstrio bestehend aus Elizabeta Samara, Bernadette Szöcs und Daniela Monteiro-Dodean. Weitere Titelkandidatinnen sind Li Qian aus Polen, Fu Yu aus Portugal oder Sofia Polcanova aus Österreich. Größere Überraschungen in den Meldungen sind nicht zu verzeichnen, es ist lediglich auffällig, dass Britt Eerland alleinige Vertreterin der Niederlanden sein wird. Eine Li Jie oder Kim Vermaas sucht man vergeblich.
Das Teilnehmerfeld verspricht Hochspannung: In allen Konkurrenzen sind die möglichen Sieger vollkommen offen. Wie es für europäische Turniere typisch ist, gilt: Jeder kann jeden schlagen. Das macht die EM in Warschau zu einer idealen Vorbereitung für die Olympischen Spiele in Tokio.
Die deutschen Nominierungen im Überblick:
Herren-Einzel:
Timo Boll
Dimitrij Ovtcharov
Patrick Franziska
Benedikt Duda
Ruwen Filus
Herren-Doppel:
Timo Boll/Patrick Franziska
Dang Qiu/ Benedikt Duda
Damen-Einzel:
Han Ying
Petrissa Solja
Shan Xiaona
Nina Mitelham
Sabine Winter
Damen-Doppel:
Shan Xiaona/Petrissa Solja
Nina Mittelham/Sabine Winter
Mixed-Doppel:
Patrick Franziska/Petrissa Solja
Dang Qiu/Nina Mittelham
Text: Ludger Santel
Bild: Johannes Gohlke